Glas der ägyptischen Hochkultur
Klaus A.E. Weber
Erhabene, bemalte
"Kalkstein-Reliefs"
Namenskartusche von Sethos' I.
1290-1279 v. Chr.
Nachgebildete pharaonische
Grabanlage des Felsengrabes
Sargkammer Nr. 17
"Tal der Könige"
Theben-West, um 1280 v. Chr.
Pharao Sethos I.
Sohn von Rames I.
Vater von Ramses II.
19. Dynastie [11][16]
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Kerngeformte und formgeschmolzene Gläser
Recherchierbarer digitaler Sammlungskatalog der WLM Glassammlung Ernesto Wolf:
Glaskrug
Korb aus Binsen oder Schilf
Ägypten, al-Fayyūm
50-150 n. Chr.
Römisch-Germanisches
Zentralmuseum Mainz
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Pokal
Ägypten
4.-5. Jh. n. Chr.
Glasmuseum Hentrich
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Ägypten - das "Geschenk des Nils" (Herodot) - entwickelte sich als Hochkultur seit etwa 3.000 v. Chr., verbunden mit einer unvergleichlichen Beständigkeit seiner Kultur.
Jahrhundertelang beschäftigten sich die Ägypter mit der Glasur von Keramikprodukten und der für Tonglasuren erforderlichen Rohstoffe.
Bereits vorgeschichtlich traten in Ägypten in vordynastischer Zeit - dem 4. Jahrtausend v. Chr. - mit Glasur überzogene Steatitgefäße (Specksteingefäße als Grabbeigaben) und Tonperlen auf.[6]
Während in jener Frühzeit geblasenes Hohlglas noch unbekannt war, konnten jedoch unter Verwendung von Metalloxiden vielfältig gefärbte Glasschmelzen erzeugt und zähflüssig als Paste in Formen gepresst werden.
Seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. wurden Perlen, Amulette und Statuetten aus Fayence, "einer Glasur über einem Träger aus sandigem Gemenge" gefertigt.[7]
Egyptian Faience
Die ägyptische Glasfertigung erlangte etwa im Zeitraum 1900 bis 1600 v. Chr. eine Blütezeit.[25]
Ägyptischer Schmuck
Fayence und Glaspaste
Kunsthistorisches Museum
Wien
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Frühe 19. Dynastie
Zeit Sethos' I.
ca. 1314-1304 v. Chr.
Saqqara (vermutlich)
Kunsthistorisches Museum
Wien
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Ägyptische Keramikgefäße
Kunsthistorisches Museum
Wien
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Altägyptische Uschebti
Neues Reich und Spätzeit
1580-332 v. Chr.
Mumienförmige Totenfiguren
aus Sandstein (braun)
und Fayence [20]
Badisches Landesmuseum
Schloss Karlsruhe
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Varianten altägyptischer Werkstoffe zur künstlerischen Objektgestaltung im Zeitalter von Ramses II. - dem "Göttlichen Herrscher am Nil" [19] │ 1279-1213 v. Chr.:
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Fayence – mit Glasur
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Gold - Goldblech
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Holz – Sykomoren-/Linden-/Wacholderholz
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Kalzit - Kalzit-Alabaster
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Keramik – mit Glasur
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Kupfer - Kupferlegierung
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Siltstein (Schluffstein)
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Steatit (Speckstein) – mit Glasur
Altägyptischer Schmuck
Ohr-, Perücken-
und Fingerringe
Gold
Jaspis
mehrfarbiges Glas
18./19. Dynastie
15.-13. Jh. v. Chr.
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Werkstoff Glas
Glas als eigenständiges Material kam erst im Mittleren Reich (ca. 2040-1650 v. Chr.) in Ägypten zur Anwendung.
Zu den ältesten Objekten zählt ein goldener Skarabäus mit roter und blauer Glaseinlage (Namenskartusche: Pharao Sesostris, 12. Dynastie).[7]
Erst aus der Zeit des Neuen Reiches (18. Dynastie, etwa 1560 v. Chr.) sind Glasgefäße bekannt, kerngeformt hergestellt aus opakem Glas ("Sandkerntechnik").
