Ackerbau und Feldarbeit
Klaus A.E. Weber
„Hab mein Wage vollgelade“ [4]
Zum Einfahren des Heues und Getreides bzw. Strohs wurde ein von Kühen gezogener Leiterwagen benutzt (Kuhgespann).
Die Einlagerung von Heu und Stroh erfolgte über die Ladeluke des Zwerchgiebels auf dem großen Dachboden des heutigen Museumshauses.
Wurde die Scheune vormals als Speicher-Gebäude und als überdachter Arbeitsraum landwirtschaftlich und handwerklich genutzt, so dient der ehemalige Arbeits- und Lagerraum nun als Ausstellungraum für das Historische Museum Hellental.
Vollbeladener Heuwagen mit Kuhgespann
1940er Jahre
im oberen Hellental auf dem Weg
zur Scheune im Dorf
© Historisches Museum Hellental
Ackerlandnutzung
im Kreis Holzminden (KH) und im braunschweigischen Weserbergland (WBL) nach TACKE [5]:
Roggen
-
KH 1856: 5.435 ha 25,7 %
-
WBL 1878: 6.957 ha 24,1 %
- 1927: 5.303 ha 19,5 %
Hafer
-
KH 1856: 3.892 ha 18,4 %
-
WBL 1878: 6.426 ha 22,3 %
- 1927: 5.309 ha 19,5 %
Großer Leiterwagen in Heinade
Postkartenausschnitt │ März 1918
© Historisches Museum Hellental
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Heu │ Stroh │ Getreide
Das aus dem alltagskulturellen Altbestand des „Sollinghauses“ in Teilen vorgefundene Ackerwagengestell [6] mit ehemals Ernteaufbau wurde noch in den 1960er Jahren zum Einbringen von Heu, Sroh und Getreide (Roggen, Hafer) in Hellental eingesetzt.
Leiterwagen
Der landwirtschaftlich genutzte Leiterwagen war ein hölzerner, zweiachsiger, vierrädriger Kastenwagen mit Deichsel für zwei oder drei Kühe als Zugtiere.
Die Seitenwände des „Leiter-Wagens“ bildeten schräg stehende Holzleitern, die nach unten mit steckbaren Rungen an den Radachsen abgestützt wurden.
Hierdurch war es möglich, durch einfachen Umbau bzw. durch Aufrüstung den Leiterwagen als vielseitiges Transportmittel zu nutzen.
Vermutlich wurde der Leiterwagen vom benachbarten Hellentaler Stellmacher (Wagenbauer, Wagner) [3] in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handwerklich gefertigt.
Zwei Kinder sitzen auf dem abgelegten "Wiesenbaum"
Heu-Einlagerung über die Ladeluke
des Zwerchgiebels auf dem Dachboden
Hellental │ 1940er Jahre
© Historisches Museum Hellental
Mit Erntegut beladener Leiterwagen
Hellental │ 1940er Jahre
© Historisches Museum Hellental
∎ Wiesenbaum
Um das auf dem Leiterwagen liegende Heu für den Transport zu befestigen, wurde ein langer, gerader Fichtenholzstamm genutzt.
Der Wiesenbaum lag seiner Länge nach oben auf der hoch aufgetürmten Heuladung, an beiden Enden am Wagen mit Ernteseilen befestigt.
[hmh Inv.-Nr. 1239
∎ Heulaken
Zum Transport von Heu als Futter für Nutz- und Haustiere benutzte man Leinentücher, in die gebündeltes, trockenes Heu eingeschlagen wurde.
[hmh Inv.-Nr. 7030
∎ Wagenräder
Die Ackerwagenräder mit Eisenreifen (Dorfschmied) bestehen aus Holz.
Sie haben eine Holznabe, 12 Holzspeichen und einen Radkranz aus sechs hölzernen Felgen.
Die Hinterräder sind im Durchmesser größer als die Vorderräder (⦰ 78 / 96 / 106 cm).
∎ Holzleitern
Leitern, gefertigt aus den Hälften eines längs gespaltenen Fichtenstammes
∎ Anspannung und Zuggeschirr
Bei dem Leiterwagen dienten Kühe als Zugtiere, die zwei- und dreispännig ein Zuggeschirr trugen (2 bis 3 Kühe "vor dem Wagen").[1]
Handwerklich waren bei der Geschirrherstellung folgende Werkstätten beteiligt:
Zweinutzungskühe als Milch- und Zugtier
Auch zum Pflügen wurden Kühe als Zugtiere (Zweispänner) eingesetzt, was zumeist zweier Personen bedurfte, einerseits zum Führen der Kühe, andererseits zum Führen des eisernen Pfluges.
Zwei Kühe (Zweispänner)
als Zugtiere beim Pflügen
Odenwald │ um 1955 [2]
© Historisches Museum Hellental
∎ Ortscheite/Schwengel
Ausgestellt sind mehrere kurze und längere bewegliche (Kuh-)Schwengel in Kombination als Teil eines Gespannes von zwei bis drei Kühen als Zugtiere (Zwei-/Dreispänner) │ Holz, Eisen.
∎ Stirnjoch
Zu sehen ist einzeln hergestelltes „Kuhjoch“ zum Pflügen
Das unverzierte hölzerne, kräftig grün bemalte und glänzend lackierte Stirnjoch für eine Kuh besteht aus einem gefülltem Lederpolster, Lederriemen mit Schnallen und Jochbeschlag.
∎ Kuhketten
Eiserne Anbindeketten (Kuhhalsketten) mit "Trog-Enden".
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[1] SIUTS 2002, S. 112-128.
[2] In Kirch-Brombach im „Windhof“ lebende Großeltern (väterlicherseits) des Autors.
[3] SIUTS 2002, S. 263-271.
[4] Aus dem Text eines Volksliedes │ Anfang 20. Jahrhundert.
[5] TACKE 1943, S. 39 Tab. 5.
[6] SIUTS 2002, S. 128-131, Tafel 69.