Landärztin Dr. Paula Tobias (1886-1970)

Klaus A.E. Weber

Leitender Medizinaldirektor / Amtsarzt a. D.

 

frauenORT Paula Tobias

Das HISTORISCHE MUSEUM HELLENTAL unterstützt als Projektpartner und Leihgeber von Exponaten den im Mai 2017 am Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern als 34. „frauenORTE Niedersachsen“-Standort eröffneten frauenORT Paula Tobias - einschließlich der am 11. März 2018 im Weserrenaissance Schloss Bevern eröffneten Dauerausstellung

Paula Tobias: Auf den Spuren der ersten Landärztin im Braunschweiger Land".

Im Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern fand am 27. September 2017 der erste Vortrag im Rahmen der Initiative statt:

Der Amtsarzt und Leiter des Historischen Museums Hellental Dr. Klaus A.E. Weber sprach über Paula Tobias‘ Verdienst als „Begründerin der regionalen Mütterberatung im frühen 20. Jahrhundert“, wobei er die übergeordnete medizin- und gesundheitsgeschichtliche Entwicklung und das persönliche Engagement der frauenORTe-Protagonistin zusammenführte.

 

Vorträge

  • WEBER, KLAUS A.E.: Die Mütterberatung als offenes System der Säuglings- und Kleinkinderfürsorge zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die couragierte Landärztin Dr. med. Paula Tobias (geb. Sussmann, 1886-1970), sozial engagiert in der Mütterberatung im ländlichen Raum Holzminden (Delligsen, Bevern) im Zeitraum 1917-1933. Vortrag am 27. September 2019 in Bevern.
  • WEBER, KLAUS A.E.: Paula Tobias (1886-1970) – Leben und Wirken der deutsch-jüdischen Ärztin in der Industriegemeinde Delligsen. Mütterberatung im Zeichen der Geburtenrückgangs und Säuglingsschutzes. Vortrag am 15. Februar 2018 in Delligsen.

 

Themeninsel

 

Biografische Anmerkungen zum Leben und Wirken der deutsch-jüdischen Ärztin

Kreiensen │ Delligsen │ Bevern

 

⊚ Zum Anklicken

Ausstellung am Standort Kreiensen

frauenORT Paula Tobias

Eröffnung im Mai 2017 [200]

Gedenktafel vom 01. September 2017

am Hauptstandort Bevern

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Zur Lebensgeschichte

In der Lebensgeschichte der sozial engagierten Ärztin Dr. med. PAULA TOBIAS (geb. SUSSMANN, 1886-1970) steckt auch ein wesentliches Stück Zeitgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die zur ersten deutschen Ärztinnengeneration zählende PAULA TOBIAS kann als eine der Protagonistinnen der Emanzipation gelten.

Nach LOHFELD kann sie „als Typus der aufstrebenden Frau im Zuge der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts gesehen werden“, die sich - den traditionellen Weg verlassend - ihren Berufswunsch, Ärztin zu werden, erfüllte, obgleich es damals Frauen an deutschen Universitäten nicht leicht gemacht wurde, überhaupt zu studieren, zumal auch noch das Männern vorbehaltene Fach der Humanmedizin.

Über ihren schwierigen Bildungsweg hinaus, zeigte sie einerseits ihre Verbundenheit mit den Anliegen der bürgerlichen Frauenbewegung.

Andererseits sah sich die jüdische Bürgerstochter mit deutsch-nationaler Identität auch in der Situation als berufstätige Frau traditionsverhaftet in jener zeittypisch klassischen Frauenrolle.[109]

Die von PAULA TOBIAS eingerichtete Mütterberatung unterstützte in der Industriegemeinde Delligsen in der Hilsmulde Frauen bei der Säuglingspflege.

Diese Gesundheitsfürsorge setzte sie ab 1928 in Bevern fort, wo sie mit ihrem Mann eine Gemeinschaftspraxis bis 1935 betrieb.

Ab 1933 in Bevern mit Ausgrenzung und Berufsverbot konfrontiert, forderte PAULA TOBIAS als Jüdin gegenüber bekennenden Nationalsozialisten ihre Anerkennung als Deutsche.

 

15. Januar 1886

In einer Hamburger Kaufmannsfamilie das Licht der Welt erblickt

Im wilhelminischen Kaierreich am 15. Januar 1886 als PAULA SUSSMANN der jüdischen Eltern - dem Kaufmann SIEGFRIED SUSSMANN (1850-1916) und der Reiseschriftstellerin ANNA EVA SUSSMANN (geb. BERNHEIM, 1863-1942) - in einen traditionsbewussten großbürgerlichen Haushalt einer Kaufmannsfamilie mit Stellung und Bildung in Hamburg geboren, wuchs die PAULA SUSSMANN im Hamburger Bürgermilieu auf, woraus sich beispielsweis „im Unterschied zu einer Landarbeitertochter differente signifikante andere zur Ausbildung ihrer Identität“ ergeben.

Wie LOHFELD hierzu ausführt, habe ihre „Verwicklung in das bürgerliche Herkunftsmilieu nicht nur ihre Persönlichkeit geprägt, sondern langfristig ihren Lebenslauf beeinflusst“.

Aus dem Hamburger Bürgermilieu kommend, habe sich PAULA SUSSMANN zu einer respektierten Landärztin entwickeln können, was in jener Zeit für Frauen ein eher ungewöhnliches Berufsziel war.[110]

 

1893-1901

Schülerin der Höheren Töchterschule

In diesem Zeitraum besuchte PAULA SUSSMANN die private Höhere Töchterschule Katharina Elisabeth Goethe (Textor) im Hamburger Stadtteil Harvestehude.

Am 30. Dezember 1887 wurde ihr Bruder JOHANN SUSSMANN geboren, der im Ersten Weltkrieg (1914-1918) gefallen ist.

 

1901-1903

Besuch der Realgymnasialklassen für Mädchen

PAULA SUSSMANN besuchte in Hamburg die Realgymnasialklassen für Mädchen (Gymnasialkurse).

 

1906

Ablegen der Reifeprüfung

Ostern 1906 legte PAULA SUSSMANN die Reifeprüfung am Realgymnasium der Gelehrtenschule des Johanneums ab, einem humanistischen Gymnasium in Hamburg.

 

1906–1912

Studium der Medizin an verschiedenen Universitäten - als Frau der  „Generation des Übergangs“

Bei gutsituiertem bürgerlichem Hintergrund studierte PAULA SUSSMANN in den Jahren 1906–1912 an verschiedenen medizinischen Fakultäten Humanmedizin, das seinerzeit längste und teuerste Hochschulstudium.

Hierbei gilt es zu bedenken, dass es in jener Zeit für Frauen noch nicht üblich war, überhaupt zu studieren.

Zudem waren seit den 1880er Jahren die Studentenzahlen stark angestiegen, so dass angesichts des „Ärztebooms“ und einer „Überfüllungsdiskussion“ gegensteuernd eine Drosselung des Berufszugangs eingeleitet worden war.

Dadurch war insbesondere die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium von der Furcht vor einem Status- und Ansehensverlust sowie von einer Verschärfung der „Überfüllung“ geprägt.

Es nimmt nicht Wunder, dass Deutschland im internationalen Vergleich in jener Zeit zu den letzten Staaten gehörte, die Frauen als Ärztinnen überhaupt zuließ.

Die etablierte Frauenbewegung trat in den späten 1880er Jahren verstärkt für den regulären Zugang von Frauen zum Medizinstudium vornehmlich mit dem Argument ein, notwendigerweise Ärztinnen für die Behandlung von Frauen und Kindern zu gewinnen.

Im „Ärztlichen Vereinsblatt“ formulierte die organisierte Ärzteschaft unverhohlen ihre Ablehnung des Frauenstudiums - „die Frau eigne sich kaum zu irgend einem gelehrten Berufe weniger, als zu dem des Arztes“.[112]

Nachdem im Jahr 1900 ein kaiserlicher Erlass humanistisches Gymnasium und Realgymnasium gleichgestellt hatte [113], konnte PAULA SUSSMANN nach ihrer Realgymnasialkurszeit (1901-1903) als 20-Jährige im Wintersemester 1906/1907 mit dem Medizinstudium an der altehrwürdigen Universität Heidelberg beginnen.[114]

Dies gelang nicht zuletzt auch deshalb, weil - im Gegensatz zu Preußen - das Großherzogtum Baden erstmals ab dem Sommersemester 1900 Frauen qua Ministerialentschließung von 1899 das Recht einräumte, sich als offizielle Studentinnen zu immatrikulieren.

Lediglich 39 Frauen studierten im Sommersemester 1901 Medizin an deutschen Universitäten.

Ab 1908 ansteigend, standen 1915 insgesamt 233 Ärztinnen, zumeist in Allgemeinen Praxen und außerhalb höhergestellten Positionen, 33.000 männlichen Kollegen gegenüber.[115]

PAULA SUSSMANN war somit eine der ersten Medizinstudentinnen im damals männlich dominierten Medizinbetrieb des Wilhelminischen Kaiserreichs.

