Blick ins Bodenarchiv

Klaus A.E. Weber

 

Bislang konnten keine historischen Aktenunterlagen zur Baugeschichte und zum Betrieb der Glashütte aufgefunden werden.

Auch fehlen umfangreiche glastechnische Bodenfunde für den Hüttenplatz, da bislang keine planmäßigen wissenschaftlich begleiteten Grabungskampagnen der Bodendenkmalstellen von der archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Holzminden durchgeführt wurden, etwa vergleichbar mit jenen in Holzen am Ith oder in der Hilsregion bei Grünenplan.

Heute kann die ehemalige Hüttenstelle als völlig zerstört und eingeebnet angesehen werden.

So ist es auch nicht mehr nachvollziehbar, welche genaue flächenmäßige Ausdehnung die ehemalige Glashütte „Steinbeke“ hatte bzw. wo und wie viele Glasöfen auf dem Hüttenplatz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts betrieben wurden.

Es wurde berichtet, dass von spielenden Kindern zu Anfang der 1960er Jahre eine Vielzahl nicht näher beschriebener Reste geschmolzener Glasmassen, Glasschlacken und Glasscherben im Bereich der Grünparkanlage gefunden wurden, ebenso - nach persönlichen Mitteilungen - Glas- und Hafenscherben bei der Kanalverlegung in der Hauptstraße in Höhe der Parkanlage.

In Verkennung ihrer Bedeutung wurden diese Bodenfunde jedoch nicht dokumentiert und archiviert.

 

Glashütte Steinbeke

1. Hälfte 18. Jahrhundert

Areal des überbauten

und eingeebneten

Betriebsgeländes

März 2018 │ Dezember 2020

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Ende Juni 2003 bestand durch Auskofferungsarbeiten im Rahmen der Erweiterung und des Umbaus der Sozialräume des Dorfgemeinschaftshauses (Verlängerung des alten Quergebäudes der ehemaligen Dorfschule) erstmals die Möglichkeit, kurzfristig nach den wenigen verbliebenen archäologischen Spuren des ehemaligen Hüttenstandortes „Steinbeke“ systematisch zu suchen (ohne Feldvermessung oder Grabung).

Dabei konnten durch Dr. Klaus A.E. Weber und weiteren Mitgliedern der Arbeitsgruppe Hellental des Heimat- und Geschichtsvereins für Heinade-Hellental-Merxhausen e.V. als Streufunde im Bodenaushub sowie in der anthropogenen Schwarzdecke mehrere Kleinfunde geborgen werden.

 

Glashütte Steinbeke

1. Hälfte 18. Jahrhundert

Angeschnittene Profilwand

Bodenaushub und Schichtprofil

mit Fundobjekten

Juni 2003

© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Fundobjekte mit Quellenwert waren vornehmlich

  • Glasfragmente (grünes wie auch farbloses Glas)
  • Hafenscherben
  • wenige Glastropfen
  • vereinzelt verkohlte Holzstücke.

 

Schichtenverzeichnis Baugrube am Schulhof (in cm):[1]

  • 0,05/Quartär Holozän/Schwarzdecke, Asphalt

  • 0,95/Quartär Holozän/Schluff, stark feinsandig, kiesig, steinig/Boden, Mutterboden/schwach feucht (bodenfeucht), steif

  • mind. 1,50/Quartär Pleistozän? / Feinsand, schluffig, kiesig, steinig, Blöcke/Fließerde/braun, rotbraun/schwach feucht (bodenfeucht)

 

Am 22. Juni 2003 konnte durch Mitglieder der Arbeitsgruppe Hellental des Heimat- und Geschichtsvereins Heinade–Hellental-Merxhausen in der vom Bagger angeschnittenen Profilwand der anthropogenen Schwarzdecke (bei etwa 0,35 m), der typische Fließerde folgte, zwar in geringer Funddichte, aber an zwei Stellen hangseitig verdichtet, mehrere Kleinfunde geborgen werden.

Teilweise waren Hafenreste auch angeschnitten oder zerstört worden.

Alte Bauschichten und -befunde oder Ziegelbruchstücke aus der frühneuzeitlichen Gründungsphase der Glashütte waren nicht zu erkennen.

Vergleichbare Kleinfunde konnten in geringer Anzahl auch an der Oberfläche des steinigen Bodenaushubes als Streufunde abgelesen werden (siehe oben).

Da es an Glashütten üblich war, Glasbruch einzuschmelzen, erscheint es plausibel, dass in dem beschriebenen Areal nur wenige Glasscherbenreste gefunden wurden.

Damit konnte das Areal des ehemaligen Schulgartens in unmittelbarer Nähe zum heutigen Dorfgemeinschaftshaus als einer von weiteren anzunehmenden Glasofenstandorten der Grünglashütte „Zur Steinbeke“ erstmals als hinreichend wahrscheinlich durch profilständige Kleinfunde belegt werden.

Zumindest dieser Glasofenplatz wurde später mehrphasig überbaut.

Die Kleinfunde waren, insgesamt gesehen, wenig ergiebig und zeigten bei der in situ Fundsituation im Bodenaushub und -aufschluss keine solche erkennbaren Umgebungsbedingungen bzw. -veränderungen auf, die den Aufwand einer facharchäologischen Untersuchung vor Ort oder gar eine wissenschaftliche Grabung gerechtfertigt hätten.

Zudem stand wegen der laufenden Baumaßnahmen nur wenig Zeit für die Fundbergung und Bodenuntersuchung zur Verfügung.

Darüber hinaus konnten vom Autor im Frühjahr 2003 auch wenige einzelne Kleinfunde

  • hellblaue, blau-graue, grünlich-weiße Glasschmelzstücke

oberflächennah im Saumbereich der Parkanlage als Streufunde abgesammelt werden.

  • Ein Fund konnte hierbei als Hafenboden mit kobaldhaltiger Glasschmelze gedeutet werden.

Zudem wurden in den Folgejahren Kleinfunde in Form von kleinen Glas- und Hafenscherben dem Autor von Hellentaler Bürger*innen zur Verfügung gestellt.

Andere materielle Hinterlassenschaften sind bis heute nicht verfügbar, wie beispielsweise Schmelz- und Arbeitshäfen, Schmelztiegel, Gießschalen, Baumaterialien, Keramik, Rohstoffe oder mineralische Zusätze für die Glasproduktion.

 

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[1] Schichtenverzeichnis nach Dr. Axel Mickein, Geologe (01/2004).