Rohstoff Buchenholz

Klaus A.E. Weber

 

"Mit trockenem Brennholz, das eine Flamme gibt, aber keinen Rauch macht, werden die Glasstücke eingeschmolzen."[5]

Der Solling wies einst ausgedehnte Laubmischwälder mit reichen Buchenbeständen auf.

Holz, insbesondere Rotbuchenholz, war für die Glasgewinnung ein unverzichtbarer, aber auch teuer werdender Rohstoff [2]

  • zum Betrieb der Glasöfen

  • zur Gewinnung von Holzasche für das Herstellen von Holzasche-Glas.

Vor allem der bei der Glasherstellung erforderliche Alkalizusatz in Form von zunächst Holzasche aus Buchenholz [11] - andernorts auch aus Eichen-, Fichten- und Kiefernholz oder Salinenasche - und später auch von Pottasche (Extraktionsprodukt, ausgelaugte Holzasche) [1] führte schließlich zu großen ökologischen Verwüstungen im Holzbestand der Wälder in den Mittelgebirgen - so auch in den Solling-Forsten.

Nach TSCHIRR [22] habe der jährliche Holzverbrauch einer Waldglashütte durchschnittlich 12-15 "Schock Holz" während der Phase der Glasherstellung zwischen Ostern und Martini bzw. 1.740-2.175 Festmeter Brennholz betragen.

 

Waldfrevel │ Waldverwüstung │ Raubbau │ Gefährdung der herrschaftlichen Jagd

Miteinander um den Rohstoff Holz konkurrierende Betriebe waren in der Sollingregion:[21]

  • Glasmanufakturen

  • Porzellanfabrik Fürstenberg

  • Eisenhütten

  • Steingutwerk in Holzminden

  • Branntweinbrennerei

  • Bauholzbedarf

So zählen die Glashütten mit ihren Buchenholznutzungen aus "Glaserschlägen" und Aschewäldern im Solling zu den "großen Waldfressern".[4]

Der "Fleischmannschen Forstchronik" aus dem Jahr 1825 ist zu entnehmen, dass ein wichtiger handschriftlicher Vorschlag (8.) des Oberförstes Christian Friedrich Fleischmann war, dass das Pottaschesieden "ganz aufhören" müßte.[6]

Andererseits wurde aber auch jenes Holz eingeschlagen, das durch einen beschwerlichen Zugang und Abtransport nicht anders genutzt werden konnte.[10]

Wie TACKE [16] im Einzelnen ausführte, sei der gebildete und weitgereiste Herzog August der Jüngere (1579–1666) "mit höchstem Fleiße" darauf bedacht gewesen, "jeden vermeidbaren Holzverbrauch zu verhindern".

So sei während des Dreißigjährigen Krieges "die Zahl der Wanderglashütten, besonders im Vogler und Hils, bedeutend gewachsen".

Selbst Forstorte, "die keineswegs für die Aushaltung von Glashütten ergiebig genug waren, waren mit solchen belegt worden".

In regelmäßig von Forstbedienten eingeforderten "Relationen" sei es des öfteren vorgekommen, "welchen Schaden diese Hütten verursachten".

So sei in einer "Relatio von dero Sollingforst vom Jahre 1651/52" vom Forstschreiber Johann Westphal angeregt worden, "ob nicht eine Glashütte am Hils zur Ersparung des Holzes könnte abgeschafft werden, weil dieselbe eine große Holzverwüstung verursache".[17]

Nach TACKE [16] heißt es 1655 in einer Beschreibung der Amelungsborner Klosterforsten "sonsten wird E.f. G. wissend sein, daß in des Klosters Amelungsborn Buchholz ("über dem Holenberg") länger als vorm Jahr eine Glashütte auf 5 Jahre lang gelegt worden.

Weilen jetzt angezogenes Buchholz aber ein gar geringer Distrikt ist, so wird derselbe, falls die Glashütte daselbst solange bleiben und der sämtlichen Klosterholzung halber keine andere Verordnung gemacht werden sollte, in gar kurzen Jahren ganz und gar verwüstet werden".[18]

Durch das entschlossene herzogliche Eingreifen wurde die Zahl der Glashütten bedeutend verringert und Vertragsverlängerungen oder neue Konzessionen immer häufiger abgelehnt - mit der Folge eines Abwanderns von Glasmachern aus den Wäldern des Weserkreises.[16]

 

Hof-Jägermeister v. Langen: "Gehauene Loden können zu Asche verbrannt werden"

Wie der braunschweigische Hof-Jägermeister v. Langen bei seinem forstwirtschaftlichen und forstwissenschaftlichen Wirken zur Mitte des 18. Jahrhunderts nach TACKE [14] ausführte, habe dieser im Rahmen seiner beabsichtigten Stangenholzwirtschaft allgemein vorgeschrieben, "die verbissenen Lohden müssen dicht über der

Erde abgehauen werden, um die Stämme zu erfrischen.

Die gehauenen Loden können zu Asche (Pottasche) verbrannt werden".

Des Weiteren führte TACKE [15] aus, dass "die 3. Hauung des 1. Hauptteils Merxhäuser Forst südlich von Schorborn an der Einbecker Heerstraße ... bis 1949 für die Schorborner Glashütte abgekohlt" wurde.

"In diesem Teil" sei "auf einem vorher abgetriebenen Hei in anno 1745 eine Eichenplantage angelegt, 1746, 47, 48 continuiret und, da sie gut verblieben, auch fernerweit damit fortgefahren".

Dabei waren die anliegenden Dörfer Deensen, Braak, Heinade und Arholzen in jenen Jahren gehalten, die Kulturarbeiten frei zu verrichten.

 

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[1] umfängliche und quellenkritische Darstellung bei LOIBL 1996.

[2] VOHN-FORTAGNE 2016, S. 177-179.

[4] ALTHAUS/KOCH 2017.

[5] AGRICOLA 1556, S. 506.

[6] SOLLINGER HEIMATSCHRIFTEN 1999, S. 163-165, 166 Anhang III.

[7] Abb. aus LESSMANN 1984, S. 19.

[10] ALMELING 2006, S. 28-29.

[11] Buchenstammholz (teuer), aber auch Äste und Zweige.

[14] TACKE 1943, S.121-122.

[15] TACKE 1943, S.123-124.

[16] TACKE 1943, S.184-185.

[17] TACKE 1943, S.184 - LHW. Landesverwaltung bis ca. 1666, VIII, 40.

[18] TACKE 1943, S.185 - LHW. Klosterakten Amelungsborn 19.

[21] MALCHOW 2019, S. 34.

[22] TSCHIRR 2009, S. 28.