Sie folgte dabei offenbar „einer allgemein vorherrschenden Tendenz jüdischer Studentinnen, ein Studium der Medizin aufzunehmen.“

Wie bei LOHFELD 2003 weiter angegeben, studierten in den Jahren 1908/1909 an den preußischen Universitäten 34 % der jüdischen im Vergleich zu 15 % der nichtjüdischen Studentinnen das Fach Medizin.[116]

Nach BLECKER und SCHLEIERMACHER legten in Deutschland zwischen 1901 und Ende 1918 über 750 Frauen – als „Generation des Übergangs“ - das humanmedizinische Staatsexamen ab und erlangten die "Approbation als Arzt“.[117]

Nach erneuter Immatrikulation an der Universität Heidelberg [118] meldete sich PAULA SUSSMANN 1911 vorzeitig zur Doktorprüfung an.

 

1911

Promotion an der altehrwürdigen Universität Heidelberg

Nach Abschluss ihres Medizinstudiums promovierte PAULA SUSSMANN am 23. Mai 1911 an der Großherzoglich Badischen Universität Heidelberg mit ihrer medizinischen Dissertation „Über das Vorkommen histogener Mastzellen im Epithel“.

In jenem Jahr gab es im Deutschen Reich insgesamt 31.052 Zivilärzte, wobei 2.105 Einwohner je Arzt zu verzeichnen war.[119]

Zwischenzeitlich hatte PAULA SUSSMANN fünf Semester an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität studiert, wo sie auch ihre ärztliche Zwischenprüfung erfolgreich abgelegte.

 

10. Juni 1912

Approbation als Ärztin und Tätigkeit an der Universitäts-Kinderklinik in Göttingen

Ihre Approbation als Ärztin erhielt PAULA SUSSMANN von der Universität Heidelberg am 10. Juni 1912, wodurch ihr die Möglichkeit eröffnet wurde, qualifiziert als Ärztin tätig zu werden.

Im gleichen Jahr ging die „Außenseiterin“ für einige Monate an die Kinderklinik der Universitätsklinik in Göttingen zu Professor FRIEDRICH GOEPPERT [120] zur Erweiterung ihrer Fachkenntnisse in der Kinderheilkunde.[121]

Hier dürfte die maßgebliche Wurzel der sozial engagierten, freiberuflich tätigen Ärztin für die Einrichtung und Durchführung einer Mütterberatung im ländlichen Raum – in Delligsen und Bevern - zu suchen sein.

Bei starken berufspolitischen Widerständen seitens der etablierten Medizin und ihrer Allgemeinpraktiker Ende des 19. Jahrhunderts brach sich allerdings erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts das Verständnis langsam Bahn, dass die Kinderheilkunde kein Teilgebiet der Inneren Medizin mehr ist, sondern vielmehr ein eigenes, akademisch etabliertes medizinisches Fachgebiet.

Wenn auch im Aufschwung begriffen, so war noch während der Weimarer Republik diese Entwicklung der Pädiatrie zum selbständigen Spezialarztgebiet noch nicht abgeschlossen.[122][123]

Den Entwicklungsstand der Säuglingsfürsorge um 1929 kennzeichnet das folgende Zitat:[124]

[...] Wege wurden geebnet durch die Fortschritte der Hygiene und durch das Erstehen der wissenschaftlichen Kinderheilkunde.“

 

1912-1916

Erste praktizierende Ärztin im Land Braunschweig - zur medizinischen Versorgung der Region Kreiensen

PAULA TOBIAS war bei ihrem beruflichen Engagement der „Sache der Frauen“ [125], wie auch dem Leben auf dem Lande verbunden, möglicherweise auf dem Boden einer „Utopie des glücklichen Landlebens“.[126]

Sie gilt dabei als erste und einzige niedergelassene Ärztin im Kreis Braunschweig.

Einig über eine gemeinsame berufliche wie private Zukunft, hatte PAULA TOBIAS als freiberufliche Landärztin mit ihrem Ehemann SIEGFRIED (genannt „Fritz“) TOBIAS als gemeinsames Familienprojekt im August 1912 in dem Ort Kreiensen im Leinebergland eine Landarztpraxis als Gemeinschaftspraxis übernommen, die sie mit Elan aufbauten und sich in der ärztlichen Versorgung – trotz Vorurteile seitens älterer Kollegen gegenüber Ärztinnen - gut etablierten.[127]

Am 04. August 1912 hatten PAULA und FRITZ TOBIAS  geheiratet; er war auch Arzt und hatte 1910 seine Promotion ebenfalls in Heidelberg abgeschlossen.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 verblieb die 28-jährige PAULA TOBIAS alleine in der Landarztpraxis, da ihr Ehemann als Sanitätsoffizier an die Front eingezogen wurde; er sollte erst im Oktober 1918 zurückkehren.

Der praktizierenden Ärztin PAULA TOBIAS oblag es nunmehr alleine, die ärztlich-medizinische Versorgung im Umfeld von Kreiensen in den Jahren 1915-1916 zu übernehmen.

Zudem führte PAULA TOBIAS hier ein Lazarett und bildete Pflegerinnen aus.

Die Landärztin überlegte, ihre Arbeits- und Lebenssituation zu verändern und nach Göttingen an die ihr vorbekannte Universitäts-Kinderklinik zu Professor GOEPPERT zu gehen, als dann gegen Ende des Jahres 1916 der zweite Arzt der Kreienser Versorgungsregion zurückkehrte.

 

1917-1928

Landarztpraxis in der Industriegemeinde Delligsen - mit Gründung einer Mütterberatungsstelle

In dem Zeitraum als die PAULA TOBIAS mit der Landarztpraxis in Delligsen eine eigene Mütterberatungsstelle unterhielt, führte der Sozialhygieniker und für die SPD Mitglied im Berliner Reichstag Professor GROTJAHN [128] im Kapitel „Das Hygienische Volk“ seiner Publikation „Die hygienische Forderung“ 1921 kennzeichnend aus:[129]

„Eine Hauptaufgabe der Gemeinden bildet die Bekämpfung der Säuglings- und Kindersterblichkeit. Dann rechnet man zu der an und für sich bedauerlich hohen Zahl der Säuglingstodesfälle noch die im Alter bis zum fünften Lebensjahre verstorbenen Kinder hinzu, so gelangt man zu dem traurigen Ergebnis, daß auch jetzt noch in Deutschland ein Fünftel bis ein Viertel aller Sterbefälle Kinder im zarten Alter betrifft. Welch eine ungeheure Verschwendung an Volkskraft und Volksvermögen!

Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist manches zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit durch Errichtung von Mütterberatungs- und Säuglingsfürsorgestellen in zahlreichen Groß- und Mittelstädten getan worden. In den Fürsorgestellen wird den Müttern nicht nur sachverständige Beratung durch Ärzte und Schwestern zuteil, die auch in den Wohnungen Besuche machen und die getroffenen Anordnungen überwachen, sondern auch Zuwendungen in Gestalt von Stillprämien, Milch oder anderer Kindernahrung in einwandfreier Form dargeboten. Teils werden die Fürsorgestellen von der Stadtverwaltung selbst eingerichtet und verwaltet, teils unter Vermittlung von Wohlfahrtsvereinen …“

Da die industriell strukturierte Gemeinde Delligsen in der Hilsmulde mit ihren Arbeitersiedlungen ohne jegliche ärztliche Versorgung war, suchte eine gemeindliche Delegation nach einem neuen Arzt – jedoch nicht nach einer Ärztin wegen den von Industriearbeitern und Kriegsgefangenen geprägten Fabriken.

Als hervorgehobenes Beispiel für die lange industrielle und ökonomische Struktur der Region um den Zentralort Delligsen sei - hier neben den Spiegelglaswerken in Grünenplan - nur an die „Carlshütte Delligsen“ erinnert, die 1935 ihre 200-jährige Produktionsgeschichte feierte.

Insbesondere durch den Zuzug von Arbeitern waren jenseits der traditionellen Dorfstruktur neue Arbeitersiedlungen entstanden, die auch einer zusätzlichen medizinischen Versorgung bedurften.

Durch den hohen Anteil an Arbeitern entwickelte sich im Umfeld der Industriegemeinde Delligsen früh eine aktive Arbeiterbewegung.

Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 organisierten sich in der Hilsmulde die ersten Gewerkschafter und Sozialdemokraten.

In den 1920er Jahren entstand hier ein umfangreiches und lebendiges dörfliches Arbeitervereinswesen.

Ein Jahr zuvor hatten sich die Weichen für PAULA TOBIAS überraschend gestellt als bereits zwei Wochen nach seiner Praxiseröffnung der zunächst eingestellte Delligser Arzt plötzlich verstarb.

Zwar wollte PAULA TOBIAS dem Ruf an die Universitäts-Kinderklinik nach Göttingen folgen und ihre eigenständige Berufskarriere als wissenschaftlich tätige Medizinerin voranbringen, dennoch wendete sie sich von diesem Gedanken ab und entschied Anfang 1917 – ohne ihren Mann FRITZ zu benachrichtigen – für sich alleine, die vakant gewordene Arztpraxis in Delligsen zu übernehmen und in das große Arzt- und Wohnhaus in der heutigen Dr.-Jasper-Straße 67 einzuziehen.

Die „Fäden in der Hand haltend“ gab PAULA TOBIAS die alte Arztpraxis und ihren Lebenszusammenhang in Kreiensen völlig eigenständig und forsch handelnd auf.

