Mittelalterliche Holzasche-Blei-Gläser

Klaus A.E. Weber

 

Es ist davon auszugehen, dass im Hoch- bis Spätmittelalter hochwertige farbige Holzasche-Blei-Gläser primär für sakrale Fensterverglasungen vorgesehen waren.

Die für die Herstellung besonders leuchtender, farbenprächtiger Farbgläser erforderlichen Rohstoffe Blei wie auch Kupfer bezogen mittelalterliche Waldglashütten vermutlich von Metallhütten des Oberharzer Bergbaus, die bleihaltige Erze verarbeiteten.

Dabei bestimmten die vier Hauptelemente Kupfer (Cu), Zinn (Zn), Zink(Zn) und Blei (Pb) die mittelalterlichen Kupferlegierungen.[5]

Das Schwermetall Blei ist ein Abfallprodukt der Silbergewinnung, denn es fiel „als weniger wertvolles Sekundärmetall vor allem dort in großen Mengen an, wo man Bunt- und Edelmetall zutage förderte und verarbeitete“.[2][3]

Hierbei ist anzunehmen, dass Fuhrwerke Holz und Buntsandsteine aus dem Solling in das Bergbaugebiet lieferten und auf ihrer Rückfahrt die Metallrohstoffe zu den Waldglashütten transportierten.

Fragmente von Bleiglashäfen des 12./13. Jahrhunderts sichern für den Solling die Herstellung von Bleigläsern, bei denen metallisches Rohmaterial verwendet wurde.⦋1⦌

Im 12./13. Jahrhundert zählten Bleigläser ohnehin zu den kennzeichnenden Glashüttenerzeugnissen des Oberweserraumes.

Der Vorteil der Herstellung von Bleigläsern liegt darin, dass sie einen niedrigeren Schmelzpunkt als reine Holzaschegläser aufweisen (< 1.100-1.200° C).[4]

Dabei wird zunächst Blei unter Luftzutritt erhitzt und durch den Luftsauerstoff zu Bleioxid (PbO) oxidiert.

Nach MECKING [4] können, abhängig von den Gewichtsanteilen von PbO und SiO2, Schmelztemperaturen unterhalb von 760° C erzielt werden, was keine besondere Ofenkonstruktion erforderte.

Holzasche-Blei-Gläser von intensiver grüner Farbe haben einen signifikanten Anteil an PbO von etwa 20 ma%.[6]

In seinem Werk „De diversis artibus│Schedula diversarum artium“ beschreibt im 12. Jahrhundert der monastische Autor Theophilus Presbyter die Verwendung von Bleioxid und Kupferpulver bei der Herstellung von Holzasche-Blei-Glas, wie es in den Klöstern Corvey und Brunshausen sowie in Paderborn nachgewiesen werden konnte.[5]

 

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⦋1⦌ vergl. DBU 2018, S. 78

[2] STEPHAN/MYSZKA/WILKE 2018, S. 316.

[3] DBU 2018, S. 105.

[4] MECKING 2022, S. 145-146.

[5] MECKING 2022, S. 151.

[6] DRÜNERT/MÖNCKE/STEPPUHN 2022, S. 396.