GLOSSAR
Klaus A.E. Weber
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Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
- Topografie der Erinnerung - Gedenken & Erinnern in Südniedersachsen
Zur Deutung verwendeter Quellenbegriffe kann das übersichtliche Glossar von RÖHRBEIN, HEINZ GEORG herangezogen werden: „Quellenbegriffe des 16. bis 19. Jahrhunderts“. Hildesheim 1991 (Schriften zur Heimatpflege Bd. 5).
A
Allmende
nicht an einzelne Bauern zur Individualbewirtschaftung vergebene Flächen, sondern von Berechtigten des Dorfes gemeinschaftlich genutzte Wald- und Weideflächen (Gemeinheit); Dorf-/Gemeindeflur (Anger, Trift Wiese, Weide, Wald, Ödland)
Allod
kaiserlicher, herzoglicher oder bischöflicher Eigenbesitz innerhalb des eigenen Herrschaftsgebietes
Altarist
ausgewählte Männer der Gemeinde zur Beaufsichtigung und Verwaltung des Kirchenvermögens; „Kirchenvorsteher“ und Altardiener
Amt
in den (weltlichen) welfischen Fürstentümern seit dem 16. Jahrhundert unterste Instanz der landesherrlichen Verwaltung und Gerichtsbarkeit; meist Leitung durch bürgerlichen Amtmann; allgemeine Verwaltung des landesherrlichen Eigenbesitzes (auch Domänenverwaltung) und niedere Gerichtsbarkeit
Anbauer
neue, typische ländliche Schicht der zunehmenden Industrialisierung; durften ein Haus im Dorf bauen, blieben aber ohne weitergehende Ansprüche; mit privatem Hof-, Garten- und Wiesenland ausgestattete Neusiedler auf staatlichem Forstgrund (wie in Hellental), jedoch ohne eigens Ackerland; Arbeiter und Handwerker (z.B. Leinenweber, Waldarbeiter), Tagelöhner
aufbansen
aufschichten (z.B. Holzstücke)
Artefakte
bearbeitete Feuersteine
Ass.-№
Assekuranznummer = Brand-Assecurations-Nummer, Versicherungsnummer (Nro. assec., Nr. Ashecurationis);
Benummerung der Landesversicherungsanstalt Braunschweig (örtliche Hebeliste, „Brandversicherungs-Catastrum“); im Prinzip fortlaufende Nummerierung der Häuser in bestehender Reihenfolge auf einer Straßenseite, rücklaufend auf der gegenüberliegenden Straßenseite; jeweils neue Assekuranznummer für neu errichtete Gebäude (Ass.-№ nach Baujahr);
am 18. Juli 1753 erlassene Verordnung von Herzog Carl I. zum „Neuen Anbau auf dem Lande”, im gleichen Jahr Etablierung der Brandversicherungs-Gesellschaft als landschaftliche Einrichtung unter landesherrlichem Schutz (heute „Öffentlichen Versicherung Braunschweig”), die ab dem 01. Juli 1754 als Leistungsträger zum Zweck des Schadensersatzes für Brandgeschädigte tätig wurde; früher kassierten die Gemeinden die Beiträge zur Zwangs-Monopol-Gebäudefeuerversicherung der Braunschweiger Versicherungsanstalt
B
BCE
steht für
Before the Christian/Common/Current Era
v. u. Z. (vor unserer Zeitrechnung) │ v. Chr.
Bike, Beek(e)
der auf ein Gewässer hindeutende Name Be(c)k(e) erscheint oft als niederdeutsche Bezeichnung für einen Bach (→ „Steinbike“, „Steinbeeke“); der topografische Begriff findet sich häufiger als Orts- bzw. Dorfname wie auch als Nachname im Spätmittelalter (z.B. Familie Steinbeke); ein Naherholungsgebiet in Bad Lippspringe wie auch ein Forstbetriebsbezirk mit Naturpfad des Forstamtes Paderborn trägt noch heute diesen Namen
Blöße
vorhandene Fehlstelle in einem ansonsten geschlossenen Forstbestand, aber auch allgemein für eine Fläche, die nur wenig bestockt war; Blößen wiesen typischerweise eine dicke wie dichte Vegetationsdecke aus Moos, Heidelbeersträuchern, Gräsern und Farnen auf, bestanden mit einzelnen alten Eichen, Buchen oder Buchenhörsten; vergl. „Große Blöße“ als höchste Erhebung des Sollings (528 m üNN)
Bötticher
Handwerk des Bottichmachers; der (Groß-)Böttcher stellte zusammengebundene Holzgefäße her (Daubengefäße), der Kleinböttcher hingegen kleinere Böttcherwaren
Born
altes nord- und westdeutsches Wort für Quelle
Brandkasse
Versicherung gegen Feuerunfälle; im 18. Jahrhundert mit Brandkataster aus dem allgemeinen Versicherungswesen entstanden;
Eigentümer waren gehalten, ihr Haus sowie alle dazu gehörenden Gebäude bei einer Brandkasse versichert zu lassen, wobei sich die Höhe der Versicherungssumme nach der Größe und dem Wert des Gebäudes richtete (→ Ass.-No.)
