Das Mesolithikum │ 9500-5500 v. Chr.
Klaus A.E. Weber und Nadja Lüdemann M.A.
Während des Holozäns entstehen in vielen Teilen Niedersachsens verschiedene Moore, zu ihnen gehören auch die bekannten Hoch- und Niedermoore des Sollings, zum Beispiel das Hochmoor „Mecklenbruch“.
Mit der zunehmenden Wiederbewaldung der Landschaft, werden auch die Rohmaterialressourcen für die Herstellung der Steinwerkzeuge knapper.
Die durch eiszeitliches Geschiebe (sekundäre Lagerstätte) abgelagerten Gesteine, beispielsweise Silex (Feuerstein), Kieselschiefer oder verschiedene Quarzite, sind durch die zunehmende Vegetation nicht mehr unbegrenzt zugänglich.
Das Rohmaterial das für die Steinartefakte im Hellental verwendete wurde, entstammt keinen örtlichen eiszeitlichen Ablagerungen, dieser wurde aus einigen Kilometer entfernten sekundären Lagerstätten dorthin verbracht.
Seit dem Jungpaläolithikum hat sich die Jagd mit Pfeil und Bogen etabliert.
Die Geschossspitzen werden unter Berücksichtigung der zunehmenden Rohmaterialknappheit im Laufe der Zeit immer kleiner.
Für die Pfeilspitzen wurden während des Jung- und Spätpaläolithikums Rückenspitzen und Rückenmesser (Federmesser) verwendet.
Im Mesolithikum werden diese durch so genannte "Mikrolithen" abgelöst.
Sie werden mittels einer gezielten Klingentechnologie und der damit verbundenen Kerbtechnik hergestellt.
Über die Mikrolithenformen kann eine klare zeitliche Trennung definiert werden.
Während des Frühmesolithikums herrschen dreieckige Mikrolithenformen vor, als Beispiel ist dafür der Fundplatz Merxhausen 26 zu nennen; hier wurden zwei partiell retuschierte Einfachspitze gefunden.
Im Spätmesolithikum findet ein Wechsel zu trapezförmigen Mikrolithen statt.
Im Hellental ist das Spätmesolithikum mit einem Trapezmikrolithen vom Fundplatz Merxhausen 9/10 belegt.
Auch die Phase des Endmesolithikums kann mit einer Pfeilschneide von dem eben genanntem Fundplatz für das Hellental belegt werden.
Als Lagerplätze bevorzugten die Mesolithiker Orte mit Gewässernähe, mittlere Hanglagen und kleinere Geländekuppen.
Ihre Subsistenz beruht auf dem Sammeln von Früchten (Beeren, Wurzeln, Haselnüsse etc.), der Jagd auf Wild und maritimen Nahrungsquellen.
Es ist anzunehmen, dass sie als Behausungen Zelte und Windfänge verwendeten.
Diese können im archäologischen Befund allerdings nur selten nachgewiesen werden.
Das Mesolithikum endet während des 5. vorchristlichen Jahrtausends.
Die Kultur der Linienbandkeramik, die über den fruchtbaren Halbmond, der Levante, mit den neuen Technologien des Ackerbaues und der Viehzucht nach Europa einwandern und in Südniedersachsen um 5500 v. Chr.│BCE sesshaft werden, verdrängen zunehmend die etablierten Sammler-Jäger-Fischergemeinschaften.