Gleichwohl eigenwillig, galt für sie dabei aber auch - sich an dem traditionellen deutschen Wert des Familienbildes orientierend - die eheliche Lebensgemeinschaft gegenüber einer eigenständigen akademischen Berufstätigkeit in Göttingen treu und pflichtbewusst beizubehalten und in der Industriegemeinde Delligsen mit neuem Handlungsrahmen fortzuführen.

Zugunsten ihrer Familie lebte PAULA TOBIAS hier mit ihrem Mann FRITZ - und später mit ihren beiden Söhnen JOHANNES und GERD nahezu 10 Jahre lang - von 1917 bis 1928.

Nach LOHFELD soll PAULA TOBIAS während der letzten beiden Jahre des Ersten Weltkrieges überdurchschnittlich viel gearbeitet haben; sie zeigte sich dabei stark und zielorientiert.[201]

Allseits beliebt, versorgte PAULA TOBIAS dort als einzige Ärztin einsam und ohne die Mobilität eines Automobils medizinisch ihre Patientinnen und Patienten des weiten und hügeligen Landgebiets der Hilsmulde mit ihrem - wie sie es humorvoll nannte – „treuen“ Fahrrad bei Wind und jedem Wetter und bei Nacht und Nebel.[202]

Dies mit Hochachtung anerkennend war die Landbevölkerung hierfür dankbar - einschließlich der von ihr versorgten Fabrikarbeiter und deren Familien.

Etwa 10 Jahre nach den ersten kommunalen Mütter- und Säuglingsfürsorgestellen im Wilhelminischen Kaiserreich unterhielt PAULA TOBIAS ab 1917 eine „Mütterberatungsstelle“ in Delligsen.

Aus familiären Gründen und ihre beruflichen Ambitionen hinter die ihres Mannes zurückstellend, war sie somit nicht mehr in der freien Arztpraxis unmittelbar tätig.

Wie LOHFELD ausführte, habe PAULA TOBIAS auf Anregung und mit Unterstützung ihres früheren Göttinger Universitätslehrers Professor FRIEDRICH GOEPPERT die erste Mütterberatungsstelle im Land Braunschweig eingerichtet.

Hierzu ist nach GUNDERMANN festzuhalten, dass „angesichts der gesundheitlichen Schäden nach dem ersten Weltkrieg in zahlreichen großen Städten und Industriekreisen öffentliche Mütterberatungsstellen mit regelmäßiger ärztlicher und gesundheitspflegerischer Betreuung für die ersten Lebensjahre eingerichtet wurden“.

In Delligsen stellte PAULA TOBIAS zugunsten ihres Mannes ihren Arztberuf in den Hintergrund und war beruflich nur die Gehilfin ihres Mannes.

FRITZ TOBIAS war zwar im Oktober 1918 von der Kriegsfront zurückgekehrt, musste sich, nach Berlin gerufen, aber sogleich dort in der Behandlung von Gasverletzungen schulen lassen.

In Berlin wollte das Ehepaar nach der langjährigen Trennung eine gemeinsame Zeit mit Privatleben verbringen.

Eine Praxisvertretung war organisiert worden.[203]

 

1918

Influenza-Epidemie mit klinisch schwerem Verlauf

Aber bereits nach zwei Tagen in Berlin wurde PAULA TOBIAS von dem befreundeten Praxisvertreter zu dessen Unterstützung nach Delligsen zurückgerufen als sich im Oktober 1918 eine im klinischen Verlauf ungewöhnlich schwere Influenza-Epidemie rasch ausbreitete.

Es war wahrscheinlich die zweite Welle der heftigen pandemischen Grippe, deren Beginn als Herbstwelle sich etwa auf die zweite Augusthälfte des Jahres 1918 terminieren lässt.

Hierbei handelte es sich um die so genannte Spanische Grippe, die unter epidemiologischen Gesichtspunkten in Wahrheit allerdings eine rein US-amerikanisch verursachte Grippe-Epidemie war.

Hier galt offensichtlich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts das heutige US-amerikanische Prinzip der „alternativen Fakten“ – 2017 zum Unwort des Jahres gewählt.

Das erste Opfer in Kriegszeiten ist eben immer zu allererst die Wahrheit.

Nach Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg schleppten infizierte US-amerikanische Truppentransporte die außergewöhnliche, von einem aggressiven Krankheitsverlauf gekennzeichnete Influenza nach Frankreich und damit nach Europa ein.

So sind für Anfang April 1918 Grippeerkrankungen aus der französischen Hafenstadt Brest belegt.

Ausgehend von den USA war die äußerst aggressive Grippe-Pandemie zwischen 1918 und 1920 durch einen ungewöhnlich virulenten Subtyp des Influenzavirus verursacht worden.

Die Pandemie forderte in mehreren Wellenverläufen weltweit rund 50 Millionen Todesopfer.

Es waren somit weitaus mehr Todesopfer zu verzeichnen als jene, die die hochimperialistischen Kriegshandlungen im gesamten Ersten Weltkrieg forderten.

Medizinhistorisch ist demzufolge der Hinweis von LOHFELD bemerkenswert, dass PAULA TOBIAS in ihrer Autobiographie den Folgen der schweren Grippe-Epidemie in der Industriegemeinde „eine längere Passage“ einräumte, in der sie

„die Labilität der Bevölkerung nach der Krankheit“ beschreibt, „die diese dann auch für politische Beeinflussungen anfällig gemacht habe. Die Krankheit habe den Menschen den Glauben und den Willen gebrochen. … Normalerweise habe sie immer Probleme gehabt, ihre Patienten vom Arbeiten abzuhalten, wenn sie krank gewesen seien. In dieser Zeit jedoch machte sie ganz neue Beobachtungen. … In diesem geschwächten Zustand seien die Menschen leichter zu beeinflussen und auch selbst so labil gewesen, dass die politischen Rädelsführer aus Braunschweig, die immer wieder in die Gegend kamen, leichtes Spiel hatten.

 

Die "Novemberrevolution" überschattet das Leben in der Hilsmulde

Seit 1918 hatte die Arbeiterschaft in den Hilsdörfern die politische Mehrheit, was sich insbesondere auch sozialpolitisch auswirkte.

Während FRITZ TOBIAS den Sozialdemokratie nahestand, wies PAULA TOBIAS biografisch bedingt eher ein konservativ-bürgerlich geprägtes Bild auf.

Die radikale Strömung in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, die politische Agitationen seitens der USPD und die Veränderung in der Bevölkerung der Industriegemeinde beängstigten PAULA TOBIAS.

Die Ausschreitungen der von Kiel ausgehenden "Novemberrevolution" überschatteten 1918 auch das Leben in der Hilsmulde.

1921 gab es infolge der schlechten Ernteperiode in der ländlich industriellen Region um Delligsen schwere Unruhen mit Ausschreitungen gegen ortsansässige Landwirte.

 

1920

Familiengründung - mit Übernahme der großbürgerlichen Frauenrolle

Veränderungen im privaten Bereich ergaben sich, als am 30. Dezember 1920 der „first boy“ JOHANNES in Delligsen wurde.

Aus verschiedenen familienplanerischen Gründen war PAULA TOBIAS mit 34 Jahren sehr spät Mutter geworden.

Am 15. Februar 1923 wurde der zweite Sohn GERD in Delligsen geboren.

Um die beiden Kinder kümmerte sich eine Kinderfrau.

Es ist geradezu schicksalhaft zu nennen, dass Sohn JOHANNES bereits am 27. Oktober 1927 infolge einer infizierten Verletzung, die er sich beim Spielen hinter dem Haus in Delligsen zugezogen hatte, verstarb - und beide Eltern als Ärzte ihm medizinisch nicht helfen konnten.

Hierin könnte nach LOHFELD auch ein maßgeblicher Entscheidungsgrund für den dann 1928 erfolgten Wegzug der Arztfamilie aus Delligsen zu suchen sein – nach der Zeit des Aufbaus nach dem Ersten Weltkrieg.[205]

Zweifache Mutter geworden widmete sich die Ärztin nunmehr in Erfüllung ihrer großbürgerlichen Frauenrolle ganz der Familie, der Führung des Haushaltes und der Pflege des Hauses und ihres Gemüsegartens.

PAULA TOBIAS erfüllte nunmehr lediglich die Rolle der Assistentin.

Hieraus ist zu schließen, dass die Landarztpraxis in Delligsen nicht als Gemeinschaftspraxis geführt worden war.[206]

Gleichwohl zeigt das berufliche Engagement von PAULA TOBIAS in der selbständigen Mütterberatung, dass sie sich nicht völlig von ihrer beruflichen Tätigkeit zurückgezogen hatte, sondern sich vielmehr innerhalb eines Aufgabengebietes selbständig machte, welches die Praxisführung nicht unmittelbar betraf und somit „keine Konkurrenz zu der ärztlichen Tätigkeit ihres Mannes darstellte“.