Brink
gemeindeeigenes Gelände am Dorfrand; das niederdeutsche Wort „Brink“ wird auch als Grashügel, Anhöhe, Rain, unbebautes Land u.a. interpretiert, wobei sich zahlreiche Flurnamen wie auch Familiennamen (Brinkmann) daraus bildeten
Brinksitzer
Sozialtypus der Schicht der ländlichen Bevölkerung; geringste Besitzklasse im Dorf (untere Sozialschicht, untere Bauernklasse, unterbäuerliche Schicht); ein Hauptmerkmal war die Nebentätigkeit; besaßen oft ein eigenes Haus; Inhaber gegründeter kleiner Hofstellen am ungünstigen Ortsrand, mit kleinem dörflichem Grundbesitz (Wohnhaus mit kleinem Anwesen, wie Garten); verfügten nicht über Ackerland, ggf. aber über Wiesenland (1-5 Morgen); Weideberechtigung; hauptsächlich gewerblich-handwerklichen Berufen (z.B. Drechsler, Hausschlachter, Schuster, Sägeschneider) als Zuerwerb nachgehend, aber auch pflichtgemäßen Hand- und Spanndiensten; Tagelöhner
Bronze
in der Bronzezeit (2.200-1.200 v.Chr.) Zinnbronze: Kupferlegierung mit dem Legierungszusatz Zinn (9 Teile Kupfer, 1 Teil Zinn) zur Herstellung von Werkzeugen, Waffen und Geräten
-bruch, Bruch
alter hochdeutscher Begriff für Sumpf, Morast, sumpfigen Platz, aber auch für eine Linienbezeichnung, im 12. Jahrhundert Bezeichnung von Grenzfluren im Solling (z.B. Hülsebruch, Mecklenbruch); auch für mit Wald oder Busch bestandene sumpfige Niederung
Buil
Beutel
C
Camp
auch Kamp; altes Wort für eingefriedetes Landstück, größeres Weide- oder Ackerland, gehegtes Waldstück oder kleines, eingehegtes Landstück; im Hellental: Auf den Salz-Cämpen, Auf den Cämpen
Corpus bonorum
das Einkünftebuch der Landeskirche; Haupt- und Lagerbuch der Kirche
D
-dal
alte, niederdeutsche Bezeichnung für Tal
Dienste
gegenüber den Grundherren (Landesherr, Adel, Kirche) bestanden meierrechtliche Pflichten, zu denen - neben Geld- und Naturalabgaben - auch Dienstverpflichtungen zählten; dabei gab es ordinäre (angemessene) und extraordinäre (ungemessene) Dienste
Dreiviertelsänner
Hofbesitzer/Ackerhof mit ca. 70 Morgen Ackerland
E
Endemie, endemisch
zeitlich unbegrenzte, nicht erlöschende und damit ständige Häufung einer Infektionskrankheit innerhalb einer Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppe in einer umschriebenen Region, aber auch das regelmäßige Wiederauftreten einer Infektionskrankheit in einem Gebiet (Seuche)
Epidemie/Pandemie
epidemisch/pandemisch
eine Epidemie ist durch ein massenhaft gehäuftes, räumlich wie zeitlich begrenztes Auftreten einer Infektionskrankheit innerhalb einer Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppe gekennzeichnet (beobachtete Fallzahl > erwartete Fallzahl); eine geografisch unbegrenzte, globale Epidemie wird als Pandemie bezeichnet; bei Epidemien können besondere Verlaufsformen unterschieden werden
F
Fabrik
Entstehung Ende 18. / Anfang 19. Jahrhundert; neben der zurückgedrängten menschlichen Arbeitskraft steht zunehmend die Energiearbeitskraft, gekennzeichnet durch die Dampfmaschine
Farkensiek
weite, ehemals mit Wald bestandene Fläche
-si(i)k, -siek: feuchte, sumpfige Niederung; farken: ostfälisch für Ferkel
Feuerstein
wichtiger Rohstoff zur Werkzeugherstellung; glasiges Kieselgestein (Quarzart), besonders in den kalkhaltigen Ablagerungen der Kreidezeit vorkommend; liegt in verschiedenen Varietäten vor (unterschiedliche Dichte, Farbe, Fremdpartikeleinlagerungen); der oberkreidezeitliche Feuerstein wird auch Flint (englisch) oder Silex (französisch) bezeichnet, Abart des Jaspis, eines undurchsichtigen, meist intensiv gefärbten Chalzedon, der seinerseits eine durchscheinende, matt glänzende Abart des Quarzes ist (Bruchstücke in glazialen Sedimenten); Flintstücke weisen einen muscheligen Bruch auf und sind scharfkantig; Vorkommen in Deutschland: u. a. auf der Insel Rügen, in den eiszeitlichen Ablagerungen in Norddeutschland.
