Benediktinerabtei Bursfelde
Klaus A.E. Weber
Das Kloster Bursfelde ist eine ehemalige Benediktinerabtei mit romanischer Doppelkirche an der Mündung der Nieme in die Weser.
Der Tagesablauf der Bursfelder Benediktinermönche war einst gestaltet von Gebet, Gottesdienst, Lektüre und Meditation in der Nachfolge Christi.
Ehemaligen Benediktinerabtei Bursfelde
Westansicht
April 2023
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Die Geschichte des Benediktinerklosters an der Weser gestaltete sich recht wechselvoll.
Einst wurde das Benediktinerkloster als adeliges Hauskloster von dem einflussreichen Grafen Heinrich von Northeim (um 1055 - 1101) gestiftet, der wegen seines gut gefüllten Geldbeutels den Beinamen „der Fette" oder „der Reiche" erhielt.
Hierzu verweist FLECKMANN [2] darauf, dass eine auf das Jahr 1093 datierte Urkunde gefälscht ist und berichte, „dass Graf Heinrich (der Fette) von Northeim und seine Gemahlin Gertrud von Braunschweig unter Mitwirkung des Erzbischofs Ruthard von Mainz Bursfelde als Hauskloster und Grablege für das Northeimer Grafengeschlecht gegründet und mit dem von dem Edelherrn Albert von Gieselwerder erworbenen Gut Miminde dotiert hatten“.
Benediktinermönche aus dem nahegelegenen Kloster Corvey errichteten im Auftrag des Northeimer Grafen Heinrich die Klosteranlage.
Obgleich das Kloster reich dotiert war, kam es im Spätmittelalter, wie auch andernorts, zu einer schweren äußeren Krise bei sinkender Wirtschaftskraft und innerem Niedergang, verstärkt seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und bis weit in das 15. Jahrhundert andauernd.[2]
Tumba und Sarkophag-Platte
Klosterkirche
vermutlich 15. Jahrhundert
April 2023
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Bursfelder Benediktinerkongregation
Zur Reformierung des Klosters Bursfeld und Gründung des Ordenverbandes der Bursfelder Kongregation einschließlich deren Auswirkungen im 15. Jahrhundert wird auf die zusammenfassenden Ausführungen von FLECKMANN [3] verwiesen.
Eine Urkunde auf Pergament zur Bursfelder Kongregation ist auf den 11. März 1446 datiert.[4]
In diesem Zusammenhang ist bei der Rückbesinnung auf die Grundlagen der Benediktsregeln hervorzuheben, dass neben einer ausgedehnten Bautätigkeit innerhalb des Klosterbezirks in den 1440er Jahren mit dem Aufbau einer klostereigenen Bibliothek begonnen und deren Bestand kontinuierlich erweitert wurde.
Neben einem klösterlichen Skriptorium bestand eine klostereigene Buchbinderwerkstatt.
Grundriss der Benediktiner-Abteikirche [1]
Zustand um 1140 (unten) und 1180
Rekonstruktion nach H. Schmidt
Die Klosterkirche
Ost- und Westkirche
Der Gründungsbau, der Westteil der heutigen Kirche, soll im Jahr 1093 als dreischiffige Basilika fertig gestellt worden sein.
Die Klosterkirche wurde im Jahr 1101 zur Grablege des in Friesland gewaltsam zu Tode gekommenen Stifters Heinrich von Northeim, an den in der Kirche eine vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Tumba und Sarkophag-Platte aus Sandstein erinnern.
Als die Kirche für die Mönche zu klein wurde, ließ Richenza von Northeim (um 1087-1089 - 1141), Tochter des Grafen Heinrich und seit 1133 Kaiserin, um 1135 den langgestreckten Chorraum anbauen (heutige Ostkirche).
Romanisches Westwerk der Klosterkirche
St. Thomas und St. Nikolaus │ um 1180
April 2023
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Um das Jahr 1180 entstand die Turmanlage mit zwei Türmen, das Westwerk.
Der ursprüngliche Kreuzgang ist nicht mehr erhalten.
Blick in die Westkirche
April 2023
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Den Innenraum der Westkirche kennzeichnen
-
ein dreischiffiges, flachgedecktes Langhaus, um 1100
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ein sächsischer Stützenwechsel, um 1100
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eine Empore über einer Doppelarkade, um 1160-1180
- Wandmalereien, Mitte 15. Jahrhundert.
Blick in die Ostkirche
April 2023
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Die Ostkirche ist im Innenraum gekennzeichnet durch
- einen dreischiffigen, flachgedeckten, langgestreckten Chorraum, um 1135
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eine hohe Sockelmauer mit einfachem Stützenwechsel der Zeit um 1130-1140
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überlebensgroße Heiligen- und Apostelfiguren, Mitte 15. Jahrhundert
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eine Kreuzigungsgruppe
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Wandmalereien im Obergaden, Mitte 15. Jahrhundert
-
einen Radleuchter.
Die figurale und ornamentale Ausschmückung
Dass im Mittelalter Bursfelde ein wichtiger Handelsplatz an der Weser war, belegt im Obergaden des Chorraums an der Kirchennordseite ein Fresko von St. Nikolaus als Namenspatron der Kirche und als Schutzheiligen der Seefahrer, Binnenschiffer und Händler.
Das Fresko (ungeklärte Datierung) nahe der Apsis zeigt St. Nikolaus mit Bischofshut, Bischofsstab und segnender rechten Hand mit einem Schiff in der Linken.
St. Nikolaus
Namenspatron der Klosterkirche
Fresko im nördlichen Obergaden
Chorraum der Ostkirche
April 2023
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Erzengel Michael mit Lanze
Fresko unter der Empore in der Westkirche
alter Haupteingang der Klosterkirche
April 2023
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Passionsfrömmige Darsatellung
der Geißelung Christi
nach Matthäus und Johannes
Wandmalerei an Quermauer
südliches Seitenschiff der Westkirche
April 2023
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] Abb. aus THÜMMLER 1966, S. 172 Fig. 7.
[2] FLECKMANN 2000, S. 212.
[3] FLECKMANN 2000, S. S. 212-226.
[4] HUMBURG/SCHWEEN 2000. Katalog Nr. 102, S. 386-387.