Nach LOHFELD unterhielt PAULA TOBIAS als Ärztin und Arztfrau gesellschaftliche Kontakte und hervorgehobene Freundschaften einerseits zu anderen Ärzten, wie dem Tierarzt Dr. ROSENTHAL in Delligsen und zu ihrem Nachfolger in der Delligser Landarztpraxis Dr. MEYER-BORCHERT, andererseits zu Fabrikbesitzern in Delligsen, wie zur Familie BAUMEISTER und zur Familie von Dr. HOCHHUT, dem Besitzer der Spiegelglasfabrik.[207]

 

1921-1923

Inflationszeit

Im Zeitraum 1921-1923 war es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem Geldumlauf und dem realen Produktionsvermögen gekommen - mit der Folge einer Wirtschaftskrise, einer Massenarbeitslosigkeit und einem ansteigendem Krankenstand.

Während der Inflationszeit wurden die Leistungen der Krankenversicherung zunehmend bedeutungsloser.

Die Krankenkassen verzeichneten immer spärlicher werdende Beitragseinnahmen und zudem noch sinkende Rücklagen.

Die Krankenkassen führten Leistungsbeschränkungen ein, wie beispielsweise bei der Krankheitsverhütung und der Genesenden-Fürsorge.

Im Rahmen der Notverordnung wurden u.a. eine Krankenscheingebühr und eine Arzneimittelbeteiligung eingeführt.

Um sich auch weiterhin für Frauen und Mütter in der Hilsmulde einzusetzen, führte PAULA TOBIAS ihre Mütterberatungsstunden auch während der „Deutschen Inflation“ ununterbrochen bis 1923 fort, in der sie keine Bezahlung - Entschädigung oder Beihilfe - erwarten konnte.

Wie bei vielen anderen Landärzten in der Inflationszeit üblich, so wurde auch das Landarztehepaar TOBIAS nicht mehr mit Geld bezahlt, sondern erhielt Lebensmittel, was wohl von dem Delligser Arztehepaar als zufriedenstellend empfunden wurde.[204]

 

Ehemals großbürgerliche

Residenz der Landarztfamilie Tobias

in Bevern,

"das etwas abseits vom Dorf lag" [145]

noch heute ein repräsentatives

Wohngebäude mit Arztpraxis

2017

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

1928-1935

Gutsituierten Landarztpraxis in Bevern - mit Fortführung der Mütterberatung

Die gemeinsame Zeit einer engagierten hausärztlichen Arztpraxisführung in Bevern umfasst vor der Emigration insgesamt acht Jahre – den Zeitraum von 1928 bis 1935.

Nach 10 Jahren des Aufbaus in Delligsen [142] war die konfessionslose Arztfamilie TOBIAS im Sommer 1928 in den relativ geschlossenen „Flecken“ Bevern gezogen, der neben der Landwirtschaft, dem Handwerk und Sandsteinabbau, letztlich auch vom Ausbau des Handels und des Handwerks sowie vom Kram- und Viehmarkt und von kleineren Geschäften geprägt war.[143]

Hier konnte die Arztfamilie das Ensemble von Haus und Garten der florierenden Landarztpraxis von MAX STAHL übernehmen, die sie offenbar von zahlreichen Urlaubsvertretungen her kannten.[144]

Nach 40-jähriger ärztlicher Tätigkeit hatte sich MAX STAHL in den Ruhestand begeben und die Familie TOBIAS „zog in sein großes, an eine Stadtvilla erinnerndes Haus, das etwas abseits vom Dorf lag“.[145]

Ehemals am Ortsrand gelegen, zählt die großbürgerliche Residenz noch heute zu einem der repräsentativsten Gebäude von Bevern, ehemals zum einen die privilegierte Stellung, zum anderen aber auch die selbst gewählte Distanziertheit einer bürgerlich-akademischen Arztfamilie unterstreichend.[146]

Dabei ist davon auszugehen, dass PAULA TOBIAS mit ihrem Ehemann bis zum schicksalhaften 22. April 1933 als Kassenärztin zugelassen war.[147]

Gab es 1930 in Deutschland 2.901 Ärztinnen, so lag deren Anzahl im Jahr 1932 bei 3.379.

Somit stellten Frauen 1932 einen Anteil von 6,49 % an der Gesamtärzteschaft; davon führten - wie PAULA TOBIAS - 52,5 % (1.786) eine allgemeine (freie) Praxis, nur 21,4 % (730) waren Fachärztinnen.[148]

Es hat sich dem Autor nicht erschlossen, ob PAULA TOBIAS als weibliches Mitglied der deutschen Ärzteschaft vor oder während der „Weimarer Zeit“ einem der Ärzteverbände näher stand oder gar angehörte – und ggf. welchem? - und ob sie die dort vertretenen, deutlich autoritären Werte- und Staatsvorstellungen erkennen konnte und wie sie ggf. hierzu stand.

Konnte und wollte PAULA TOBIAS überhaupt erkennen, dass die großen Standesverbände sich zwar „stets darauf beriefen, dass ihre berufliche Interessenvertretung politisch neutral sei“, sie aber de facto „eine Politik verfolgten, die kontinuierlich gegen sozialdemokratische und sozialistische Positionen vorging, nationalen bis nationalistischen Positionen aber weitgehend unwidersprochen ein Form der Selbstdarstellung bot, also ‚nach rechts integrierte‘ und ‚nach links ausgrenzte‘“ wie es WOLFF beschreib.[149]

Wie begegnete PAULA TOBIAS der von den ärztlichen Standesorganisationen dem Nationalsozialismus wie auch den Deutschnationalen offen entgegengebrachte Sympathie?

Was ging um 1931 im Bewusstsein der Landärztin angesichts der offenen Ankündigung in der Standespresse vor, „nach der erhofften Machtübernahme gegen die jüdischen Ärzte vorgehen zu wollen, die den Nichtjuden ihrer rassistischen Ansicht nach die Klientel wegnahmen.“ Bewegte sich PAULA TOBIAS zwischen „Integration und Ausgrenzung“ - „im Dazwischen“?[150]

Nach LOHFELD 2006 entfaltete sich für die Landärztin mit ihrem „Selbstbildes als gute Deutsche“ unter dem rasch erstarkenden Nationalsozialismus und dessen Rassenpolitik eine heftige Identitätsproblematik „im Dazwischen“ - als „Frau zwischen Nationalismus und Nationalsozialismus“.[151]

Beteiligte sich auch PAULA TOBIAS mit der großen Mehrheit der deutschen Ärzteschaft samt ihrer Standesorganisationen im März 1933 gemeinsam mit Krankenschwestern, Pflegern sowie Apothekern bei den flächendeckenden Massenkundgebungen – wie im Landkreis Holzminden – gegen Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes opponierend; dabei auch besonders gegen die Ausschaltung der rassisch und politisch „unerwünschten“ Berufskolleginnen und Berufskollegen, gegen die unerträgliche und gesetzeswidrige „Entfernung“ jüdischer oder „demokratisch marxistischer Ärzte“ protestierend?

Natürlich nicht, denn dieses Szenario entbehrt jeglicher realer historischer Entsprechung.[152]

Vielmehr initiierte die angepasste männliche Ärzteschaft unter Leitung des NS-Reichsärzteführers GERHARD WAGNER [153] widerstandslos im Juni 1933 eine Kampagne gegen Ärztinnen, wonach diese keine Kassenzulassung mehr erhalten sollten.

Zugleich wurde auch ein genereller Entzug der Approbation für Frauen in Erwägung gezogen.

Zuvor hatte Anfang April 1933 WAGNER bereits einen Schritt seiner Ausschlusspolitik umsetzen können, der darin bestand, „daß in Zukunft keine jüdischen Ärzte mehr zur kassenärztlichen Tätigkeit zugelassen werden“.[154]

Letztlich beschnitt dann die neue Zulassungsordnung vom 17. Mai 1934 erheblich die beruflichen Möglichkeiten von Ärztinnen, indem nach § 15/4 „verheiratete weibliche Ärztinnen“ von der Kassenzulassung dann ausgeschlossen wurden, „wenn die Ausübung der kassenärztlichen Tätigkeit zur wirtschaftlichen Sicherstellung der Familie nicht erforderlich“ erschien.

Auch Ärztinnen sollten sich ihren „Pflichten als Frau und Mutter“ widmen und „den Kampf ums Dasein dem Mann“ überlassen.[155]

Wieder mit ihrem Fahrrad unterwegs übernahm PAULA TOBIAS in Bevern Hausbesuche und in Teilung der ärztlichen Arbeitsbereiche die Beratung von Hausfrauen sowie ihre Tätigkeit in der Mütterberatung.[156]

 

1. April 1933

Konfrontation mit dem staatlichen Antisemitismus und seiner Agitation

In Bevern wird PAULA TOBIAS mit dem sich etablierenden Nationalsozialismus und dem hieraus resultierenden staatlichen Antisemitismus mit seiner Agitation in ihrem Alltagserleben unmittelbar konfrontiert.

In dem damaligen 1.700-Seelen-Dorf war „durch einige Personen“ der Antisemitismus entfacht worden, der sich dann auch durch die im Schloss Bevern sukzessiv ausgebaute SA-Sportschule weiter massiv ausprägte.[157]

Die direkten Auswirkungen auf ihr privates wie berufliches Handeln begannen am 01. April 1933 - dem so genannten Tag des Judenboykotts - mit aufmarschierenden SA-Truppen.

