Glas in der Ägäis │ Griechenland │ Zypern
Klaus A.E. Weber
Ägäisches Meer [11]
Kunsthistorische und archäologische Chronologie - nach NEER [4]:
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Kreta und die Kykladen - bis in die späte Bronzezeit
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Griechenland und die mykenische Welt - bis ca. 1200 v. Chr.
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Zeit des geometrischen Stils - ca. 1100 - ca. 700 v. Chr.
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Orientalisierender Stil - ca. 710 - ca. 600 v. Chr.
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Archaik - ca. 500 - ca. 520 v. Chr.
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Früharchaik - ca. 699 - ca. 520 v. Chr. │ Olympia und Delphi - ca. 900 - ca. 480 v. Chr.
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Spätarchaik - ca. 520 - ca. 480 v. Chr.
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Frühklassik - ca. 480 - ca. 440 v. Chr. │ Kyrene und Paestum │ Athen und die Akropolis - ca. 480 - ca. 404 v. Chr.
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Hochklassik - ca. 440 - ca. 400 v. Chr.
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Spätklassik - ca. 400 - ca. 323 v. Chr.
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Hellenistische Zeit - ca. 323 - ca. 100 v. Chr. │ spätes 4.-1. Jahrhundert v. Chr. (~ 331-31 v. Chr.).
Kreta │ Zypern │ Kykladen │ Griechenland
Die antiken Kulturen im Vorderen Orient hatten einst großen Einfluss auf die Entwicklung
Recherchierbarer digitaler Sammlungskatalog der WLM Glassammlung Ernesto Wolf:
Tempel des Heilgottes
um 400–390 v. Chr.
März 2020
Antike griechische Kultstätte
auf der Peloponnes
in der Region Argolis
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Kreta
Glieder einer Halskette
ursprünglich vergoldete Glasmasse
Kreta
14.-13. Jahrhundert v. Chr.
Antikenmuseum Basel [8]
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Bügelkanne
mit Meereslandschaft
um 1.500 v. Chr.
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Ringaskos (Kultgefäß)
mit Hase und Schwan
7. Jahrhundert v. Chr.
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Kleinasien in der Römerzeit
Zypern [11]
Zypern (Kypros)
Kultureller „Melting Pot“
Zypern
Rijksmuseum van Oudheden
Leiden
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Griechenland
"Zurückhaltende" Glaskultur
Griechenland wurde zunächst von Ägypten beeinflusst, später Rom von Griechenland.
Krater (Mischgefäß)
mit Vogelfries
14.-13. Jahrhundert v. Chr.
Kleiner Pithos (Vorratsgefäß)
mit Tintenfisch
15.-14. Jahrhundert v. Chr.
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Zwar in Mittelitalien gefunden, wurden Vasen genannten Keramikgefäße mit mythologischen und gesellschaftlichen Vorstellungen dem gegenüber in Griechenland für den Transport von Kulturprodukte wie Wein und Öl hergestellt.[1]
Die Keramikgefäße waren eine begehrte Importware der dortigen Oberschicht und zeugen von den Handelsbeziehungen und den kulturellen Kontakten im damaligen Mittelmeerraum.
Attisch-rotfigurige Trinkschale
Schale zum Weingenuss
mit gegenüberliegenden Henkeln
Ø 21,0 cm
Antikes Korinth
550 v. Chr.
Replikat
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Im frühen Zeitraum um 1300 v. Chr. kann als hochrangige Handelsware wahrscheinlich aus der Levante kommendes, unbearbeitetes Glas nachgewiesen werden (Schiffswrack von Uluburun).[5]
Kunsthandwerklich eher der Keramik zugewandt, entwickelte sich bei den Griechen der Klassik des 5. Jahrhunderts keine ausgeprägte eigene Glaskunst.[2]
Glasgefäße des 3.-5. Jahrhunderts
Museum für byzantinische Kultur
Thessaloniki
© [hmh, Fotos: Eberhard Zimmermann
In der Frühklassik sollen mit glitzerndem Glasfluss geschmückte Nebenfiguren die von Phidias von Athen aus Gold und Elfenbein erschaffene Zeus-Statue im Zeustempel von Olympia umgeben haben.[6]
Der in Athen etwa 421-404 v. Chr. errichtete, aufwändig verzierte Tempel der Athene Polias (Erechtheion) wies bei den Kapitellen der ionischen Marmorsäulen „Stücke schimmernden, farbigen Glases“ auf, eingelegt in sich rollenden Ranken.[7]
Bei einem aufwändigen Goldkasten aus einem zentralmakedonischen Grab (Tumulus) in Vergina aus der Zeit um 317 v. Chr. lies sich zudem auch Glaspaste nachweisen.[9]
Die griechisch-römische Kultur bestand von etwa 600 v. Chr. bis 400 n. Chr. (auch 332 v. Chr. - 395 n. Chr.), wobei Glasobjekte bis in die hellenistische Phase eher selten sind, also während jener Periode zwischen der Eroberung Griechenlands und des Perserreiches durch die Makedonier und dem Aufstieg Roms.
Farblose Deckelschale
~ 4.-1. Jahrhundert v. Chr.
Persien oder Großgriechenland
Glasmuseum Hentrich
Museum Kunstpalast, Düsseldorf [3]
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Hellenistisches Gläser wurden zunächst als kerngeformte Glas hergestellt und hatten ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. in der antiken griechischen Tischkultur eine gewisse Bedeutung.
Die kerngeformten Gefäße imitierten griechische Keramikformen und wurden vonehmlich für die Aufbewahrung duftender Öle und Parfums verwendet.
In den hellenistischen Staaten des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. waren Balsamarien und gepresste Farbglasschalen die bestimmenden Glasgefäßformen.[2]
Dabei haben Rippenschalen ihren Ursprung im späten Hellenismus.
Rippenschalen
30-60 v. Chr.
Italien
Glasmuseum Hentrich
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Griechisches Mosaikglas
Hervorzuheben ist zudem auch hellenistisches Mosaikglas.
In Ablösung der Kieselmosaike kamen während des 3. Jahrhunderts jene Bodenmosaike zur vollen Geltung, die "durch kleine Vierecke aus geschnittenem Stein, Glas oder Terrakotta" (Mosaik aus Tesserae) gefertigt wurden, einer Spezialität des antiken ägyptischen Herstellungszentrums Alexandria.[10]
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[1] Die Vasen waren beliebte Importprodukte der dortigen Oberschicht und zeugen von den Handelsbeziehungen und kulturellen Kontakten im damaligen Mittelmeerraum.
[2] RICKE 1995, S. 16, 20.
[3] RICKE 1995, S. 19 (6).
[4] NEER 2013.
[5] NEER 2013, S. 59-60.
[6] NEER 2013, S. 240.
[7] NEER 2013, S. 286.
[8] Das Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig präsentiert 5000 Jahre Kultur aus dem Mittelmeerraum – mit Sammlungsschwerpunkt Ägypten, der Vordere Orient, Griechenland und Italien von 4000 v. Chr. bis 400 n. Chr.
[9] NEER 2013, S. 352 (14.3).
[10] NEER 2013, S. 356.
[11] Kartenausschnitte aus SIEGLIN 1903, S. 10-11.