Wirtshaus zu Schorborn - Dorfkrug Ass.-№ 29

Klaus A.E. Weber

 

Trotz mehrfacher Umnutzung und moderner Ausgestaltung des alten Dorfkruges sind noch heute typische Architekturformen und restaurierte Details seiner bürgerlich-barocken Bauzeit zur Mitte des 18. Jahrhunderts gut erkennbar.

 

Blick auf den umfassend sanierten Dorfkrug von 1742/1749

Haupthaus des Schorborner Therapiezentrums „Neues Land“ │ November 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Krug-Gebäude № 29 mit Stallung № 29a │ um 1795

Auszug aus dem "Plan der Glashütte zu Schorborn 1795" [5]

 

Ausschnitt aus dem kolorierten Schorborner Kartenriss von 1832

mit Benennung des Kruges [6]

 

Historischer Irrtum

Fehlerhafte Datierung „1742“ anstelle „1749“

Angeblich soll das Krug-Gebäude in Schorborn als erstes Haus entstanden sein, also bereits zwei Jahre vor Baubeginn der fürstlichen Glashütte.[1][4]

Nach einer Ausführung von BLOSS aus dem Jahr 1950 [4] weise die Inschrift über dem Türsturz am Eingang des Hauses die Jahreszahl 1742 aus.

Seither wird daher wohl fälschlicherweise angenommen, dass es das älteste noch erhaltene Gebäude von Schorborn sei.

Im Auftrag des herzoglichen Staatsministeriums inventarisierte der Kunsthistoriker Dr. Franz Hilmar Karl Steinacker (1872-1944) im Herzogtum Braunschweig um 1900 auch die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden.

Bei dem im Amtsgerichtsbezirk Stadtoldendorf liegenden Dorf Schorborn vermerkt STEINACKER 1907 [8], also rund ein halbes Jahrhundert zuvor, eine Hausinschrift „am Krug 1749“.

Danach ist davon auszugehen, dass das Krug-Gebäude erst 1749, also sieben Jahre später als bislang angenommen, errichtet wurde.

Um 1795 trägt das Krug-Gebäude die Ass.-№ 29.

Bei fehlenden Gründungsakten sind letzte Fragen nicht abschließend zu beantworten.

 

 

ALLES WAS MEIN TVN VND ANFANG IST

DAS GESCHEHE IN NAMEN HER * IESUSKRIST

IOHAN CKONRATH * SEITZSZ*

ANNO 1742 (oder 1749)

 

Inschriftenstein nach der Renovierung │ August 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Der Seitz'sche Krug

Wie die restaurierte Inschrift über dem Buntsandstein-Türsturz des ursprünglichen Wirtshauseingangs belegt, war der wohlbemittelte Strecker Johann Conrad Seitz (1724-1794) als Glasmacher zugleich der erste Krugwirt.

Heute erinnert am Gebäudeeingang an den "Strecker + Krugwirt Johann Conrad Seitz" eine Buntsandstein-Tafel von 1990.

Johann Conrad Seitz wurde am 16. April 1724 (errechnet) geboren und verstarb am 20. August 1794 in Schorborn.[2]

Zu seinen Eltern schweigen die genealogischen Quellen.

Die hervorgehobene Stellung des Krügers unterstreichen Patenschaften bei seinen in zweiter Ehe (∞ 1777) geborenen Kinder (1778-1793):

  • "Gevattern die Frau Revisor Seebaß, Conrad Grupen Ehefrau, Johann Nikolaus Fleischhauer von hiesiger Hütte und der Hr. Förster Langheldt von Schießhaus"

  • "Gevattern der Schulmeister Johann Conrad Wiedenbach, der Steinvogt Johann Cornad Grupe, Hr. Nickolaus Fleischhauers Ehefrau und Mstr Rudolph Heinrich Seitz Ehefrau von hiesiger Fabruic"

Eine Akte aus dem Jahr 1753 weist die "Anlegung eines Wirtshauses zu Schorborn und Erwerb von Grundstücken auf Erbenzinsbasis durch den Strecker Seitz" aus.[2]

 

 

DIESES HAUS WURDE

1742 {?}

VOM STRECKER + KRUGWIRT

JOHANN CONRAD SEITZ

ERBAUT UND IST DAS ÄLTESTE

GEBÄUDE IN SCHORBORN

1140 SCHORBORN 1990

 

Erinnerungstafel von 1990 │ Februar 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Seit 1981 Haupthaus des Schorborner Therapiezentrums „Neues Land“ e. V.

Ab 1976 wurde der alte, heruntergekommene Schorborner Dorfkrug als Therapiezentrum "Neues Land" im Zeichen der Christlichen Drogenarbeit auf- und ausgebaut.

Nach Abschluss der umfassenden Sanierungsmaßnahmen konnte im Januar 1981 in dem drogentherapeutischen Haupthaus die Arbeit als Therapiezentrum „Neues Land“ aufgenommen werden.[7]

Hierzu zählen auch die 1984 angekaufte alte Krugwirtschaft Helmer als Caféhaus „Schorborn Lädchen“ und seit 2001 das ehemalige Herrenhaus.

 

Ansicht des heute innen gelegenen Eingangs zum ursprünglichen Dorfkrug │ August 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] RAULS 1983, S. 317.

[2] NÄGELER 2013, Ziff. 1265, 1266.

[3] NLA WO, 4 Alt 4, Nr. 235.

[4] BLOSS 1950a, S. 17.

[5] NLA WO, 50 Neu 4 Nr. 3637

[6] NLA WO, 4 Alt 4 Nr. 242

[7] ENGELHARDT 2021.

[8] STEINACKER 1907, S. 199.