Eine szenische Darstellung ägyptischer „Glasbläser“ im Alten Reich befindet sich in der monumentalen Mastaba (Grabbau) des Mereruka, Wesir unter Pharao Teti (2311-2281 v. Chr. - 6. Dynastie), in der altägyptischen Nekropole von Sakkara (Saqqara) am westlichen Nilufer.
Altägyptischer Ohrschmuck
mehrfarbige "Glasstöpsel"
Rosettenverzierung
18./19. Dynastie
Mitte 14. Jh. - Mitte 13. Jh. v. Chr.
Glasmuseum Hentrich
Museum Kunstpalast, Düsseldorf [12]
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Günstiger Weise bestanden in Unterägypten natürliche Lagerstätten (Seeufer des Wadi-El-Natrun) von Natron ⦋Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3)⦌, das bei der Glasgewinnung als Flussmittel eingesetzt werden konnte.
Zahlreiche Glasgefäße wurden im 1. Jahrtausend v. Chr. in der Levante - Syrien, Phoinikien - und in Assyrien erzeugt.
Exporte typischer halbkugeliger Schalen gelangten auch bis nach Ägypten.[1]
Wenngleich ähnliche Glasformen in kaum abweichender Qualität in zahlreichen Werkstätten des römischen Imperiums erzeugt werden konnten, so lagen die Glas produzierenden Zentren doch weiterhin auch in Syrien und Unterägypten aufgrund der vorzüglich geeigneten Sande und der natürlichen Lagerstätten von Natron ⦋Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3)⦌, welches bei der Glasgewinnung als Flussmittel eingesetzt werden konnten.[13]
Kunstwerke mit Glas
Nofretete │ 18. Dynastie
Glastechnik zur Zeit der Königin Nofretete (Neferet-iti)
Ein Zwischenprodukt bei der Herstellung von Glas war die Glasfritte.
Als direkter Rohstoff für die Glasschmelze wurde sie auf Holzfeuer in kleineren, muldenförmigen Tonpfannen (Schmelztiegel) erzeugt.
Glastechnik zur Zeit der Nofretete, der „Großen königlichen Gemahlin“ des Pharaos Echnaton (Amenophis IV., 18. Dynastie) im Neuen Reich von Ägypten ⎸14. Jh. v. Chr.:
- Kugelperlen aus Glas
Tutanchamun │ 18. Dynastie
Als Sohn von Echnaton (Amenophis IV., 1351-1334) bestieg Tutanchamun (auch Tutenchamun; ursprünglich Tutanchaton) um 1332 v. Chr. mit neun Jahren als einer der letzten Könige der 18. Dynastie den Thron und regierte bis 1323 v. Chr.
Im "Tal der Könige" konten aus dem Grab (KV62) des altägyptischen Pharaos zahlreiche Kunstwerke mit Glaseinlagen geborgen werden:[2]
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Ptah
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Binsenbehälter
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Pantherkopf
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Ohrringe
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Spiegelkasten
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Doppelgefäß
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Geier-Brustkragen
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Mond- und Falken-Pektoral
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Eingeweidesarg
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Krummstab und Königszepter
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Armband
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Halsschmuck
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Goldmaske
„Gläserne Kissen“ des Tutanchamun
Zu den spektakulären Funden aus dem Grab des altägyptischen Pharaos Tutanchamun gehören im Ägyptischen Museum Kairo zwei gläserne Kopfstützen, die nach ECKMANN [24] „allein aufgrund ihrer Größe zweifellos zu den prominentesten Glasobjekten der späten Bronzezeit zählen“.
Farbloses Glas
Nach ECKMANN [24] gelang es auch, farbloses, durchsichtiges Glas nachzuweisen, wahrscheinlich unter Zusatz von Manganoxid (Braunstein).
Erste datierbare Glasgefäße im Neuen Reich │ 18. Dynastie
In Ägypten entstanden um 1450 v. Chr. unter Thutmosis III. (um 1486-1425) im Neuen Reich, 18. Dynastie, erste datierbare, opake Glasgefäße.