Nach LOHFELD postierten sich über einige Wochen zwei „NS-Braunhemden“ - zwei Söhne des „strammen“ Volksschullehrers GOTTSCHALK [158] - den ganzen Tag lang vor der Landarztpraxis, die dann auch mehrfach das Ziel antisemitischer Ausschreitungen und der nationalsozialistischen Überwachung und Diskriminierung geworden sei.[159]

Wie LOHFELD 2006 weiter ausführte, kam hinzu, dass in der benachbarten Gaststätte „Uhden“ der Holzmindener Arzt und SA-Sanitätssturmbannführer ROTT mit dem Ziel anwesend war, die Patienten des boykottierten Ärzteehepaars zu übernehmen.[160]

 

4. Mai 1933

Untersagung der ärztlichen Praxisausübung und der Mütterberatung, die einen verhängnisvollen „amtlichen Charakter“ bekam

Drei Tage nach der kontrollierenden „NS-Braunhemden“-Postierung entzog das Kreisfürsorgeamt in Holzminden [161] der Landärztin PAULA TOBIAS wegen ihrer „nicht arischen Abstammung“ die Berechtigung zur Mütterberatung.

Diese sei „den zeitlichen Verhaeltnissen entsprechend von einem Holzmindener Arzt abzuhalten“.[162]

Die mutige und engagierte Ärztin ging in den Widerspruch und wehrte sich schriftlich gegen das berufliche Tätigkeitsverbot:[163]

Um geldlicher Vorteile willen habe ich die Arbeit nie gemacht. Als Beweis dafuer habe ich anzufuehren, dass ich in den Inflationsjahren, als niemand auch nur die geringste materielle Entschaedigung oder Beihilfe leistete, die Muetterberatung ohne Unterbrechung fortgesetzt habe.

Alle ihre Argumente blieben aber erfolglos und die Beendigung der Tätigkeit als Kassenärztin sowie damit verbunden der Entzug der ärztlichen Mütterberatung wurde vom Vorsitzenden des Holzmindener Kreisfürsorgeamtes - in Übereinstimmung mit dem Kreisdirektor sowie dem politischen Kommissar bei der Kreisdirektion Holzminden - schließlich am 04. Mai 1933 durchgesetzt.

In dem letzten Brief des Holzmindener Keisfürsorgeamtes vom 04. Mai 1933 heißt es nach LOHFELD [164]:

„An Frau Dr. med. Tobias, Bevern.

lch bestaetige den Eingang lhres Schreibens vom 9.4.1933. lch erkenne lhre Verdienste, die Sie sich durch Einrichtung und weitere Durchfuehrung der Muetterberatung in Gruenenplan und spaeter in Bevern erworben haben, dankbar an. Auch nach nochmaliger Nachpruefung kann ich jedoch von meinem ersten Entschlusse nicht abweichen, lch habe inzwischen auch festgeste!lt, dass ich mich soweit in Uebereinstimmung mit dem Herrn Kreisdirektor sowie dem Herrn politischen Kommissar bei der Kreisdirektion Holzminden befinde. Die Muetterberatung stellt nicht so sehr eine Beamtentaetigkeit dar, vielmehr handelt es sich um eine Taetigkeit, die amtlichen Charakter traegt, da sie die Durchfuehrung eines dem Kreisgemeindeverbande von Seiten des Staates gegebenen Auftrages darstellt. In Erledigung dieses Auftrages wird die Muetterberatung durch das Kreisfuersorgeamt veranstaltet. Diese Art der Taetigkeit verbietet es, dass bei ihrer Durchfuehrung Nichtarier oder deren Ehefrauen herangezogen werde. L V. gez. Wittneben".

 

Stigmatisierung und systematische Ausgrenzung

Die nationalsozialistische „Ausschaltungspraxis“ ab 1933

Mit Erlass des 18 Paragrafen umfassenden Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums [165] vom 07. April 1933 sollte nach § 1 Abs. 1 das nationale Berufsbeamtentum wiederhergestellt und die Verwaltung vereinfacht werden.

Nach § 1 Abs. 2 fanden die Vorschriften auch Anwendung auf Bedienstete der Träger der Sozialversicherung, welche die Rechte und Pflichten der Beamten haben.

Nach § 3 Abs. 1 waren Beamte, die nicht arischer Abstammung waren, in den Ruhestand zu versetzen.

Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür boten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, sollten gemäß § 4 aus dem Dienst entlassen werden.

Aus § 15 ergab sich, dass auf Angestellte und Arbeiter die Vorschriften über Beamte sinngemäß Anwendung finden.

Das Nähere sollten die Ausführungsbestimmungen regeln.

So wurden in dichter zeitlicher Folge Durchführungsverordnungen vom Reichsministerium des Innern in Berlin erlassen.

Die Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums[166] vom 11. April 1933 regelte zu § 3 Abs. 1 des Reichsgesetzes, dass als „nicht arisch“ gilt, wer von „nicht arischen“, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt.

Dabei genügte es auch, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil „nicht arisch“ war.

Am 04. Mai 1933 wurde vom Reichsminister des Inneren WILHELM FRICK [167] und dem Reichsminister der Finanzen GRAF SCHWERIN VON KROSIGT die Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen.[168]

Ihr folgten vier weitere sechs Durchführungsverordnungen.

Somit erlaubte das Reichsgesetz mit seinen Ausführungsbestimmungen dem nationalsozialistischen Regime zur Verwirklichung der rassenpolitischen Ziele der NSDAP und die Gleichschaltung des öffentlichen Dienstes, jüdische und politisch anders denkende Beamte aus dem Dienst zu entfernen.

Schließlich sah die Verordnung über die Zulassung von Ärzten zur Tätigkeit bei den Krankenkassen vom 22. April 1933 [169] des Stahlhelmführers und Reichsarbeitsministers FRANZ SELDTE in Artikel I Abs. 1 die Beendigung der Tätigkeit von Kassenärzten „nicht arischer“ Abstimmung und von Kassenärzten vor, die sich im kommunistischen Sinne betätigt haben.

Damit wurde am 22. April 1933 jüdischen Ärzten die Kassenzulassung entzogen.

Als deutsch-jüdischer Ärztin war es das berufliche Schicksal von PAULA TOBIAS, dass auf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 07. April 1933 mit seinen Durchführungsverordnungen und der zeitnah darauf folgenden Verordnung über die Zulassung von Ärzten zur Tätigkeitbei den Krankenkassen vom 22. April 1933 einerseits nicht nur die jüdischen und politisch missliebigen Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen aus ihren Stellungen vertrieben wurden, sondern andererseits auch die Tätigkeit jener Kassenärzte umgehend beendet wurde, die „nicht arischer Abstammung“ waren oder sich „im kommunistischen Sinne“ betätigt hatten.[170]

Nach RÜTHER belief sich Anfang 1933 der Anteil „nicht arischer“ Ärzte in Deutschland bei 52.500 Ärzten auf schätzungsweise ca. 8.000-9.000, betrug also etwa 15-17 %.

Sechs Jahre später, Anfang 1939, betrug die Anzahl jüdischer Ärzte nur noch 285.

Somit waren mehr als 95 % der jüdischen Ärzte „ausgeschaltet“ worden, ebenso auch kommunistisch orientierte Kassenärzte.

Zudem sahen sich jüdische Ärzte „einer schnell eskalierenden Verfolgung ausgesetzt“.[171]

Vor diesem zutiefst verwerflichen Hintergrund setzte das Holzmindener Fürsorgeamt (Fürsorgestelle) regimetreu die Rechtsvorgaben aus Berlin um.

Just an dem Tag, an dem die „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen worden war - folgte am 04. Mai 1933 der Brief des Kreisfürsorgeamtes in Holzminden an PAULA TOBIAS zur Beendigung ihrer Tätigkeit als Kassenärztin und zum Entzug der ärztlichen Berufstätigkeit.

Somit wurde zugleich auch die Tätigkeit von PAULA TOBIAS in der Mütterberatung im Flecken Bevern unterbunden.

Mit der Begründung, dass diese Beratungstätigkeit einen „amtlichen Charakter“ trage, wurde die Mütterberatung auf den Kreisfürsorgeverband übertragen.

Nach LOHFELD wurde die Stigmatisierung und systematische Ausgrenzung, die PAULA TOBIAS aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Deutschen Reich nach 1933 erfahren hat, ihr zentraler Konflikt.[172]

Wegen eines 1933 im „Deutschen Ärzteblatt“ erschienen Artikels [173] mit antisemitischen Positionen wand sich PAULA TOBIAS am 17. Juli 1933 mit einem Schreiben (nebst Anlagen) an den damaligen Staatskommissar für das Gesundheitswesen in Preußen Dr. LEONARDO CONTI [174], nicht zuletzt um ihr „Deutschsein“, ihre ungebrochene deutsche Identität, unter Beweis zu stellen.[175]

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Arzt LEONARDO CONTI als Nachfolger des von HIMMLER „kaltgestellten“ ARTHUR GÜTT [176] als eine besonders abscheuliche nationalsozialistische Karriere machte.