Flachs
alte Blütenpflanzen zur Leinenherstellung
Flachsrotten
verbliebene Bodenrelikte der jahrhundertealten Kultur und Verarbeitung von Flachs (Lein) zur textilen Bedarfsdeckung, u.a. zur Bekleidung; meist handelte es sich um stehende Gewässer, mehrere kleinere Tümpel bzw. angelegte wassergefüllte „Rottegruben“ im Bereich von Gräben oder kleineren Bächen; alte „Flachsrotten“ fallen heute, wenn überhaupt, nur noch durch ihre Bodenstrukturen auf (Heinade, Hellental)
Flickschuster
auch: Altflicker; ohne eigene Werkstatt; ging mit seinem Werkzeug in die Wohnhäuser, um dort Schuhe zu flicken, zu reparieren; er durfte aber selbst keine Schuhe herstellen
Flint
→ Feuerstein / Silex
Friedhof
altdeutsch Freithof, galt ein eingefriedeter Hof, ein durch die Umschließung geschütztes Areal oder Schutzhof, eine befriedete Asylstätte; es war alter indo-germanischer Brauch, durch einen Zaun oder eine Mauer den Friedhof zu umschließen, um ihn so einerseits vor Störungen gegen außen zu schützen, aber andererseits auch zum Schutz vor den Toten; im 18. Jahrhundert wurden alte Kirchhöfe umgelegt, so dass Begräbnisse fast nur noch auf freien Feldern außerhalb einer Siedlung erfolgten
Frühe Neuzeit
umfasst den Zeitraum von etwa 1500–1800 n.Chr., die Übergangszeit zwischen (Spät-)Mittelalter und Neuzeit
G
Gemeinheit
→ Almende
Genealogie
systematische Beschäftigung mit der Familiengeschichte mit der Zielsetzung der Ermittlung von Namen und Lebensdaten miteinander verwandter Personen (Familiengeschichtsforschung)
Gewerbe
Gesamtheit der nicht-landwirtschaftlichen Produktion; eine Sparte davon ist das → Handwerk
„Die Grenze“
Mittelgebirgsbach „Helle“; schnell fließender Grenzbach in der Talsohle des Hellentals
-grund
alte Bezeichnung für Vertiefung, Tal
Grundherr
der Landesherr und seine Beamten, niederer Adel und Kirche (Klöster); in der Tradition der mittelalterlichen Ständeordnung; später auch Städte und städtische Bürger; der Grundherr vergab sein Land an Bauern in Erbpacht gegen Zinsgeld, Naturalien und Dienste (→ Meierrecht)
H
Halbspänner, Halbmeier
Hofbesitzer/Ackerhof mit etwa 50 Morgen Ackerland / Hof mit 2 Hufen; nur halbe Spanndienste eines Vollmeiers, daher auch „Halbmeier“ ab der Mitte des 16. Jahrhunderts genannt
Handwerk
selbständige Produktion von (mit der Hand hergestellten) Waren für einen bestimmten, meist persönlich bekannten Kunden nach dessen Auftrag
Häusling
Sozialtypus der Schicht der ländlichen Bevölkerung (auch Einlinge genannt); steuerpflichtig Abhängige, Landlose, ohne eigenen Grund- bzw. Hausbesitz; „Mieter” im heutigen Sinne mit eigenem Hausstand; vielfach als Tagelöhner tätig
Heede
„Abfallprodukt“ der Flachsaufbereitung (Werg); beim Hecheln entstehende kurze Faserreste für grobes Gewebe minderer Qualität (u.a. zur Herstellung von Säcken und Seilen)
Hellentaler Grund
Wiesenflächen im oberen, südwestlichen Hellental; Tallage der alten Gesamtflur
Hoch- und Spätmittelalter
umfasst den Zeitraum von etwa 900-1500 n.Chr.