Mehrfarbige Glasgefäße (Buntglas) mit typischem Girlandenmuster in der Dekoration konnten aus Gräbern im nördlichen Saqqara (Nekropole Sakkara) um 1430 v. Chr. (Neues Reich, 18. Dynastie) geborgen werden.[5]
Glasgefäß um 1340 v. Chr. in el-Amarna
Kerngeformtes, polychromes Glasgefäß in Form eines Fisches (»'bulti'-fish«) aus el-Amarna - altägyptischer König Amenophis III., 18. Dynastie [3][4]
Weitere Gefäße des ägyptischen Glashandwerks [18]
- Linsenflasche │ Neues Reich (1539-1077 v. Chr.)
- Krateriskos │ 18. Dynastie (1539-1292 v. Chr.)
- Granatapfelgefäss (drei Gruppen) │ 18./19. Dynastie (1539-1191 v. Chr.)
- Glasstäbe - als Halbfabrikate mit rundem und quadratischem Querschnitt │ 2. Hälfte 2. Jahrtausend v. Chr.
Ägyptisches Mosaikglas
Fragmente ägyptischer Mosaikgläser
1. Jh. v. Chr.- 1. Jh. n. Chr.
Mosaikglas mit Was-Szepter [10]
Mosaikglas mit Falkenkopf (Horus?)
Antikenmuseum Basel
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Fragmente von Glasmosaiken
"opus sectile"
Ägyptischer Wandschmuck
4. Jh. n. Chr.
Römisch-Germanisches
Zentralmuseum Mainz
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
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[1] EINE WELT AUS GLAS - Buchbesprechung zu Christiane Herb und Nina Willburger, Glas. Von den Anfängen bis ins Frühe Mittelalter. In: Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 80 / IX / 2016.
[2] MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE 1981, S. 62 (3), 74 (9), 80 (13), 90 (18), 92 (19), 100-102 (23), 132 (36), 144 (42), 146 (43), 150 (45), 154 (47), 155 (48), 158 (50), 161 (52), 162 (53).
[3] MALEK 2003, S. 189.
[4] The Trustees of the British Museum, Number EA55193.
[5] MALEK 2003, S. 146.
[6] TRIER/NAUMANN-STECKNER 2016, S. 29-32.
[7] TRIER/NAUMANN-STECKNER 2016, S. 29.
[8] nach MALEK 2003, S.358-365.
[9] WIESE 2001.
[10] altägyptisches Symbol in Form eines Stabes - vor allem Macht- oder Glückszeichen.
[11] AMB 2017 - Sonderausstellung "Scanning Sethos. Die Wiedergeburt eines Pharaonengrabes." 29. Oktober 2017 - 06. Mai 2018 in Basel – mit detailgetreuer Nachbildung von zwei Grabkammern des fast 3.300 Jahre alten Königsgrabes.
[12] RICKE 1995, S. 16 (1).
[13] RICKE 1995, S. 20.
[14] STRELOCKE 1976, S. 10-91.
[15] STRELOCKE 1976, S. 314-315.
[16] MALEK 2003, S.220-221.
[17] BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2016, S. 15.
[18] BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2016, S. 325 Abb. 186-187, 326 Abb. 188-189.
[19] Katalog zur Ausstellung "Ramses. Göttlicher Herrscher am Nil" 17. Dezember 2016 - 18. Juni 2017. BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2016.
[20] Vergleiche: BADISCHES LANDESMUSEUM KARLSRUHE 2016, S. 210-211 Abb. 88-90.
[21] Präsentation der Berliner Künstlerin Isa Genzken: "Nofretete - Das Original, 2010/12". Büste mit greller Bemalung und Sonnenbrille; ohne Vitrine. Ausstellung "Ikonen. Was wir Menschen anbeten". Kunsthalle Bremen. 19.10.2019 - 01.03.2020.
[22] TSCHIRR 2009, S. 20.
[24] Christian Eckmann, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Mainz │Vortrag am 23. November 2021 │ Museum für Archäologie Schloss Gottorf: Fit for a King │ Tutanchamuns "gläserne" Kissen, "himmlisches" Eisen und Bilder königlicher Macht.
[25] SÜSSMUTH (1950), S. 16.