Glasmacherpfeifen

Klaus A.E. Weber

 

Glasmacherpfeifen dienen zum Blasen von Zylindern für die Herstellung von Flachglas und von Hohlgläsern.

Die gewiss aus bestem Stahl gefertigten Blasinstrumente waren infolge des Dauergebrauchs im Feuer mit der anhaftenden glühenden viskosen Glasmasse extrem starken Beanspruchungen ausgesetzt und mussten nach einiger Zeit abgeschnitten und erneuert werden.“[1]

Der Originalfund einer wahrscheinlich kompletten Glasmacherpfeife (korrodiertes Eisenrohr, ohne Holzeinfassung) der Waldglashütte „Oberes Hellental“ gelang am 23. Mai 2018 im Nahbereich der zuvor beschriebenen Abwurfhalde in etwa 20 cm Bodentiefe.[2]

  • Länge: 90,5 cm

  • Gesamtgewicht: 720 g

  • Durchmesser außen: 1,3 cm

  • Durchmesser innen (hohler Zylinder): Ende zum Mundstück (Einblasöffnung): 0,4 cm │ gegenständiges Ende ("Arbeitsöffnung"), zersplissen: 0,7 cm [3]

In seinem Buch „De re metallica libri XII“ (12. Buch: Von den Salzen und vom Glas) gibt Georgius Agricola (1494-1555) für die Länge einer frühneuzeitlichen Glasmacherpfeife „3 Fuß“ an, woraus sich eine Pfeifenlänge von etwa 87 cm ergibt.[4]

 

Waldglashütte

"Oberes Hellental"

1. Drittel 17. Jahrhundert

In ganzer Länge erhaltene

Glasmacherpfeife (Eisen)

korrodiert

ohne Holzeinfassung

Mundstück (Einblasöffnung)

gegenständiges Ende ("Arbeitsöffnung")

zersplissen

© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Zudem waren bereits im Vorfeld mit der ersten Bodenuntersuchung drei Endstücke von Glasmacherpfeifen als zersplissene, spröde und daher abgeschnittene Pfeifenspitzen (Eisen, korrodiert) im Bereich der Abwurfhalde der Waldglashütte „Oberes Hellental“ aufgefunden worden [5]:

  • Länge: 8,2 cm │ 6,8 cm │ 5,5 cm

  • Durchmesser außen: 1,2 cm │ 1,3 cm │ 1,5 cm

  • Durchmesser innen (hohler Zylinder): 0,4 - 0,7 cm

Permanenter Temperaturwechsel führte dazu, dass die Spitzen der eisernen Glasmacherpfeifen spröde wurden.[6]

Nach Abtrennung der unbrauchbar gewordenen Pfeifenspitze konnte die Glasmacherpfeife weiterbenutzt werden.

 

Waldglashütte

"Oberes Hellental"

1. Drittel 17. Jahrhundert

Endstücke

Glasmacherpfeifen (Eisen)

abgeschnittene Pfeifenspitzen

korrodiert, zersplissen, spröde

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] DBU 2018, S. 133.

[2] Erstuntersuchung im Spätfrühjahr 2006; Nachuntersuchung des Bereiches der Abfallhalde (in ca. 8 m Abstand zur Geländekante der Abfallhalde) durch Dr. Klaus A.E. Weber (Hellental) mit Michael Begemann (Holtensen/Einbeck) am 23. Mai 2018.

[3] Bearbeitung und Konservierung durch Michael Begemann (Holtensen/Einbeck) im Juli 2021.

[4] AGRICOLA 1556, S. 506.

[5] vergl. DBU 2018, S. 132 Abb. 97, 133.

[6] STEPPUHN 2006, S. 84.