Fundbestand HtGM 3-1

Klaus A.E. Weber

 

15. Mai 2023

 

Im Bergdorf Hellental konnte an Hand von Geländespuren und zahlreichen Bodenfunden, die oberhalb des nördlich gelegenen Berghanges der neuzeitlichen Glashütte "Steinbeke" gefunden wurden, ein weiterer hoch- bis spätmittelalterlicher Glashüttenstandort ausgemacht werden anhand von verglasten Schlackenresten, feuergeröteten Buntsandsteinen, Ofenresten mit glasiger Oberfläche und Glashafen-Fragmenten (Mündung/Wandung).

Bei der fragmentierten Haushaltskeramik handelt es sich vermutlich um Irdenware aus der mittelalterlichen Töpferkolonie/Dorfwüstung „Seypressen“ im „Sippscher Feld“ bei Duingen im Pottland ⦋1⦌⦋4⦌⦋5⦌⦋6⦌ oder aber aus der im 12. Jahrhundert am Solling entstandenen Produktionsstätte Bengerode (Wüstung) [8].

 

Mittelalterliche Waldglashütte

„Zum Winkel“ in Hellental

Mitte 12. bis Anfang 13. Jahrhundert

Schulterfragment mit Riefen

kommaförmige rötliche Bemalung

(Engobe mit Eisenoxid)

in pingsdorfartiger Manier

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mittelalterliche Waldglashütte

„Zum Winkel“ in Hellental

 Mitte 12. bis Anfang 13. Jahrhundert

Fragmente heller, gelbtoniger

Irdenware mit feinkörniger

Sandmagerung

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Objektgruppe Glas

mittelalterliches Alkaliglas

  • Glastropfen/Glaskügelchen/Glasfäden aus Kalium-reichem Grünglas

  • keine Hohl- oder Flachglasscherben

 

Objektgruppe Keramik

 

Technische Keramik

Glasschmelzgefäßscherben:

  • 2 Glashafen-Fragmente aus hellgrau gebrannter, freihändig geformter Feuerfestkeramik mit nach innen einziehenden Randlippen; Wandungsstärke: 20-22 mm

 

Gebrauchskeramik

Kugeltöpfe als Koch- und Vorratsgefäße

  • helle grautonige, fast weiße Irdenware

  • Lippenränder, dabei ein Lippenrand mit Schulter eines größeren Gefäßes mit drei Finger aufgebrachten kurzen, bogig schrägen Bündeln auf der Schulter mit Riefen, kommaförmige rötliche Bemalung (Engobe mit Eisenoxid) in pingsdorfartiger Manier rheinischer Keramik ⦋2⦌⦋3⦌⦋4⦌

  • seifige, feine helle gelbtonige Irdenware mit feinkörniger Sandmagerung ⦋4⦌, ohne Malerei oder andere Zierelemente

  • schwarzgraue, härter gebrannte Irdenware, unverziert

  • rottonige Irdenware, unverziert

  • bleiglasierte Irdenware fehlt

 

Zum Vergleich:

Gefäßfragment aus

Pingsdorfer Keramik

FO: Bardowick

11. Jahrhundert

Museum Lüneburg

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Zum Vergleich:

Töpfergefäße

teils Pingsdorf-ähnlich

FO: Brunssum, Niederlande

12.-13. Jahrhundert

Rijksmuseum van Oudheden

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Objektgruppe Metall

  • schwerer amorpher Bleifladen aus grauem oxidiertem Bleioxid

 

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⦋1⦌ STEPHAN 1978, S. 329-335.

⦋2⦌ STEPHAN 1978, S. 334 Abb. 4.

⦋3⦌ STEPHAN 2012, S. 14 Abb. 3.

⦋4⦌ STEPHAN 2012, S. 18-19.

⦋5⦌ LEIBER 2012, S. 198.

⦋6⦌ STEPHAN 1987, S. 15, 350 Abb. IV.

[8] Persönliche Mitteilung von Johannes Klett-Drechsel am 20. Juni 2019 (Kunsttöpfer, Fredelsloh).