Zur Farbigkeit archäologischer Glasfunde
Klaus A.E. Weber
Die Farbigkeit aufgefundener archäologischer Glasfragmente ist auf Glaszuschläge in Form mineralischer Rohstoffe (Metalloxide) aus Montanregionen oder beigefügte Scherben sowie auf oxidierende bzw. reduzierende Schmelzbedingungen in der Glasofenatmosphäre zurückzuführen.
Es liegen Glasfragmente vor aus
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hell- bis dunkelgrünem Glas
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kobaltblauem Glas
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opak-rotem Glas
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braunem Glas
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violettem Glas
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gelblichem Glas
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bräunlichem Glas
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grüngrauem Glas
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farblosem Glas
Cobaltblaues Glas
„Cobaltblau ist ein sehr intensiver Farbkomplex von vierfach koordinierten Co2+-Ionen, der auch in sehr geringen Konzentrationen andere Farben zu überdecken vermag“, wobei vor allem Kupfer(II)ionen eine farbgebende Rolle spielen.[1]
Für die tief blau gefärbten, leicht gebogenen Glassplitter (Cobaltglas) wurde als färbende Glaskomponente vor allem Cobalt(II)-oxid, aber auch Kupferoxid eingesetzt.
Da beide Metalloxyde im Solling nicht natürlicherweise vorkommen, können sie von der Glashütte nur durch Fernhandel bezogen worden sein.
Als hauptsächliche Herkunftsgebiete für das in jener Zeit verwendete Cobaltoxid kommen folgende Lagerstätten in Frage [2]
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Sachsen mit der Bergbaulandschaft Schneeberg im nordwestböhmischen Erzgebirge
- Nordhessen mit dem Richelsdorfer Gebirge und der davon nördlich gelegenen Bergstadt Sontra, wo u.a. Kobalt und Kupfer abgebaut wurde
Auch ist die Auskunft [3], das Cobaltoxid stamme aus der Montanregion Harz (Oberharzer Bergbau), nicht ganz von der Hand zu weisen.
Eine nordhessische Herkunft könnte unter der Annahme favorisiert werden, dass der Hafenton zur Anfertigung der Glasschmelztiegel aus dem nordhessischen Großalmerode bezogen wurde und somit die etablierte Fernhandelsbeziehung auch für die Beschaffung von Cobaltoxid genutzt werden konnte.
Opak-rotes Glas - geheimnisvoll
Nur mit hohem handwerklichem Geschick und technologischem Wissen konnte opak-rotes Glas unter Verwendung von metallischem Kupfer hergestellt werden.
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[1] DRÜNERT/MÖNCKE/ZACHARIAS 2022, S. 160-161.
[2] Persönliche Unterredung am 22. November 2022 mit Dr. Wilfried Ließmann, Institut für Endlagerforschung, FG Lagerstätten und Rohstoffe der TU Clausthal.
[3] Persönliche Mitteilung von Ursula Rempel, Abteilung Glashüttenwesen des Glas- und Hüttenmuseums Wieda, vom 15. Juni 2022.