Sozis und Nazis unter den Waldarbeitern

Klaus A.E. Weber

 

"Als damals Waldarbeiter in den Lönskrug geholt wurden ... sie sollten dort ordentlich Schläge kriegen."

 

Zusammengefasst nach Zeitzeugenberichten

Nach den Zeitzeugenberichten [1] gab es in Hellental früher zwei politische Richtungen:

  • bekannte Gewerbetreibende und Bauern des Dorfes bei der Deutschnationalen Volkspartei, 1933 in der NSDAP aufgegangen.

  • während des Ersten Weltkrieges oder danach SPD-Mitglieder

die sich nicht nur gegnerisch, sondern feindlich gegenüberstanden.

 

SA-Schlägertrupp aus Bevern wütet in Hellental

Wie 1933/1934 die Säuberungsaktion der Nazis begann, kam ein Kommando von Bevern, wo sich ab 1933 im Schloss eine SA-Sportschule befand.

Der uniformierte Schlägertrupp wollte die alten Sozialdemokraten wegholen.

Das haben sie aber nicht durchgeführt, sondern sie haben sie in die Wirtschaft geholt und haben sie misshandelt.

Es waren von Hellental auch welche dazwischen. Ich weiß auch alle wer, aber …

Da haben sie einen Waldarbeiter so kaputt geschlagen.

In der Sängerstube auf dem Saal haben sie ihn so verdroschen … und ihn blutend im Laken gehabt.

Der war so kaputt, dass er überhaupt nichts anziehen konnte. Der sah sich nichts mehr ähnlich. Und einen weiteren Waldarbeiter hatten sie auch schon geholt …

Da ist einer aus dem Dorf gekommen, der ist dazwischen gegangen.

Auch ein älterer Waldarbeiter.

Der hat gesagt, das gibt es nicht mehr.

Die wollten alle, alle wollten sie schlagen.

 

SPD und NSDAP bei den Waldarbeitern

Ja, die waren alle SPD.

Die waren ja schon von früher her so, die Väter und alle.

Als damals Waldarbeiter in den Lönskrug geholt wurden ... sie sollten dort ordentlich Schläge kriegen.

 

SPD-Mitgliedschaft

Mitglieds-Buch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Bezirk Hannover │ Unterbezirk Oberweser

Waldarbeiter Georg Albert August Timmermann (1901-1975 in Hellental).

SPD-Mitglied vor 1933: von 1924 bis 1933  │ der SPD wieder beigetreten am 01. Dezember 1945

[hmh Inv.-Nr. 3018

 

© Historisches Museum Hellental

 

NSDAP-Mitgliedschaft

Eines der wenigen versteckt erhalten gebliebenen, nicht (durch Verbrennen) beseitigten Dokumente der Mitgliedschaft bei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) eines Hellentaler Bürgers ist das ausgestellte Zeitzeugnis des Mitgliedsbuch des Forstwarts/Waldarbeiters und SA-Oberscharführers im Sturm 6/230 Karl Julius Hermann Greinert (* 10. August 1891 in Hellental, † nach 1944).

1933

Julius Greinert trat am 01. Mai 1933 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bei.

1939

Mitgliedschaft in der SA-Gruppe (Sturmabteilung) Niedersachsen mit dem Dienstgrad eines „Oberscharführers“ im Sturm 6/230

 

Mitgliedsbuch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei

der Reichsleitung München, Ausgabe 1935 - mit einem Vorwort von Adolf Hitler, München, den 9. Januar 1927

für den Forstwart Karl Julius Hermann Greinert

Nr. 31 82746

eingetreten am 01. Mai 1933, in München bestätigt am 25. November 1935

zugleich Personal-Ausweis

ausgestellt am 01. Februar 1936 von der Ortsgruppe Heinade

mit Sitz der Ortsgruppenleitung in Braak

[hmh Inv.-Nr. 3019

 

NSDAP-Mitgliedsbuch

und Personal-Ausweis

als Buchausgabe von 1935

Forstwart Karl Julius Hermann Greinert

© Historisches Museum Hellental

 

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[1] Archiv des Historischen Museums Hellental.