Der "Teller der Pocahontas" - vor 400 Jahren
Klaus A.E. Weber
Reise der Werra-Keramik von Wanfried nach James Fort - und zurück
Werra-Rundschau, Ausgabe vom 23./24. Februar 2008
© Foto: Diana Wetzestein [1]
Keramikteller der Pocahontas
Matoaka (* 1596 Werowocomoco, USA – † 12. März 1617 Gravesend, England), Tochter des Häuptlings Wahunsanocock, Powhatan Indians, Virginia, vermittelte einst als Pocahontas zwischen den Stämmen der Virginia-Algonkin und englischen Kolonisten.
„Mit dem Teller der Pocahontas kommt ein kleines Stück Weltgeschichte ins Alte Tal der Glasmacher“ │ Werrakeramik & Historische Kanutour - 10 Jahre Museum im Backhaus│Hellental
Mit einem Archäologen-Team konnte die US-amerikanische Archäologin und Autorin Beverly A. Straube die erste von Engländern dauerhaft angelegte Siedlung (14. Mai - 15. Juni 1607) in der Neuen Welt lokalisieren und untersuchen (Jamestown Rediscovery).
Unter Aufsicht der "Virginia Company of London" wurde die Siedlung zunächst als James Fort auf einer Insel im James River in Virginia gegründet und nach König James I. von England (Jakob I., 1566-1625) benannt, ab 1607 Jamestown, Virginia, USA.
Inszenierung der ab 1994 erfolgten archäologischen Grabungin Jamestown
mit Fragmenten der Werraware
Keudellsches Schloss, Stadtmuseum Wanfried
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
1994 begann die damalige APVA [2] das zehnjährige Archäologie-Projekt „Jamestown Rediscovery“, um Überreste des ursprünglichen James Fort (ca. 1607–1624) detailliert zu untersuchen.
Fragmente der beim Archäologie-Projekt „Jamestown Rediscovery“
gefundenen Werraware [1]
Zentralmotiv: Frau in reicher Renaissancetracht, ein Stangenglas haltend
© Foto: Diana Wetzestein [1]
Bei den Ausgrabungen fand Beverly A. Straube u.a. auch Fragmente der Keramik der renaissancezeitlichen Werraware.
Die Herkunft dieses irdenen Bodenfundes wurde dem Hausrat des ersten deutschen Siedlers, dem Arzt und Botaniker Johannes Fleischer der Jüngere (1582-1608) zugeschrieben, der am 14. Mai 1607 gemeinsam mit englischen Kolonisten in Nordamerika (Neuengland) ankam, aber bereits im Sommer 1608 verstarb.
- Glashistorisch ist hierbei anzumerken, dass nur kurze Zeit später, am 29. September 1608, drei deutsche Glasermacher nach Jamestown kamen, um im Auftrag der „Virginia Company“ Fensterglas für Gebäude in London herzustellen.[1]
Im Januar 2008 brachte Beverly A. Straube, Verantwortliche für die archäologische Sammlung von Jamestown ("Jamestown Rediscovery"), Bruchstücke der renaissancezeitlichen Werraware nach Wanfried an der Werra zurück.
Poster zu den APVA-Grabungen in Jamestown, Virginia [1]
Archäologin Beverly A. Straube mit Keramik der Werraware [1]
Originalgetreue Nachfertigung des Wanfrieder "Tellers mit dem Falkenmotiv“
„Teller der Pocahontas“ aus dem Jahr 1605 [3]
Polychrome Werraware der Töpferwerkstatt
„Hinter den Weiden“ von Hans Möller (1568-1625)
Keramik-Sonderanfertigung
Kunstkeramikerin Ursula Wagger in Eschwege
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Übergabe einer Nachfertigung des Wanfrieder "Tellersmit dem Falkenmotiv“ an eine direkte Nachfahrin der Pocahontas (1596–1617),
Powhatan Indians, in Virginia / USA
Wanfrieder Hafen im Juli 2018
© Foto: Diana Wetzestein [1]
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[1] Die Abbildungen, Fotografien und Hinweise wurden dankenswerterweise von Diana Wetzestein, Wanfried, am 07. Januar 2018 zwecks Veröffentlichung dem Autor zur Verfügung gestellt.
[2] "Association for the Preservation of Virginia Antiquities", heute "Preservation Virginia".
[3] Keramik-Objekt-Nachbildung Kunstkeramik Ursula Wagger in Eschwege 05/2018 │ Bei der stilistischen Darstellung eines naturalistischen Tiermotivs in figürlichem Ritzdekor im Fond handelt es sich nicht um eine Falkenart (Falco), sondern um die eines adulten Seeadlers (Haliaeetus albicilla), einem der größten Greifvögel Mitteleuropas, der einst im 16./17. Jahrhundert auch im Gebiet der Werra heimisch war. Mit weit ausgespreizten Schwingen hält der Seeadler mit mächtigem Schnabel in seinen kräftigen Ständern als Beute vermutlich einen aus der Werra gegriffenen Fisch fest. Fünf teilzerlegte Fische mit Gräten umgeben die Greifvogeldarstellung im Fond; fünf Zwischenfelder dürften Wellen der Werra symbolisieren.