Farbigkeit archäologischer Waldglasfunde im Hellental
Klaus A.E. Weber
Die Farbigkeit aufgefundener archäologischer Glasfragmente ist auf Glaszuschläge in Form mineralischer Rohstoffe (Metalloxide) aus Montanregionen oder beigefügte Scherben sowie auf oxidierende bzw. reduzierende Schmelzbedingungen in der Glasofenatmosphäre zurückzuführen.
Es liegen für Waldglashütten im Umfeld des Hellentals unterschiedlich farbige Glasfragmente vor:
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hell- bis dunkelgrün
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hellbläulich
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kobaltblaus
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rot-braun
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braun
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bräunlich
- opak-rot
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violett
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gelblich
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farblos
Qualitative Untersuchung archäologischer Glasproben aus dem Hellental
Analyseergebnisse und deren Interpretation
Waldglasproben aus dem archäologischen Fundmaterial des HISTORISCHEN MUSEUMS HELLENTAL konnten mit der zerstörungsfreien Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA-Handgerät) an der Technischen Universität Clausthal qualitativ untersucht werden.[1]
Dabei handelte es sich um eine Probe (P1) von drei unterschiedlich farbigen Glastropfen (1 rotbraun / 1 grün / 1 bläulich) aus dem Herstellungsprozess der mittelalterlichen Waldglashütte „Bremer Wiese“ {HtGM 2-1} um 1200 und um eine Probe (P2) eines kobaltblauen Hohlglasfragmentes der frühneuzeitlichen Waldglashütte „Oberes Hellental“ {HtGfN 1-1} im 1. Drittel des 17. Jahrhunderts.
P1 │ Mittelalter │ um 1200
Alle drei hochmittelalterlichen Glastropfen der Waldglashütte „Bremer Wiese“ {HtGM 2-1} waren hinsichtlich ihrer glasbildenden Hauptelemente Calcium-reich (Ca) und Kalium-arm (K) - im Verhältnis etwa 4-5:1.[2]
Die RFA-Ergebnisse weisen auf die Veraschung von Buchenstämmen mit Ästen und Zweigen bei der Herstellung des hochmittelalterlichen Glastyps Holzasche-Glas hin.
Bei BERGMANN [3] fand sich ein vergleichbar hohes CaO/K2O-Verhältnis von 4,19 bei der Analyse eines romanischen Glasscheibenfragmentes (hellgrünes Holzasche-Glas), welches bei Grabungen in der Krypta (um 1100) des Paderborner Doms (Fragment Pad 19) geborgen werden konnte.
Nach WEDEPOHL [4] wies frühmittelalterliches Holzasche-Glas ein höheres CaO/K2O-Verhältnis auf „als das spätere hochmittelalterliche, weil offenbar früh das Holz von Bäumen mit viel Zweigen verbrannt worden ist“.
Entgegen des anhand von Fundmaterial vermuteten Zusatzes von Blei bei der Glaserzeugung jn der Waldglashütte „Bremer Wiese“, konnte hier der Nachweis von Blei (Pb) nicht geführt werden.
Bei den Metallen, die für die Farbgebung eine Rolle spielen, ließen sich keine signifikanten Mengen nachweisen (alle < 1%).
- Im rotbraunen und grünen Glastropfen waren vorherrschend Eisen (rund 1% Fe) und weit weniger Mangan (Mn) nachzuweisen.
Es ist zu vermuten, dass die Farbe mit den Wertigkeitsstufen zusammenhängt.
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Der bläuliche Glastropfen enthielt etwas Zink (Zn) mit 1000-2000 ppm, Eisen (Fe) mit ca. 6000 ppm (vermutlich himmelblau färbendes zweiwertiges Eisen) und Mangan (Mn) mit ca. 1500 ppm, aber keine signifikanten Kobaltmengen (Co) mit < 200 ppm (Bereich der Nachweisgrenze).
- Kupfer (Cu) war ebenfalls nicht nachweisbar.
P2 │ Frühe Neuzeit │ 1. Drittel 17. Jahrhundert
Das kobaltblaue Hohlglasfragment der frühneuzeitlichen Waldglashütte „Oberes Hellental“ {HtGfN 1-1} war ebenfalls Ca-reich und relativ K-arm, was ebenfalls auf die Verwendung von Buchenasche hindeutet.
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Mit 1000-1200 ppm war Kobalt (Co) deutlich nachweisbar zusammen mit Arsen (As) mit 5000 - 6000 ppm, was auf den Einsatz von Kobaltarseniderzen wie Skutterudit (CoAs3) hinweist.
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Nickel (Ni) lag unter der Nachweisgrenze.
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Auch konnte kein Nachweis von Blei (Pb) geführt werden.
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Anteile von Eisen (Fe) und Mangan (Mn) waren ebenfalls sehr gering (< 200 ppm).
- Auch hier war Kupfer (Cu) nicht nachweisbar.
Das Kobalterz dürfte wohl aus dem Richelsdorfer Gebirge stammen, das zu den an Bodenschätzen reichsten Gebieten in Hessen zählt.
Seit dem 15. Jahrhundert gab es Bergbau im Richelsdorfer Gebirge, einer Landschaft im Umfeld der Bergstädte Sontra und Nentershausen in Nordhessen.
Im Wesentlichen wurden hier die Mineralien Kupfer, Kobalt und Schwerspat (Baryt) mit dem Schwerpunkt Kupfer abgebaut.
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[1] Qualitative RFA-Analyse vom 01. August 2023 durch den Diplom-Mineralogen Dr. Wilfried Ließmann, Institut für Endlagerforschung/FG Lagerstätten und Rohstoffe der Technischen Universität Clausthal. Zuvor Unterredungen am 22. November 2022 und 21. Juni 2023 mit Hinweis auf das norwegische Blaufarbenwerk Modum und die hessischen Blaufarbenwerke Carlshafen.
[2] Verhältnis von Calciumoxid (CaO) zu Kaliumoxid (K2O).
[3] BERGMANN 2008, S. 126, 130-131, Tab. 11, Zeile 7.
[4] WEDEPOHL 2012. S. 125.