Hochmittelalter
umfasst den Zeitraum des 10.-13. Jahrhunderts n.Chr.
-holz
eher seltenes, sich auf Wald beziehendes Namenselement
Hufe
(„mansus“) alte Wirtschaftseinheit, Bezeichnung für bäuerliche Hofstelle mittlerer Größe (ca. 30 Morgen), also ursprünglich kein Land- oder Flächenmaß; nach der Hufenzahl richteten sich die bäuerlichen Abgaben und Dienste an/für den Grundherren; später Flächenmaß von überschlägig 30 Morgen = ca. 7,5 ha
K
ka
1 ka = 1.000 Jahre
Kamp
→ Camp
Köt(n)er
(auch: Köt(h)er, Kot(h)sassen); Inhaber von Hofstellen, die im 13. Jahrhundert vornehmlich in nds. Kleindörfern entstanden sind; nur mit wenig Land ausgestattet und nur mit geringen Naturalabgaben belegt; wesentliches Merkmal war die Hofstelle mit Garten, hingegen nicht der Besitz von Ackerland; Großköter: ca. 40 Morgen Ackerland, Halb- und Kleinköter
Konsistorium
dem Konsistorium oblag die Ausübung der landesherrlich-bishöflichen Rechte, die Aufsicht über Pfarrer und über Schulen
Koppel
eingezäuntes (Weide-)Land
Kreuger
Krüger, niederdeutsch für (Gast-)Wirt; u. a. auch Familienname; vergl. Gaststätte und Restaurant „Zum Kreuger“ in Holzminden-Silberborn
Krug
Dorfkrug oder Dorfschenke mit Bierausschank; niederdeutsch für frühere Gastwirtschaft mit landesherrlich verliehenem Krugrecht
L
-la
eher seltenes, sich auf Wald beziehendes Namenselement
Legge
„leggen“ = Leinwand hinlegen und ausbreiten auf einem Messtisch; ab dem 18. Jahrhundert jener Ort, an welchem unter amtlicher Kontrolle die haupt- oder nebenberuflich hergestellte Leinwand gelegt, gemessen, gebunden und gestempelt wurde (Leggeanstalt mit Leggepersonal); auch Aufsicht über Qualität und Preis
Lehen
(lat.: feudum), mittelalterlich (etwa 10.–15. Jahrhundert); ein meist erbliches und auf Lebenszeit zur Nutzung eines fremden, verliehenen Gutes - als Erbsitz gegen Dienste oder Entgelte (Amts-, Land-, Kammerlehen); das Lehensverhältnis beruhte auf einem Vertrauensverhältnis zwischen dem Leihenden, dem Lehnsherrn, und dem Beliehenen, dem Lehensmann; der Lehnsherr leistete „Schutz“ (Rechtsschutz) und „Schirm“ (Unterstützung, ggf. auch bewaffnete) und im Gegenzug verpflichtete sich der Lehensnehmer zu „Rat“ (Teilnahme an Beratungsgremien) und „Hilfe“ (Waffenhilfe in den Streitkräften des Lehnsherrn)
Leibzüchter
Leibzucht: Synonym für Altenteiler, ohne eigenen Haushalt; Altenteil zur Altersversorgung; Versorgung der Elterngeneration (bei Hofübergabe)
Letalitätsrate
das Verhältnis (in %) der Anzahl in einem bestimmten Zeitraum an einer bestimmten (übertragbaren) Krankheit Verstorbenen an der Gesamtzahl der an dieser (übertragbaren) Krankheit erkrankten Personen wird Letalitätsrate genannt; Anteil von Todesfällen pro erkrankte Personengruppe
-lith
alte Bergbezeichnung für Berglehne oder Bergabhang
M
Manufaktur
im größeren Maßstab erfolgende Produktion von Waren für einen anonymen Markt, mit Zerlegung in einzelne Arbeitsgänge
Meier, Meierrecht
frühe Siedlungsschicht; Inhaber („Verwalter“) eines vom Besitzer oder Lehensmann zu alten Meierrechten vergebenen Altbauernhofes („Ackerhof“) in Lebenszeiterbpacht und Anerbenrecht; eingesetzter freier Bauer; ab dem 17. Jahrhundert wurde diese Ackerleute „Meier“ genannt; der Hof eines Meiers umfasste das meiste und zugleich beste Ackerland; die Hofstellen lagen an günstigsten Plätzen des Dorfes; der „Meierhof“ war ein Vollerwerbsbetrieb mit etwa 100-120 Morgen Ackerland; das Meierrecht ist ein mehrfach verändertes Pachtrecht, wonach bereits im Spätmittelalter einem „Meier“ Land gegen die Leistung von Pachtzinsen und Diensten überlassen worden war; der Meierzins war gegenüber dem Grundherrn zu entrichten.