So wurde er 1936 Staatsrat und Ministerialrat im Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern in Berlin; danach ab 1939 u.a. Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit unter Zuerkennung der Stellung eines Reichsgesundheitsführers und Reichsärzteführers.[177]

Wie LOHFELD 2006 ausführt, sei PAULA TOBIAS angesichts der nationalsozialistischen Politik und antisemitischen Propaganda durchaus bewusst gewesen, „dass es für sie Folgen haben konnte, sich in dieser Weise an einen Nationalsozialisten zu wenden.

Die Form ihrer Reaktion auf die Auswirkungen des Nationalsozialismus ist von daher als ein privater Widerstand zu bewerten, der ein persönliches Risiko darstellte.“[178]

Zudem werde hieraus „deutlich, wie PAULA TOBIAS sich als Biographin angesichts der gesellschaftlichen Wandlungen zur Zeit der Machtergreifung versteht“.[179]

Das Jahr 1933 führte auch bei anderen Ärztinnen und Ärzten zu einem erheblichen beruflichen Einschnitt, verbunden mit Verlust der Kassenzulassung und der Aufgabe der Arztpraxis.

Besonders bemerkenswert erscheint in diesem dunklen Kapitel ärztlicher Standespolitik im Hinblick auf das Schreiben von PAULA TOBIAS vom 17. Juli 1933 an den Staatskommissar für das Gesundheitswesen in Preußen CONTI, dass nach RÜTHER die Abwicklung des oben genannten Ausschlussverfahrens dem Ärztestand - den örtlichen Kassenärztlichen Vereinigungen und dem Vorstand des Hartmannbundes - übertragen worden war.

Nach RÜTHER[180] hatte die Kassenärztliche Vereinigung dabei eine „Vorentscheidung“ zu treffen, gegen die der betroffene Arzt als „Belasteter“ beim Reichsarbeitsministerium Beschwerde einlegen konnte, welche dann zur Stellungnahme zunächst über den Hartmannbund weiterzuleiten war.

Beim Hartmannbund war ein Ausschuss eingerichtet worden, der sich aus dem Hauptgeschäftsführer des Hartmannbundes [181], dessen Justiziar [182] sowie dem Vertreter des Ärztevereinsverbundes [183] zusammensetzte.

Dabei erwiesen sich allerdings bei der Erlangung der Ausnahmeregelung für jüdische Ärzte die Auffassungen der verantwortlichen Ärzteorganisationen - Kassenärztliche Vereinigungen und Hartmannbund – aus eigenem Ermessen von dem staatlich zur Verfügung gestellten Machtmittel rigider Gebrauch machten als die Beamten der ministeriellen Staatsinstanz.[184]

Deutlich ist dabei, dass nach RÜTHER „der bei weitem größte Anteil der Ausschlüsse erfolgte mit der „verhältnismäßig einfachen“ Begründung „nichtarischer“ Abstammung“ zu sein -  wie bei PAULA TOBIAS.

Es war allerdings nicht zu erkennen, ob PAULA TOBIAS als „Belastete“ und missliebige deutsch-jüdische Ärztin den rechtlich möglichen Weg ging, beim Reichsarbeitsministerium eine widersprechende Beschwerde einzulegen.

Immerhin sollen 294 (28,5 %) der 1.030 diesbezüglichen Beschwerden als berechtigt anerkannt worden sein, wobei nach amtlichen Berechnungen bis um 01. Mai 1934 insgesamt 1.377 Beschwerden von ausgeschlossenen Ärzten behandelt wurden und dabei in 827 (60,1 %) der Ausschluss von der Kassenärztlichen Praxis bestätigt worden sei.

Der Ausschluss von der Kassenzulassung war ab Mitte Mai 1934 auch auf jene Ärzte ausgedehnt worden, welche mit „nicht arischen“ Partnern verheiratet waren.

Zugleich wurde zugleich auch die „Frontkämpferbestimmung“ aus dem Jahr 1933 gestrichen.[185]

Das betraf dann auch FRITZ TOBIAS, der während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) als Sanitätsoffizier an Front eingesetzt war (Frontkämpfer).

Im Februar 1933 hatten die meisten Ärzte das nationalsozialistische Regime begrüßt, da sie erwarteten, „dass die Mängel im Gesundheitswesen der Weimarer Republik endlich beseitigt würden“.

Auch die Amtsärzte standen eher loyal zum neuen Regime der Nationalsozialisten.

Die meisten staatlichen Medizinalbeamten überstanden „auch schadlos die durch das Reichsgesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 07. April 1933 legitimierte Aussonderung nicht linientreuer und jüdischer Kollegen“, „die eher die sozialhygienisch orientierten Kommunalärzte traf“.

1933 etwa 900 Ärztinnen zählend – eine Quote von etwa 27 % aller Ärztinnen - zerbrach im März/April 1933 auch die Solidarität mit „nicht arischen“ Kolleginnen des 1924 gegründeten Bundes Deutscher Ärztinnen.[186]

1935-1937 wurde Angestellten der Krankenkassen – Arbeiterkrankenkassen und Angestelltenkrankenkassen - wegen der politischen Einstellung gekündigt.

Die Selbstverwaltung der Krankenkassen wurde mit der staatlichen Begründung des Aufräumens von Missständen durch deren Umwandlung in Körperschaften des öffentlichen Rechts ausgeschaltet.

Den eigentlichen Hintergrund bildete einerseits die staatliche Kontrolle, andererseits eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für stellenlose SA–NSDAP-Mitglieder.[187]

Noch vor dem Inkrafttreten der Reichsärzteordnung (RÄO) vom 13. Dezember 1935 „zur Eingliederung der Ärzteschaft in den neuen Staat“ [188] war und „im Prozess der Desillusionierung und sich zuspitzenden Enttäuschung“ [189] fasste im Zeitraum Juli/August 1935 PAULA TOBIAS den Entschluss zur Emigration nach Kalifornien.

 

19. November 1935

Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika - nach Kalifornien

Im August 1935 verlässt der Sohn GERD die Schule in Holzminden.

Ab 1933 in Bevern mit Ausgrenzung und Berufsverbot konfrontiert, meldete sich PAULA TOBIAS am 01. Oktober 1935 aus Bevern ab und emigrierte mit ihrer Familie über Hamburg am 19. November 1935 von Bremerhaven aus mit der "Seattle" nach San Franzisco.

 

1938

Verzicht auf eine ärztliche Zulassung

Berufsrechtliche Regelungen in den Vereinigten Staaten von Amerika gaben dem Ehepaar TOBIAS vor, dass es nur einem Partner gestattet war, eine Zulassung zur Ausübung der ärztlichen Heilkunde zu erhalten.

Zu Gunsten ihres Mannes verzichtete PAULA TOBIAS auf eine ärztliche Zulassung.

 

1940

Teilnahme an einem Autobiografie-Wettbewerb

PAULA TOBIAS beteilgt sich an einem Autobiografie-Wettbewerb der Harvard University in Bosten mit ihrem Manuskript "Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933", für das sie aber lediglich einen "Sonderpreis" erhielt.

 

1944

Anstellung als Krankenpflegerin

Im kalifornischen Tuberkulose-Hospital "Weimar Joint Sanatorium" erhält Paula Tobias eine Anstellung als Krankenpflegerin.

 

23. März 1945

Die Scheidung

Die am 04. August 1912 zwischen PAULA und FRITZ TOBIAS geschlossene Ehe wird nach fast 33 Jahren am 23. März 1945 geschieden.

 

1956

Später Ruhestand

Im Alter von 70 Jahren geht PAULA TOBIAS in den Ruhestand.

 

13. November 1970

Am 13. November 1970 verstirbt PAULA TOBIAS im Alter von 84 Jahren im Pacific Grove Hospital in Kalifornien.

 

Fazit

(1) Die seit der Wende zum 20. Jahrhundert währende „Mütterberatung“ als ehemalige Schnittstelle in der offenen Fürsorge kann als medizinhistorisches und sozio-kulturelles Erbe angesehen werden, im regionalen ländlichen Raum frauengeschichtlich beispielhaft repräsentiert durch die jüdisch-deutsche Landärztin PAULA TOBIAS in den Jahren 1917-1933.

Als Ausfluss propagandistisch untermauerter Judenhetze der Nationalsozialisten und von der Auswirkung der politischen Entwicklungen nach dem 30. Januar 1933 war auch PAULA TOBIAS in Bevern durch die systematische Ausgrenzung und „Ausschaltung“ als „Nichtarierin“ existentiell betroffen.

(2) Angesichts heutiger regressiver Veränderungen gilt das Wort des amerikanischen Geschichtsphilosophen GEORGE SANTAYANA (1863-1952) - einem Zeitgenossen von PAULA TOBIAS – umso mehr: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“[199]

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

 

ARCHIVE

STADTARCHIV HOLZMINDEN

StadtAHOL A. 1 Nr. 1688 – Säuglingsfürsorge: Generalia.

- darin auch die Akte des Rates der Stadt Holzminden betreffend: Säuglingsfürsorge. Allgemeines. Angefangen 1916. Enthält im wesentlichen Dokumente zur Wanderausstellung „Mutter und Kind“.

- darin: Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, erschienen im Verlag des Kaiserin Auguste Victoria Hauses zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich. Charlottenburg, Privatstraße. Datiert 1916.

