Glashütte "An der Köhlerrinne I"

Klaus A.E. Weber

 

{HtGM 1-2}

401 m üNN

13. Jahrhundert │ ab etwa 1200

 

Lage

Koordinaten der Fundstelle und GPS-Daten:

  • OAH - R: ca. 35 41 105 │ H: ca. 57 42 890

  • GPS-Einmessung - R: i.M. 35 41 140 │ H: i.M. 57 42 940

  • NLD/Archäologie NDKOAH - R: 35 41 117 – 31 41 166 │ H: 57 42 920 – 57 42 967

An der Köhlerrinne I

  • S 2 nach BLOSS [1]: Glashütte an der Köhlerrinne, Forstamt Holzminden-Schießhaus, Abt. 43
  • Forstabteilung: 43 VII Merxhausen
  • Forstamt Neuhaus │ Forstort: Pottbusch (Schiefe Halbe)
  • DGK 5 Nr. 4123 - 28 Pottbusch

Komplex dreier relativ nahe

beieinander liegenden mittelalterlichen

Glashütten an einem Bachlauf

hier: Waldglashütte (GH)

"Köhlerrinne I" (Nebenhütte) [6]

© Historisches Museum Hellental, Grafik: Klaus A.E. Weber

 

Fundstellen-Nummer

  • HtGM 1-2

 

Archäologische Datierung

  • 13. Jahrhundert │ ab etwa 1200

 

Nach STEPHAN [5]: 74 - ab etwa 1200

"An der Nordseite heute nur periodisch wasserführenden Köhlerrinne bei Hellental in der Nähe eines Biotops liegt 385 m talabwärts der Hüttenstandorte 72,73 in 401 m NN ein recht gut erhaltenes glastechnisches Bodendenkmal.

Auf eine Fläche von etwa 30 mal 30 m verteilen sich Produktionsrelikte und 3 Hügel von etwa 5 m Durchmesser und 0,5 m Höhe, wohl der Schmelzofen und rechts und links daneben in etwa 7,5 und 11 m Entfernung die etwas weniger markanten Nebenöfen.

Zwar liegen die üblichen glasofentechnischen Relikte vor, aber bislang fehlen Häfen.

Die einzige bisher gefundene Wandscherbe grauer Irdenware erlaubt keine nähere Datierung als in die Zeit ab etwa 1200."

 

Fundumstand

  • prospektiert

 

Ausdehnung

  • ca. 30 x 30 m

 

Zustand

  • zerstört

  • unmittelbar unterhalb eines geringmächtigen Humushorizonts

  • 3 Hügel von ca. 5 m Durchmesser und 0,5 m Höhe

  • 1 möglicherweise ursprünglicher Ofenhügel, verändert durch zentrale Eindellung [4]

 

© Historisches Museum Hellental, Grafik: Klaus A.E. Weber

 

Befunde/Interpretation

Mehr-Ofen-Anlage │ Nebenhütte [4]

 

Funddokumentation

  • nach BLOSS [1]: S 2 - Glashütte an der Köhlerrinne, Forstamt Holzminden-Schießhaus, Abt. 43 (um 1400)
  • ca. 385 m von der Fundstelle der Glashütte "Am Steinbeckshai" talabwärts nordöstlich am Bachlauf der Köhlerrinne entfernt, forstwirtschaftlich genutzt [2]

NLD – Archäologie NDK:

Erfassung: Komm. Arch. Werner 11/1985

NDK Makowka/Ullrich 11/2006

Letzte Bearbeitung im NLD durch Wulf 08/2007

1) Lage, Name: An der Köhlerrinne, Forstabteilung 43 c, 300 m von der Glashütte (FStNr. 4) entfernt (Werner 11/1985)

2) Denkmalbeschreibung: Glashüttenplatz (Werner 11/1985)

Auf einer Fläche von ca. 30 x 30 m 3 Hügel von jeweils ca. 5 m Dm. Und bis zu 0,5 m H.

Der NW-Hügel hat eine zentrale Eindellung von ca. 10 m Dm. (Ullrich 12/2006)

3) Entdeckung: H. Langer, Merxhausen; FZ: 1952

4) Datierung: 12./13. Jh. (Leiber 12/2006)

7) Bewuchs/Nutzung: Forstwirtschaftliche Nutzung (Werner 11/1985)

Der Glashüttenplatz ist in der im Lageplan ausgewiesenen Fläche in das Verzeichnis der KD nach § 4 NDSchG aufgenommen (Wulf 12/2006)

 