Merkantilismus
modern-ökonomisch: Leistungsbilanzüberschuss/Außenhandelsüberschuss - Zu ihrer staatlichen, frühkapitalistischen Einnahmesteigerung förderten Fürsten ihre heimischen (inländischen) Manufakturen und Monopolbetriebe zur Herstellung von Exportprodukten, wohingegen Importe verboten bzw. mit hohen Zöllen (Importzölle) belegt wurden.
Mesolithikum
Mittelsteinzeit (8.000-5.500 v.Chr.), begann mit dem Ende der letzten Eiszeit zwischen 8.500 und 8.000 v.Chr.
Mikrolithe
Kleinsteingeräte, kleine Feuersteinartefakte (Altsteinzeit, insbesondere Mittelsteinzeit)
Ministerialen
Burgbedienstete
Morbiditätsrate
das Verhältnis (in %) der Anzahl bestimmter (übertragbaren) Erkrankungsfälle zur Anzahl der gesunden Gesamtbevölkerung innerhalb eines definierten Beobachtungszeitraumes (Erkrankungsrate)
Mortalitätsrate
das Verhältnis (in %) der Anzahl von Todesfällen an einer bestimmten (übertragbaren) Erkrankung zur Anzahl der gesunden Gesamtbevölkerung innerhalb eines umschriebenen Beobachtungszeitraumes (Sterberate)
Mühlenzwang
landesherrlich vorgegebene Zuordnung von Dörfern zu bestimmten Mühlen
N
Neuzeit
umfasst den Zeitraum von etwa 1500-1900 n.Chr.
P
Parochie
Pfarrei; unterster selbständiger, räumlich bzw. personell abgegrenzter Seelsorgebezirk
Pfuscher
nichtzünftiger Handwerker auf dem Land, der die vorgeschriebene Ausbildung nicht ordnungsgemäß absolviert hatte; diffamierende Bezeichnung für zuarbeitende Hilfskräfte und Nebengewerbetreibende (Landhandwerker)
Prieche
Empore in der Kirche
Proto-Industrialisierung
die im 16. Jahrhundert beginnende, allmählich fortschreitende gewerbliche Durchdringung ländlicher Räume; halbproletarische wie bäuerliche Wirtschaftsform
Puchmühle, Pochwerk
Betriebsanlage (Mühle) zur Zerkleinerung und Anreicherung geförderter Quarzbrocken (Erze) bis zur Sandkorngröße („Kiesstampfe“), ebenso von Porzellangrundstoffen
R
Rauchhuhn
Rauch = Feuerstätte; durch Räuchern haltbar gemachtes Huhn, das jährlich an das Amt in Anerkennung des Gerichtsschutzes für den eigenen Haushalt abgegeben wurde
S
alter Fischteich, vormals Forellenteich des Klosters Amelungsborn; wie viele andere Nachbarorte war auch der alte Ort Schorborn (Scorenburnen) während des Mittelalters wüst geworden
Separation
Absonderung, Flurbereinigung, Teilung des ehemals gemeinsamen dörflichen Landbesitzes; insbesondere Aufteilung der → Allmende auf die vormaligen nutzungsberechtigten Personen; hierdurch verbesserte landwirtschaftliche Nutzung der alten Dorf- und Feldmark
Silex
→ Feuerstein
Sollinghaus
der Begriff der Bauweise „Sollinghaus” wurde von Erika REDDERSEN 1934 eingeführt; in Hellental: schlichte, zweigeschossige, traufenständige Fachwerkhäuser zum Wohnen und Wirtschaften ehemals staatlich geförderter Anbauer (Waldarbeiter, Leinenweber, andere Gewerbetreibende); heute sind die meisten halbmassiven „Sollinghäuser” im Hellentaler Oberdorf durch Neu-, Um- und Anbaumaßnahmen wesentlich baulich verändert; einige der „Sollinghäuser” wurden zudem durch Scheunenanbauten ergänzt
Spätmittelalter
umfasst den Zeitraum des 13.-15. Jahrhunderts n.Chr.