 

Literaturverzeichnis

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BLECKER, JOHANNA, SABINE SCHLEIERMACHER: Ärztinnen aus dem Kaiserreich. Lebensläufe einer Generation. Weinheim 2000.

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Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 03. Juli 1934 – RGBl. I S. 531 – mit 1., 2. und 3. DVO. vom 06. Februar 1935 – RGBl. I S. 177-, vom 22. Februar 1935 – RGBl. I S. 215 – und vom 30. März 1935 – RMBl. S. 327.

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SCHÜTT, ED., WOLLENWEBER (Hg.): Der Arzt des öffentlichen Gesundheitsdienstes 1941. Nachdruck. Leipzig. 1941.

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WEBER, KLAUS A.E.: Persönliche Aufzeichnungen im Rahmen des Amtsarztlehrgangs an der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf 1989-1990.

WISKOTT, ALFRED , KLAUS BETKE, WILHELM KÜNZER (Hg.): Lehrbuch der Kinderheilkunde. 4. Aufl. Stuttgart 1977.

WOLLENWEBER, NATHANAEL, HÜNERBEIN (Hg.): Der Arzt des öffentlichen Gesundheitsdienstes 1950. Stuttgart 1950.

 

_______________________________________________________________________________

[1] Nach MARX 1848, S. 1.

[2] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 5.

[3] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 6.

[4] VOSSEN 2005, S. 4.

[5] VOSSEN 2005, S. 7, 8.

[6] VOSSEN 2005, S. 5.

[7] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 43.

[8] Etwa im Zeitraum 1870-1914.

[9] VOSSEN 2005, S. 1.

[10] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 43.

[11] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 43.

[12] AKADEMIE ÖGW 1978, S. 92.

[13] „Rudolf Virchow, der Mediziner und Politiker“ - Erster Vortrag zur internationalen Ausstellung „Das silberne Pferd. Archäologische Schätze“ am 22. April 2010 von Prof. Dr. CHRISTIAN ANDREE (Kiel) in der Schlosskapelle des Weserrenaissance Schlosses Bevern. Der Nachbau eines Forschungszimmers, wie es im Jahr 1896 in der Pathologie an der Berliner Charité eingerichtet war, vermittelte einen Eindruck, wie RUDOLF VIRCHOW im Jahr 1896 seine Studien betrieb.

[14] ANDREE 2009, S. 9.

[15] JÜTTE 1997, S. 29-33.

[16] ANDREE 2009, S. 15.

[17] ANDREE 2009, S. 66.

[18] WEBER 1990.

[19] VOSSEN 2005, S. 2.

[20] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 3, 5.

[21] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 6.

[22] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 6.

[23] AKADEMIE ÖGW 1978, S. 92.

[24] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688.

[25] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 3.

[26] RAHAMMER 2009, S 11.

[27] in der Literatur kurz: „Kaiserin-Auguste-Viktoria-Säuglingsheim“.

[28] Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg VA (1858-1921) war die Gemahlin von Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (1859-1941) aus dem Haus Hohenzollern: 1888-1918 als Kaiser Wilhelm II. letzter deutscher Kaiser und König von Preußen.

[29] Prof. Dr. Dr. ALFONS LABISCH (Jg. 1946), M.A., Direktor des Institutes für Geschichte der Medizin und Alt-Rektor der Heinrich-Heine-Universität, em. Professor für Medizingeschichte.

[30] FLORIAN TENNSTEDT (Jg. 1943), Professor für Sozialpolitik am ehemaligen Fachbereich Sozialwesen der Universität Kassel.

[31] VOSSEN 2005, S. 4.

[32] Führer durch die Wanderausstellung „Mutter und Kind“, 1916, S. 3.

[33] LABISCH/TENNSTEDT (13,1) 1985, S. 36.

[34] VOSSEN 2005, S. 6.

[35] VOSSEN 2005, S. 4.

[36] KRIEGE 1917: Vortages des Oberpräsidialrats Dr. Kriege. Gehalten auf dem Verbandstag der Vaterländischen Frauenvereine der Provinz Hannover am 29. November 1916.

[37] „Um einen Überblick über die bisherigen Wohlfahrtsbestrebungen auf dem Gebiet des Säuglings- und Kleinkinderschutzes zu gewinnen“, hatte der Geheime Regierungsrat Albrecht vom Herzoglichen Staatsministerium in Braunschweig gebeten, den seinem Schreiben „einliegenden Fragebogen möglichst eingehend zu beantworten“ und dem Staatsministerium „bis zum 20. März 1917 wieder zugehen zu lassen“. Der Fragebogen „Was geschieht an Ihrem Ort:“ umfasste unter VI. „in Bezug auf die offene Säuglingsfürsorge?“ unter 6. „Haben Sie eine Mütterberatungsstelle? a) welcher Verein hat sie eingerichtet? / b) wird sie von einem Arzt geleitet? / c) wird sie durch Fürsorge ergänzt und in welcher Weise?“ Die Fragen unter VI. 1.–6. Des Fragebogens waren im Juli 1917 vom Stadtmagistrat Holzminden jeweils mit „nein“ beantwortet worden.

[38] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688.

[39] RAHAMMER 2009, S 41.

[40] AKADEMIE ÖGW 1978, S. 93.

[41] RAHAMMER 2009, S 17.

[42] RAHAMMER 2009, S 89.

[43] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 97, 109, 115-116.

[44] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 124, Tab. 3-1.

[45] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 134.

[46] SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S.464-469.

[47] GUNDERMANN 1958, S. 19-24.

[48] Im Gegensatz zur geschlossenen Fürsorge war vom Autor bei seinen Literaturrecherchen zum offenen System der Mütterberatung eine mangelnde Quellenlage zu verzeichnen.

[49] WÖERNER (1927) zitiert in RAHAMMER 2009, S 128.

[50] RAHAMMER 2009, S 128.

[51] RAHAMMER 2009, S 154-155.

[52] VOSSEN 2005, S. 7.

[53] VOSSEN 2005, S. 9, 11.

[54] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688.

[55] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688.

[56] StadtAHOL: Braunschweigische Landeszeitung vom 08. März 1919.

[57] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688: Das Deutsche Hygiene-Museum stellte dem Landesmedizinalkollegium in Braunschweig bzw. den einzelnen Kreisdirektionen die Ausstellung leihweise zur Verfügung  - laut Brief vom 23. November 1926 an den Stadtmagistrat Holzminden.

[58] StadtAHOL A. 1 Nr. 1688.

[59] Stolperstein in Hamburg: Anna Eva Sussmann (-Ludwig), geb. Bernheim, geb. 17. Oktober 1863 in Braunschweig, gestorben durch Suizid am 02. April 1942 in Hamburg.

[69] LABISCH/TENNSTEDT (13,1) 1985, S. 84-99.

[70] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 144.

[71] VOSSEN 2005, S. 13.

[72] VOSSEN 2005, S. 12.

[73] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 143-193.

[74] VOSSEN 2005, S. 13.

[75] RAHAMMER 2009, S. 26.

[76] 1905 Gründung der Gesellschaft für Rassenhygiene.

[77] RAHAMMER 2009, S 59, 95-96.

[78] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 141.

[79] „Ehegesundheitsgesetz“ vom 18. Oktober 1935. - RGBl. I S. 1246.

[80] KLEIN 1943 II. A S. 4.

[81] Einwohnerzahl nach dem Stand der Volkszählung vom 16. Juni 1933 im Kreis Holzminden (584,11 qkm): gesamt 51.361 Einw., davon 25.498 männliche Einw., 25.863 weibliche Einw.

[82] Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 03. Juli 1934 RGBl. I S. 531 - mit Erster, Zweiter und Dritter Durchführungsverordnung vom 06. Februar 1935.

[83] Umfassende, kritische „Wegbeschreibung“ bei LABISCH/TENNSTEDT 1985 13,1/13,2.

[84] VOSSEN 2005, S. 15.

[85] VOSSEN 2005, S. 14.

[86] „Die meisten Medizinalbeamten der letzten Weimarer Jahre waren eher konservativ-reaktionär und deutsch-national eingestellt“ – zit. in: DONHAUSER 2007, S. S16.

[87] DONHAUSER 2007.

[88] Nach § 54 Dritte Durchführungsverordnung vom 06. Februar 1935.

[89] Die Gesundheitsämter waren dabei gehalten, mit den Ämtern für Volksgesundheit der NSDAP zusammenzuarbeiten

Erl. vom 12. März 1936 – RMBliV., S. 359.

[90] KLEIN 1943 I. A S. 6.

[91] Kreisärzte mit „gerichtsärztlichen und amtsärztlichen Geschäften“.

[92] MBliV. S. 839.

[93] BURGDÖRFER 1935.

[94] Vergl. statistische Ausführungen bei BURGDÖRFER 1935.

[95] Vornehmlich durch Ernährungsstörungen

[96] GÜTT et al. 1936, S. 400-401.

[97] Abschnitt XVI § 59 Abs. 2 der 3. DVO zum GVG – Bekämpfung des Geburtenrückganges; Mütterberatung; Säuglings- und Kleinkinderfürsorge.

[98] Ebd. S. 405.

[99] WOLLENWEBER/HÜNERBEIN 1950, S. 493.