Fundumstände

Direktabstand zur Glashütte "Am Steinbeckshai" ca. 385 m

  • Dieser Glashüttenplatz sei 1952 durch den Revierförster Herbert Langer aus Merxhausen (Forstrevier Merxhausen) „am gleichen Bachrinnsal“, der alten Köhlerrinne, etwa 300 Meter entfernt vom Glashüttenplatz HtGM 1-1 (S 1) entdeckt worden.
  • Wiederauffindung [4]: 08. Oktober 2006 Dr. Klaus A.E. Weber, Christel Schulz-Weber (Hellental) [3]

Nach BLOSS [1] könne die Glashütte „wegen der Ähnlichkeit der Funde als eine Tochterglashütte“ von S 1 angesehen werden; sie könne, bei aller vorsichtiger Betrachtung, möglicherweise ebenfalls aus der Zeit um 1400 stammen.

54 Jahre nach der beschriebenen Erstentdeckung durch den Merxhäuser Revierförster Herbert Langer konnte nach mehreren, im Jahre 2006 erstmals erfolgten Geländebegehungen von Dr. Klaus A.E. Weber und Christel Schulz-Weber am 08. Oktober 2006 anlässlich einer weiteren, gezielt vorbereiteten Oberflächenprospektion in dem oben genannten, forstwirtschaftlich genutzten Areal mit jüngerem Rotbuchenbestand ein Fundplatz identifiziert werden, der am ehesten dem 1977 von Otto Bloß beschriebenen Standort der spätmittelalterlichen Glashütte „Köhlerrinne“ („S 2“) entspricht.

Die relativ kleine Glashüttenanlage liegt auf einer relativ ebenen Waldfläche (mit Jungbuchenbestand und Rückeschneise) oberhalb eines breiten, dicht bewachsenen Feuchtbiotops des flachen Bachlaufes der „Köhlerrinne“, nur wenige Meter von einem alten, teils überwucherten Fahrweg entfernt, der über einen ausgebauten Forstweg nordöstlich in die „Alte Einbecker Straße“ einmündet.

Zunächst wurden bei der ersten Oberflächenprospektion 3–4 ziemlich eingeebnete, eng benachbarte und unterschiedlich große Hügel vorgefunden, ein größerer, der einem Arbeitsofen, und ein kleinerer, der einem Nebenofen entsprechen könnte.

Einige wenige Oberflächenfunde wiesen teilweise verglaste Ofen- und Hafenmaterialien aus.

Zur ersten facharchäologischen Beurteilung der Fundlage erfolgte am 16. Oktober 2006 eine gemeinsame Geländebegehung mit dem Kreisarchäologen Dr. Christian Leiber.

Glasfragmente konnten nicht gefunden werden, jedoch ein Glastropfen.

Kreisarchäologisch konnte bei dieser „Kontrollbegehung“ eine kleine spätmittelalterliche Glashüttenanlage (am ehesten 12./13. Jahrhundert) bestätigt werden, möglicherweise als einfache Einofen-Anlage zur Herstellung einer Rohglasschmelze betrieben.

 

Studiensammlung der Archäologischen Denkmalpflege

Durchsicht der in der Studiensammlung der Archäologischen Denkmalpflege aufbewahrten Funde am 30. Januar 2006 - Dokumentation am 06. Februar 2006

Funddokumentation (Aufschrift):

"Glashütte Forstort 43 zwischen Schießhaus und Hellental" - mit 4 durch Auslaufen unterschiedlich geformte grüne Waldglasschmelzen

 

Mittelalterliche Glashüttenanlage

"An der Köhlerrinne I"

Im Grundriss als ovaler Ofen

imponierender Haupthügel (Zentralofen?)

unmittelbar unterhalb eines

geringmächtigen Humushorizonts

Februar 2007 │ Oktober 2008

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Geländeprospektionen in der Nähe eines Feuchtbiotops führten zum Auffinden zunächst eines Flachhügels und damit zur Relokalisierung eines relativ engräumigen Glashüttenstandortes.

Nach dem Ergebnis wiederholter Begehungen (s.o.) kann davon ausgegangen werden, dass hier in einer mittelalterlichen Mehr-Ofen-Anlage Waldglas erzeugt und weiterverarbeitet wurde.

 

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[1] BLOSS 1977, S. 86.

[2] Heute ist die Bezeichnung „Köhlerrinne“ für diese Forstfläche unüblich und selbst unter älteren ortsvertrauten Forstleuten unbekannt. In modernen Karten hinterlegt ist vielmehr die Abteilungsbezeichnung „Schiefe Halbe“.

[3] WEBER 2011/2012, S. 8-17.

[4] LEIBER 2012a, S. 70-72.

[5] STEPHAN 2010, S. 526.

[6] vergl. LEIBER 2012a, S. 70 Abb. 5.