Wesersandstein - Gewinnung und Verarbeitung
Klaus A.E. Weber
„Steinzeitliche“ Tradition
Soweit überhaupt nachweisbar, lassen sich die Gewinnung und Verarbeitung des Wesersandsteins (Buntsandstein) aus dem Solling bis zum 15. Jahrhundert zurückverfolgen.
Der abgebaute Sollingsandstein wurde gewerblich weiterverarbeitet zu
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Dachplatten
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Behangplatten für die Wetterseite von Häusern
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Belagsteinen für Fußböden und Dreschtennen
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Treppensteinen
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Pfosten
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Krippen und Trögen
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Grabsteinen, Grabplatten und Stelen
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Mühlsteinen
- Schleifsteine
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Mauersteinen
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Pflasterseinen
und zu weiteren Nutzungen.[4]
Aufgrund ihrer leichten Spaltbarkeit eignen sich die Sandsteinvorkommen im braunschweigischen Solling zum Herstellen dünner Platten.
∎ Dünne Buntsandsteinplatten aus dem Solling
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Von Steinbrechern und Fertigmachern
In Bausandstein-führenden Horizonten wurde regional anstehender Wesersandstein bzw. Buntsandstein in offenen Steinbrüchen für verschiedene bauliche Verwendungszwecke von Steinbrechern abgebaut.
Das Steingewerbe war für viele Familien in den armen Sollingdörfern eine wichtige Einnahmequelle.
So waren zahlreiche erwerbsfähige Männer mit der Gewinnung und Verwendung des Sandsteins beschäftigt.
Auch einige Männer aus Hellental arbeiteten in den zahlreichen Steinbrüchen der näheren und weiteren Umgebung des Sollings.
Die stark nachgefragten Dachsteine, Legesteine und Behangsteine stellten Fertigmacher her.[1]
Administration der Sollinger Steinbrüche
Nach Einrichtung einer fürstlichen Steinfaktorei vor Holzminden nahm bei dem gewinnbringenden Abbau des Festgesteins die Administration der Sollinger Steinbrüche in den Jahren 1828-1870 eine zentrale Rolle ein.[3]
Die Steinbruch-Berufsgenossenschaften des Sollings zahlten um 1890 jährlich etwa 600.000 Mark.
Unter Hinzurechnung der Ausgaben für Handwerker und Fuhrlöhne sowie für die Grabenzinsen ist anzunehmen, dass das Steingewerbe den Ortschaften um den Solling eine Jahreseinnahme von rund einer Million Mark verschaffte.
Hiermit wird die große Bedeutung des Solling-Steingewerbes auch für das ehemalige Herzogtum Braunschweig deutlich.[2]
© Curt Sauermilch, Holzminden
© Historisches Museum Hellental
∎ Dach- und Behangplatten
∎ Mühlsteine
∎ Schlichter, profilierter Grabstein │ um 1900
Liegestein aus Solling-Buntsandstein │ ehemaliger Kirchhof in Hellental
oval gefasstes Schmuckfeld zur Aufnahme eines emaillierten Namensschildes
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
∎ Handbetriebene Schleifsteine aus Buntsandstein
1. Hälfte 20. Jahrhundert │ Hellental
Bossieren und Scharrieren
∎ Werkzeuge zur Steinbearbeitung │ Anfang 20. Jahrhundert │ Holzminden
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Eisenhammer
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Runder Holzhammer mit kurzem Stiel (Knüppel)
- Scharriereisen/Schlageisen/Meißel
∎ Spitzkummet eines Pferdearbeitsgeschirrs
Das schwere Arbeitskummet ist ein gepolsterter Halskragen für Pferde mit Ringfassungen, verstellbaren Lederriemen mit Schnallen und Eisenkette.
Es wurde ausweislich einer Metallplakette von Jakob Michels in Holzminden hergestellt.
- Das Spitzkummet besteht aus einem ovalen, steifen, gepolsterten Ring mit besonderer Gestaltung, der, dem Pferd als Zugtier um den Hals gelegt, einer angepassten Verteilung der Zugkraft diente.
- Das ringförmige Kummetkissen ist aus Leder gefertigt und mit Rosshaar gefüllt.
- Der Kummetbügel besteht aus einem Holzrahmen mit eisernen Beschlägen.
In Holzminden hergestelltes Spitzkummet
Mai 2020
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] TACKE 1946, S. 22.
[2] KNOLL/BODE 1891, S. 128 f.
[3] JAHNS 2000, S. 43-86; STREICH 1996, S. 149-150.
[4] STREICH 1996, S. 149-150.