[100] Dr. med. SCHÜTT war seit 1930, Dr. med. WOLLENWEBER seit 1932 NSDAP-Mitglied – in LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 496-497, 515-517.

[101] SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S. 465-466.

[102] SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S. 467.

[103] § 16 und § 59 Abs. 4 der 3. DVO zum GVG. SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S. 465.

[104] MBliV. S. 737 und MBliV. S. 1004c.

GÜTT, A., L. CONTI, W. KLEIN, O. SCHWEERS, TH. SÜTTERLIN, R. THIELE, F. WIETHOLD 1936, S. 405.

[105] SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S. 467.

[106] Zur „Sicherung des Stillgeschäftes“ waren gesetzliche Bestimmungen erlassen worden.

[107] Eine Aufgabe des Hauptamtes für Volkswohlfahrt der NSDAP war es, im Rahmen des >Hilfswerkes „Mutter und Kind“< in „Ergänzung der Arbeit der amtlichen Stellen zusätzlich Mittel zur Verfügung zu stellen“.

[108] MinErl. vom 16. Februar 1935 – MBliV. Nr. 9 - , betreffend die Anordnung des Hauptamts für Volkswohlfahrt der NSDAP. Vom 16. Januar 1935.

[109] LOHFELD 2003, S. 45, 46.

[110] LOHFELD 2003, S. 11.

[111] LOHFELD 2003, S. 12.

[112] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 65-71.

[113] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 68.

[114] Älteste Universität Deutschlands.

[115] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 71.

[116] LOHFELD 2006, S. 63.

[117] BLECKER/SCHLEIERMACHER 2000, S. 35.

[118] 30. April 1910 - 21. Februar 1911.

[119] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 83, Tab. 2-5.

[120] 1909 war Dr. med. FRIEDRICH GOEPPERT (1870-1927) zum außerordentlichen Professor für Kinderheilkunde in Göttingen berufen worden.

[121] LOHFELD 2006, S. 27.

[122] RAHAMMER 2009, S 41.

[123] HEROLD-SCHMIDT in JÜTTE 1997, S. 74.

[124] zitiert in RAHAMMER 2009, S 39-40.

[125] Mitgliedschaft im Allgemeinen Deutschen Frauenverein von 1865.

[126] LOHFELD 2006, S. 30, 124.

[127] LOHFELD 2006, S. 72-73.

[128] Der Arzt Dr. med. ALFRED GROTJAHN (1869-1931) war 1919 in den Verein sozialdemokratischer Ärzte und in die SPD eingetreten; seit 1920 ordentlicher Prof. für Sozialhygiene an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität; 1921-1924 Mitglied des Reichtages – LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 419-420.

[129] GROTJAHN 1921, S. 190-191.

[130] In jener Zeit zählte zum Distrikt Delligsen auch Grünenplan mit seinem recht hohen industriell-handwerklichen Bevölkerungsanteil.

[142] Nachfolger in der Delligser Landarztpraxis wurde Dr. med. MEYER-BORCHERT.

[143] LOHFELD 2006, S. 112-113.

[144] LOHFELD 2006, S. 141. Bis zu seinem Tod 1922 praktizierte zu Beginn der 1920er Jahre Dr. med. WERNER SCHWEKENDIEK in Bevern als zweiter Arzt.

[145] LOHFELD 2006, S. 29.

[146] LOHFELD 2006, S. 115-116.

[147] Ärztliche Tätigkeit bei den Krankenkassen (Kassenärztlich Vereinigung Deutschland (KDV)).

[148] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 156-157, Tab. 4-2.

[149] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 141-142.

[150] WOLFF in JÜTTE 1997, S. 142.

[151] LOHFELD 2006, S. 117.

[152] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 143-145.

[153] Dr. med. GERHARD WAGNER (1888-1939), Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund (NSDÄB).

[154] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 148.

[155] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 157.

[156] LOHFELD 2006, S. 148.

[157] LOHFELD 2006, S. 31, 120.

[158] LOHFELD 2006, S. 156, 158.

[159] Zum Aufstieg und zur Herrschaft des „Nationalsozialismus im Weserbergland“ wird auf das gleichnamige Buch von REICHARDT und SCHÄFER 2016 verwiesen.

[160] LOHFELD 2006, S. 158.

[161] LOHFELD 2006, S. 162.

Möglicherweise aber auch durch den Kreisamtsleiter des Amtes für Volksgesundheit in Holzminden – nach KLEIN 1943, II. C., S. 54.

[162] LOHFELD 2006, S. 30, 40.

[163] LOHFELD 2006, S. 30, 93.

[164] LOHFELD 2006, S. 162, 163, 238.

[165] Herausgegeben vom Reichsministerium des Innern in Berlin, unterzeichnet vom Reichskanzler ADOLF HITLER, Reichsminister des Inneren Dr. WILHELM FRICK und Reichsminister der Finanzen GRAF SCHWERIN VON KROSIGT: RGBl. I Nr. 34 S. 175-177.

Das Berufsbeamtengesetz (BBG) wurde durch das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 1 betreffend die Aufhebung von NS-Recht vom 20. September 1945 aufgehoben.

[166] RGBl. I Nr. 37 S. 195.

[167] LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 408-409.

[168] RGBl. I Nr. 46 S. 233-235.

[169] RGBl. I S. 222.

[170] RÜTHER in JÜTTE 1997, 149.

[171] RÜTHER in JÜTTE 1997, 152-153.

[172] LOHFELD 2006, S. 47.

[173] L. CONTI (Berlin): Staat, Volk und Rasse. In: Deutsches Ärzteblatt, Heft 1, 1933.

[174] Dr. med. LEONARDO CONTI: 1936 Staatsrat, Ministerialrat im Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern in Berlin; Nachfolger des 1939 verstorbenen WAGNER als Reichsgesundheitsführer.

[175] LOHFELD 2003, S. 35.

[176] Dr. med. ARTHUR JULIUS GÜTT (1891-1949), 1932 NSDAP-Beitritt – in LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 423-424.

[177] Dr. med. LEONARDO AMBROSIO GIORGIO GIOVANNI CONTI (1900-1945), 1927 NSDAP-Beitritt in Berlin, NSD-Ärztebund – in LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 393-395.

[178] LOHFELD 2003, S. 36.

[179] LOHFELD 2003, S. 23.

[180] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 148.

[181] HERMANN LAUTSCH.

[182] CLEMENS BEWER (1894-1972).

[183] GUSTAV SCHÖMIG (1883-?) als Vertreter von GERHARD WAGNER. Nach RÜTHER war „schon im April 1933 KARL HAEDENKAMP als Beauftragter WAGNERS zur Repräsentation der ärztlichen Spitzenverbände ins Reichsarbeitsministerium berufen worden, um von dort gemeinsam mit dem stellvertretenden Führer des NSDÄB, HANS DEUTSCHL (1891-1953), die Durchführung der Verordnung zu überwachen.“ - RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 148.

[184] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 149-150.

[185] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 151-152.

[186] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 153.

[187] WEBER 1990.

[188] RÜTHER in JÜTTE 1997, S. 174.

[189] LOHFELD 2006, S. 38-39.

[190] Dr. med. SCHÜTT war seit 1930, Dr. med. WOLLENWEBER seit 1932 NSDAP-Mitglied – in LABISCH/TENNSTEDT (13,2) 1985, S. 496-497, 515-517.

[191] SCHÜTT/WOLLENWEBER 1941, S. 465-468 vs. WOLLENWEBER/HÜNERBEIN 1950, S. 496-504.

[192] BICKENBACH 1962, S. 522.

[193] Die meisten heute eingesetzten (Lebend- und Tot-)Impfstoffe wurden im 20. Jahrhundert entwickelt, wobei es aber bereits Vorläufer im 18., vornehmlich aber erst Ende des 19. Jahrhundert gab.

[194] BICKENBACH 1962, S. 522.

[195] NIEDERSÄCHSISCHES SOZIALMINISTERIUM 1962, S. 314-315.

[196] GBl. I Nr. 12, S. 91.

[197] VuM Nr. 5, S. 70.

[198] Aktenkundiger Vermerk des Amtsarztes Dr. med. KLAUS A.E. WEBER vom 21. Juli 1994: Reorganisationskonzept Mütterberatung/Säuglings- und Kleinkinderfürsorge: Gesundheitsamt Landkreis Holzminden.

[199] JÜTTE 1997, S. 11.

[200] Am 14. 2017 wurde in Bevern der 34. „frauenORTE Niedersachsen“-Standort eröffnet, der das Leben der deutsch-jüdischen Ärztin Dr. Paula Tobias (1886-1970) zum Thema macht. frauenORTE Niedersachsen ist eine Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V., die Leben und Wirken bedeutender historischer Frauenpersönlichkeiten lebendig werden lässt und in der breiten Öffentlichkeit bekannt macht. Die Initiative will auch dazu beitragen, dass Frauengeschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote erhalten.

[201] LOHFELD 2993, S. 81-84.

[202] LOHFELD 2003, S. 82.

[203] LOHFELD 2003, S. 85.

[204] LOHFELD 2003, S. 89-90.

[205] LOHFELD 2003, S. 98.

[206] LOHFELD 2003, S. 93.

[207] LOHFELD 2003, S. 96-97.