Glashütte "Am Lummenborn" im "Hellthall"

Klaus A.E. Weber

 

{HtGfN 1-2}

335 m üNN

1. Drittel 17. Jahrhundert - um 1624/1625

Um 1625 kam es - wie bei der Waldglashütte "Oberes Hellental" - wahrscheinlich zum Niedergang infolge eines räuberischen Überfalls mit Plünderung und Zerstörung auf der Suche nach lohnender Beute durch Truppen der katholischen Liga bzw. durch marodierende Söldner während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).

 

Archäologisches Denkmal

Fundstelle: Merxhausen 23, Heinade

ID: 36094768

 

Lage

Koordinaten der Fundstelle eingemessene GPS-Daten:

  • GPS-Einmessung – R: i.M. 35 41 150 │ H: i.M.57 40 875

Am Lummenborn

  • Forstabteilung: 69/70 VII Merxhausen

  • Forstamt Neuhaus

  • S 19 nach BLOSS [10] - „Untere Glashütte im Hellthal“ (um 1625)

  • DGK 5 Nr. 4123 - 34 Großer Ahrensberg

NLD – Archäologie NDK (09. August 2007)

Letzte Bearbeitung im NLD durch Wulf 08/2007

1) Lage, Name: Im mittleren Hellental unterhalb der Lummenbornquelle in SO-Hanglage (ULLRICH 12/2006)

2) Denkmalbeschreibung: Ausgedehntes Hügelsystem östl. des Bachlaufes in Wiese. Glas- sowie Schlackenfunde in unterschiedlich großen, meist flachen Hügeln, H. bis 0,5 m (LEIBER/ULLRICH 12/2006)

4) Datierung: 17. Jh. (LEIBER 12/2006)

7) Bewuchs/Nutzung: In Weideland (ULLRICH 12/2006)

8) Hinweise: Die Waldglashütte ist in der im Lageplan ausgewiesenen Fläche in das Verzeichnis der KD nach § 4 NDSchG aufgenommen (WULF 08/2007)

 

Fundstellen-Nummer

  • HtGfN 1-2

  • Identisch mit Bez. Arch. H Az.: 109/4223/10

  • Identifikationsnr.: 255/6079.00023-F

 

Datierung

  • 1. Drittel 17. Jahrhundert │ um 1624/1625

 

Nach STEPHAN [4]: 82

"Am Lummenborn etwa 2 km oberhalb des Dorfes Hellental liegt unterhalb einer ganzjährig schüttenden starken Seitenquelle der Helle auf Grünland in 335 m NN in Südosthanglage ein größerer Hüttenplatz mit mehreren fast völlig eingeebneten Hügeln.

Es liegen die üblichen hüttentechnischen Funde der frühen Neuzeit vor, sie legen eine grobe Datierung in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts nahe."

 

Fundumstand

  • prospektiert

 

Ausdehnung

  • größerer Hüttenplatz

 

Zustand

  • unter Wiese liegend

  • Weideland, frei von Bäumen und Sträuchern
  • 8 kartierte, fast völlig eingeebnete Hügel [9]

 

Befunde/Interpretation

  • Mehr-Ofen-Anlage

 

Funddokumentation

Finder: Dr. Klaus A. E. Weber, Christel Schulz-Weber (Hellental) am 15. Oktober 2006

Trotz der recht vagen Beschreibung von BLOSS [10], die nahe legt, dass er selbst keinerlei Untersuchung des vermeintlichen Hüttenstandortes vorgenommen hat, erfolgte - nach einer gezielten geografischen Vorbereitung durch Dr. Klaus A.E. Weber und Christel Schulz-Weber eine erste Geländeprospektion in der Forstabteilung 69 hangaufwärts entlang des flachen, teils steinigen Bachverlaufs des ganzjährig schüttenden Lummenborns.

Dabei konnte auf einem ausgedehnten Plateau einer extensiv genutzten Wiesenfläche der oben beschriebene Glashüttenstandort mit mehreren flachen Hügelstrukturen ausgemacht und einer ersten orientierenden Untersuchung unterzogen werden.

Hierbei konnten zunächst in mehreren Maulwurfshügeln kleinere Glasfragmente, verglaste Hafenscherben, verziegelter Hüttenlehm und einige wenige kleine Keramikscherben in einem Umkreis von 3 – 4 südwestlich gelegenen Hügelstrukturen gefunden und gesichert werden konnten.

16. Oktober 2006: Gemeinsame Kontrollbegehung mit dem Kreisarchäologen Dr. Christian Leiber, Dr. Klaus A.E. Weber (Hellental) und Mitgliedern der Archäologischen Arbeitsgruppe des Heimat- und Geschichgtsvereins Holzminden durchgeführt, mit weiteren oberflächennahen Bodenfunden und erster vorläufiger Bestätigung des frühneuzeitlichen Glashüttenstandortes (vermutlich erste Hälfte 17. Jh.) und der Annahme einer Werkssiedlung.

