Sandsteinhandwerk
Klaus A.E. Weber
„Steinzeitliche“ Tradition
Der weitverbreitete und vielseitig verwendbare Wesersandstein konnte hier in Form des im nördlichen Solling speziell anstehenden Buntsandsteins schieferartig in Platten gespalten werden.
Soweit nachweisbar, lassen sich die Gewinnung und Verarbeitung des Buntsandsteins aus dem Solling bis zum 15. Jahrhundert zurückverfolgen.
Die graue bis rote Färbung des Wesersandsteins stammt von Eisenerzen, von Limonit (Brauneisenstein) und Hämatit (Roteisenstein).
Wie LILGE [5] schreibt, spalteten Sandsteinbrecher den schweren Sandstein mit Keilen in Platten, die auf einen Holzbock gelegt wurden.
„Um die gewünschte Form zu bekommen, wurden sie mit Hilfe einer Schablone geritzt, was mit dem Reißeisen geschah.
Der Überstand wurde dann mit zwei Hämmern entfernt, indem man den einen Hammer unter die Platte hielt und mit dem anderen von oben schlug.
Wollte man besonders scharfe Kanten, so wurdensie mit Hammer und Meißel nachgearbeitet.“
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Steinbrechern war es erlaubt, den Buntsandstein abbauen und als Platten oder Blöcke verkaufen.
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Dem hingegen waren Steinhauerarbeiten aufgrund des Gildezwanges ausschließlich den Mitgliedern der zuständigen Maurergilde (hier Stadtoldendorfer Maurergilde) gestattet.
Sollingsandstein
Der abgebaute Sollingsandstein wurde gewerblich weiterverarbeitet und verwendet zu
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Sollingplatten als Bedachung (Dachplatten)
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Sollingplatten als Behang von Fachwerkwänden auf der Wetterseite (Behangplatten)
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Sollingplatten für Fußböden, Hausdielen und Dreschtennen (Belagsteine, Lege- und Deelsteine)
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Sandsteinblöcke für Treppensteine
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Sandsteinsäulen für Pfosten
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Sandsteinblöcke für Krippen und Viehtröge
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Sandsteinblöcke für Quader- und Bossensteine
- Sandsteinblöcke für Grabsteinen, Grabplatten und Stelen
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Sandsteinblöcke für Mühlsteine
- Sandsteinblöcke für Schleifsteine
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Sandsteinblöcke für Mauersteine
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Sandsteinblöcke für Pflasterseine
und zu weiteren Nutzungen.[4][5]
Sandsteinplatten
Aufgrund ihrer leichten Spaltbarkeit eignen sich die Sandsteinvorkommen im braunschweigischen Solling zum Herstellen dünner Platten.
Sandsteinplatten aus Mittlerem Buntsandstein der Sollingfolge wurden ab dem 17. Jahrhundert zur witterungsbeständigen Dachdeckung verwendet – eine hervorgehobene Besonderheit der hiesigen Region.
Dünn gespaltene Buntsandsteinplatten
aus dem Solling
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Von Sandsteinbrechern und Fertigmachern
In Bausandstein-führenden Horizonten wurde regional anstehender Wesersandstein bzw. Buntsandstein in offenen Steinbrüchen für verschiedene bauliche Verwendungszwecke von Sandsteinbrechern abgebaut.
Das Steingewerbe war für viele Familien in den armen Sollingdörfern eine wichtige Einnahmequelle.
So waren zahlreiche erwerbsfähige Männer mit der Gewinnung und Verwendung des Sandsteins beschäftigt.
Auch einige Männer aus Hellental arbeiteten in den zahlreichen Steinbrüchen der näheren und weiteren Umgebung des Sollings.
Die stark nachgefragten Dachsteine, Legesteine und Behangsteine stellten Fertigmacher her.[1]
Administration der Sollinger Steinbrüche
Nach Einrichtung einer fürstlichen Steinfaktorei vor Holzminden nahm bei dem gewinnbringenden Abbau des Festgesteins die Administration der Sollinger Steinbrüche in den Jahren 1828-1870 eine zentrale Rolle ein.[3]
Die Steinbruch-Berufsgenossenschaften des Sollings zahlten um 1890 jährlich etwa 600.000 Mark.
Unter Hinzurechnung der Ausgaben für Handwerker und Fuhrlöhne sowie für die Grabenzinsen ist anzunehmen, dass das Steingewerbe den Ortschaften um den Solling eine Jahreseinnahme von rund einer Million Mark verschaffte.
Hiermit wird die große Bedeutung des Solling-Steingewerbes auch für das ehemalige Herzogtum Braunschweig deutlich.[2]
© Curt Sauermilch, Holzminden
∎ Dach- und Behangplatten
∎ Mühlsteine
∎ Schlichter, profilierter Grabstein │ um 1900
Liegestein aus Solling-Buntsandstein │ ehemaliger Kirchhof in Hellental
oval gefasstes Schmuckfeld zur Aufnahme eines emaillierten Namensschildes
[hmh Inv.-Nr. 9010
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
∎ Handbetriebene Schleifsteine aus Buntsandstein
1. Hälfte 20. Jahrhundert │ Hellental
[hmh Inv.-Nr. 9012
Bossieren und Scharrieren
∎ Werkzeuge zur Steinbearbeitung │ Anfang 20. Jahrhundert │ Holzminden
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Eisenhammer
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Runder Holzhammer mit kurzem Stiel (Knüppel)
- Scharriereisen/Schlageisen/Meißel
© Historisches Museum Hellental
∎ Spitzkummet eines Pferdearbeitsgeschirrs
um 1960
Holzminden / Hellental
Leder, Rosshaar, Holz, Metall
[hmh Inv.-Nr. 7032
Das schwere Arbeitskummet ist ein gepolsterter Halskragen für Pferde mit Ringfassungen, verstellbaren Lederriemen mit Schnallen und Eisenkette.
Es wurde ausweislich einer Metallplakette von Jakob Michels in Holzminden hergestellt.
- Das Spitzkummet besteht aus einem ovalen, steifen, gepolsterten Ring mit besonderer Gestaltung, der, dem Pferd als Zugtier um den Hals gelegt, einer angepassten Verteilung der Zugkraft diente.
- Das ringförmige Kummetkissen ist aus Leder gefertigt und mit Rosshaar gefüllt.
- Der Kummetbügel besteht aus einem Holzrahmen mit eisernen Beschlägen.
Spitzkummet │ Mai 2020
in Holzminden hergestellt
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] TACKE 1946, S. 22.
[2] KNOLL/BODE 1891, S. 128 f.
[3] JAHNS 2000, S. 43-86; STREICH 1996, S. 149-150.
[4] STREICH 1996, S. 149-150.
[5] LILGE 1998, S. 97.