Steinbeke
in Hellental auch mundartlich „Steinbike“ genannt; wird als „Steinbach“, „steiniger Bach“ interpretiert (Bach = „Bike“, „Beck“, „Beeke“); in Hellental befindet sich als Verbindungsweg („Padweg“) von der Sollingstraße zum Straßenzug Zum Winkel ansteigend ein relativ steiler Grasweg, der noch heute als „Steinbeeke“ oder „Steinbike“ bezeichnet wird
-strang
alte, seltene Bergbezeichnung
Subsistenz
Aufrechterhaltung des primär physischen, aber auch sozial akzeptablen Existenzminimums; Subsistenzkrisen gab es in Folge von Klimaveränderungen, Missernten und Kriegen
T
Tagelöhner
Sozialtypus mit hauptsächlich ungeschützten, ungesicherten Arbeits- und Lebensverhältnissen, spezifische Form abhängiger Beschäftigungsverhältnisse
Trift
Weiderecht; auch der Weg zum Viehtreiben auf die Weide (Hude und Weide)
U
unehrlich
ausgrenzende Bezeichnung, die auf dem Ehrbegriff des Mittelalters beruhte und u. a. auch gegenüber Leinenwebern und Müllern benutzt wurde; Hintergründe waren vornehmlich besondere Absonderungs- und Ausgrenzungsmechanismen von Gilden und Zünften (Zunftzwang)
V
Verkoppelung
das durch das Gesetze von 1842 eingeführte Umlegungsverfahren zur Aufhebung der ursprünglichen Gemengelage (in Verbindung mit der Gemeinheitsteilung); hierdurch erhielt ein Bauer einige größere Ackerflächen zur eigenen Bewirtschaftung, an Stelle vieler kleiner Ackerstücke; Aufteilung der ursprünglich gemeinschaftlich genutzten Weiden und Wälder (Gemeinheiten) und deren Zusammenlegung in parzellierten Feldern
Verleger
regelten als Kaufleute abnehmerorientiert die Produktionsgestaltung; beim Verlagssystem gab es drei verschiedene Formen: Lohn-, Kauf- und Zwischenmeistersystem
Vollmeier
freier Bauer eines zu alten Meierrechten vom Besitzer/Lehensmann vergebenen größeren Hofes („Ackerhof“); Vollerwerbsbetrieb mit etwa 100-120 Morgen Ackerland
W
Wüstung
von Bewohnern verlassenes/aufgegebenes mittelalterliches Dorf
Z
Zehnt, Zehntpflicht
zunächst Abgabe zu Gunsten der Kirche, später fortentwickelt und allgemein eingeführt, wobei die Zehntpflicht in der Regel auf dem ganzen Dorf lag, unbeschadet unterschiedlicher Grundherrschaften; die Berechtigung auf den Zehnten konnte beliebig ihren Besitzer wechseln; der Meierzins war gegenüber dem Grundherrn zu entrichten, während der Zehnte von dem meist außen wohnenden Zehntherren geholt wurde; die Bauern durften erst hiernach die Ernte von ihren Feldern einfahren; Fruchtzehnt (großer Zehnt, Feld-, Kornzehnt): von der Getreideernte (außer Hafer) wurde jede zehnte Garbe gezogen; Fleischzehnt (kleiner Zehnt): jedes zehnte Jungtier, wie Fohlen, Kalb, Ferkel und Lamm, aber auch Gänse, Hühner, Bienenstöcke