Glashüttenmeister Trebing = Drebing

Klaus A.E. Weber

 

Hüttenmeister M. Hans DerbbingHanß Drebing

"Glaser im Hellthaell“

Eine Kammerrechnung des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1591-1634) weist aus, dass aus dem Solling an den an tafelfreudigen Wolfenbütteler Fürstenhof um 1617/1618 gelieferte Trinkgläser im Wert von 21 Gulden und 6 Mariengroschen einer "inländischen Glashütte" im Hellental zuzuordnen sind [1]:

 

  • "[Außgabe auff die Hoff-Haltung] Nro. 20. Dem Glaser im Hellthaell M. Hanß Derbbing fur gleser zur Fr. hoffhaltunge …"

 

Bei unbekanntem Pachtzins für den Hüttenbetrieb sind Trinkgläser im Wert von "21 fl" (Gulden) und "6 mgr" (Mariengroschen) vom Glaser M. Hans Derbbing dem Wolfenbütteler Hof geliefert worden.

Folgt man BLOSS [2] und JÖRN/JÖRN [1], so „notiert das Fürstenberger Amtsregister unter den Einnahmen aus Landgerichtsbrüchen“ um 1607/1608:

 

  • "Hanß Drebing, der Glesener bey aroldessen Arholzen, das er Milliessen Bergmann vuff freyer strassen bei allersheimb Allersheim mit einem Spieß Überfallen vnd vor einen Schelm gescholten, eodem die erkhaendt in der Hern gnaede, außgegeben 2" ⦋Gulden⦌.

 

M. Hans Trebing im Solling

Vertreter einer nordhessischen Glasmacherfamilie

Bei dem als "Glaser im Hellthaell“ bezeichneten DerbbingDrebing handelt es sich - bei anderer Schreibweise - am ehesten um einen zugewanderten Vertreter der nordhessischen Glasmacherfamilie Trebing aus dem Kaufunger Wald -  ein an sich aber eher seltener Familienname in Glasmacherkreisen.

Denn bei STEPHAN [4] wird der Glasmachermeister Liborius Trebing benannt, der „aus einer vornehmlich im Raum Großalmerode im Kaufunger Wald unweit der Residenz Kassel tätigen Glasmachersippe“ stammt, der durch die Herstellung von Hohl- und Fensterglas mit seinem Sohn Anders (Andreas) in den Jahren um 1585-1600 im Königreich Dänemark zu einem „Hofglasmacher“ avancierte.

In seinem Aufsatz zu Glasmachern im ReinhardswaId führt LOTZE [5] an, dass 1602 in Lauterberger Musterungsrollen alte Gläsnernamen vorkommen, wie u.a. Lariuß Trebing im Südharz

Unter Hinweis auf BLOSS [6] benennt LOTZE [5] als Gläsner im Kaufunger Wald Jost Trebing zu Almeroda.

Der 32-jährige Caspar Trebing habe um 1717 als Werkmeister auf der Glashütte Scharmützel gearbeitet

Ohnehin soll nach BLOSS um Verlauf des 16./17. Jahrhunderts im nordhessischen Kaufunger Wald auch der Glasmachername Drebing bzw. Drebingk auftreten sein.

Eine weite Vermutung legt nahe, dass es sich bei dem Glaser "M. Hanß Derbbing" um den "Gleßer M. Hanß" handelt, der um 1600 die Waldglashütte "Beim Hasselborn" im Solling betrieb.

Unter den Ausgaben zur Hochzeit von Nikolaus Thesmar, Amtmann in Fürstenberg (1602-1614), im Jahre 1605 werden 4 Thaler verbucht (1608)

 

  • "vor Gleßer M. Hanß dem Gleßer beym Hasselborn".[3]

 

Der Glasermeister könnte von der Glashütte "Beim Hasselborn" am später errichteten Schießhaus (ShGfN 1-1) in das nahe gelegene Hellental gewechselt haben, um dort seine Glashütte(n) zu betreiben.

 

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[1] JÖRN/JÖRN 2007a, 99 (Fußnote 348), 156; JÖRN/JÖRN 2007b, 193 (W-27, lfd. Nr. 48, f. 152), 223-224 (W-17, 27, lfd. Nr. 48, f. 152), 257 lfd. Nr. 7.

[2] BLOSS 1977 , S. 33 ff.

[3] NLA WO. 7 Alt 3 G 146.

[4] STEPHAN 2021, S. 99, 103.

[5] LOTZE 1992.