26. Dezember 2015: Begehung durch Dr. Klaus A.E. Weber, Christel Schulz-Weber (Hellental).

Hierbei ergab sich erstmals durch den Fund zweier Irdenware-Randstücke (glasiert/unglasiert) sowie insbesondere durch deutliche flächenhafte Bodenverfärbungen mit Hüttenlehm und verkohlten Holzresten ein mutmaßlicher Hinweis auf einen bereits zuvor vermuteten, etwa 20 m südwestlich der Ofenanlagen gelegenen, plateauähnlichen Wohnbereich.

 

Waldglashütte

"Am Lummenborn"

1. Drittel 17. Jahrhundert

Blick auf den Standort

der großen Glashütte

mittleres Hellental [2]

© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Eine Forstrechnung des Amtes Fürstenberg von 1624/1625 belegt zwei Glashütten "im Hellthall" - mit einem Jahreszins von 225 Talern (405 Gulden).[1]

Vor diesem archivalischen Hintergrund konnte im mittleren Hellental bei der ganzjährig schüttenden Lummenbornquelle ein ausgedehntes Flachhügelsystem auf einem beweideten Grünlandplateau lokalisiert und als frühneuzeitlicher Waldglashüttenstandort identifiziert werden.[2]

 

Waldglashütte

"Am Lummenborn"

1. Drittel 17. Jahrhundert

Zur Helle hin gerichteter Bachlauf

der ganzjährig schüttenden

Lummenbornquelle

© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Es konnten bei den unterschiedlich großen, fast völlig eingeebneten Flachhügeln für die frühe Neuzeit übliche glastechnische und gebrauchskeramische Funde gesichert werden.

Irdenes Alltagsgeschirr konnte anhand kleiner Fragmente innen grün, braun oder gelb glasierter Teller oder Schüsseln der renaissancezeitlichen Weserware, teils mit typischer alternierender Malhornverzierung, belegt werden, zudem auch graue Irdenware.

 

Mutmaßlicher Wohnbereich

Durch den Fund von Randstücken innen glasierter bzw. unglasierter Irdenware sowie insbesondere durch deutliche großflächige Bodenverfärbungen mit Hüttenlehm und verkohlten Holzresten besteht mutmaßlich ein Hinweis auf einen etwa 20 m südwestlich der Glasofenanlagen plateauähnlich gelegenen Wohnbereich.[3]

 

Literatur

BLOSS, OTTO: Die älteren Glashütten in Südniedersachsen. Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen. Bd. 9. Hildesheim 1977.

METZLER, ALF: Zur Inventarisation archäologischer Denkmale im Landkreis Holzminden. Jahrbuch Landkreis Holzminden. Bd. 5/6. 1987/88, 1988, S. 7-14.

WEBER, KLAUS A.E.: Waldglashütten in den Solling-Forsten des Hellentals. Beiträge zur Glashüttengeschichte im Solling vom 12./13. bis 18. Jahrhundert.

- Teil I Glashüttenforschung im Umfeld des Hellentals. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 1/2012, S. 14-21.

- Teil III Glashütten der Frühen Neuzeit im Umfeld des Hellentals - 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 3/2012, S. 13-22.

 

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[1] JÖRN/JÖRN 2007a, 99 (Fußnote 348), 156; JÖRN/JÖRN 2007b, 193 (W-27, lfd. Nr. 48, f. 152), 223-224 (W-17, 27, lfd. Nr. 48, f. 152), 257 lfd. Nr. 7 - Im Verlauf des 16./17. Jahrhunderts soll nach BLOSS im nordhessischen Kaufunger Wald auch der Glasmachername Drebing bzw. Drebingk auftreten sein.

[2] Glashüttenstandorte Hellental (Ht) / Solling – Waldglashütten │ Funddokumentation Nr. HtGfN 2-2 "Am Lummenborn" │ Fundstellen-Nr.: HtGfN 2-2.

[3] Begehung durch Dr. Klaus A.E. Weber (Ortsheimatpfleger Hellental), Christel Schulz-Weber (AG Hellental HGV-HHM) am 26. Dezember 2015.

[4] STEPHAN 2010, S. 527.

[5] KIECKBUSCH 2009, S. 20.

[7] Arbeitsbericht von MERIAN 1654, zitiert in: LEIBER 1994, S. 27-28.

[8] BLOSS 1977, S. 98-101; LEIBER 1994, S. 26-38; LEIBER 2003, S. 18-26; MYSKA 2005, S. 92-95; STEPHAN 2008, S. 125-131.

[9] Aufnahme/Zeichnung von S. Ulrich, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, 01/2007.

[10] BLOSS 1977, S. 88, 97.