Waldglashütten zu Beginn des 17. Jahrhunderts
Klaus A.E. Weber
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„Klassisches Zeitalter des Saufens“
Die Frühe Neuzeit war zumeist von eher derben Trinksitten geprägt.
So wird der Wandel von Trinksitten und Geselligkeit während der Renaissance – dem „klassischen Zeitalter des Saufens“ – bei STEPHAN [2] exemplarisch beschrieben.
Nach BLÜBAUM/FISCHER [4] "hatte sich in den Formen der spätgotischen Gläser bereits ein Wandel des Geschmacks zu üppigeren Gestaltungen angekündigt, so trat dieser mit dem 16. Jahrhundert deutlich hervor."
Aus der Tradition mittelalterlicher Waldglashütten heraus sowie durch veränderte Trinkgewohnheiten entwickelte sich eine gänzlich neue Gruppe "modischer" Hohlgläser, insbesondere auch mit neuartiger Bemalung mit leuchtenden Emailfarben oder mit Schwarlotmalerei.
Das Mehrkantstangenglas, namentlich das Achtkantstangenglas, etablierte sich als wichtige und prägende Form eines Trinkglases (für Bier).
"Die vom mittelalterlichen Waldglas bekannten Fadenauflagen, Nuppen oder Rüssel bekamen jetzt größere Ausmaße, wurden plastischer und um bis dahin unbekannte Dekorformen bereichert."[4]
Frühneuzeitliche Waldglashütten
1. Drittel 17. Jahrhundert
Geländestandorte
Umfeld des Hellentals
Forschungsstand
Januar 20233
© Historisches Museum Hellental, Grafik: Klaus A.E. Weber
Aufschwung im 17. Jahrhundert
-
Blüte der Glaserzeugung in der Renaissance
- Epoche des Hexenwahns [1] und des Dreißigjährigen Krieges
Nachdem, wie BERGMANN [3] ausführt, in Mittelgebirgsräumen das Kulturland zahlreicher Siedlungen als Folge der nach der Mitte des 14. Jahrhunderts einsetzenden Hauptwüstungsphase verwaldet war, boten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts umfangreich entstandene Buchenwaldungen lokal günstige Voraussetzungen für die Glasherstellung.
Waldglashütte "Oberes Hellental"
1. Drittel 17. Jahrhundert
In ganzer Länge erhaltene
Glasmacherpfeife (Eisen)
ohne Holzeinfassung
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Nach spätmittelalterlichen Phasen glastechnischer Stagnation bildete die zuvor im 12./13. Jahrhunderts entstandene technische und organisatorische Betriebsinnovation der Waldglashütte „die Basis für die nachfolgenden Blütezeiten bis zum Dreißigjährigen Krieg“.[5]
Vornehmlich im 16. und 17. Jahrhundert entfaltete sich dann die Blütezeit des zuvor bereits hoch entwickelten Glashüttengewerbes im Weser-Werra-Leine-Bergland.
Landesherren und Fürstenhäuser zeigten ein großes Interesse an prestigeträchtigen, prunkvollen Gläsern.
Auch bestand ein Bedarf an Glas für alchemistische Versuche in Laboratorien.
Das Holz aus den Solling-Forsten wurde dabei staatlich verwertet und hierdurch zugleich das Steueraufkommen aufgebessert.
Die zunehmende Nachfrage führte zur Vergrößerung der Glasproduktionsstätten.
So entstanden kleine, häufig sozial isolierte Siedlungen auf Zeit mit einem Wohn- und einem Werkbereich.
Literatur
BLOSS, OTTO: Die älteren Glashütten in Südniedersachsen. Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen. Bd. 9. Hildesheim 1977.
WEBER, KLAUS A.E.: Waldglashütten in den Solling-Forsten des Hellentals. Beiträge zur Glashüttengeschichte im Solling vom 12./13. bis 18. Jahrhundert.
- Teil I Glashüttenforschung im Umfeld des Hellentals. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 1/2012, S. 14-21.
- Teil II Glashütten des Mittelalters im Umfeld des Hellentals - 12.-14- Jahrhundert. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 2/2012, S. 8-17.
- Teil III Glashütten der Frühen Neuzeit im Umfeld des Hellentals - 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 3/2012, S. 13-22.
- Teil IV Glashütten der Frühen Neuzeit im Umfeld des Hellentals - 1. Hälfte 18. Jahrhundert. Sollinger Heimatblätter. Zeitschrift für Geschichte und Kultur. 4/2012, S. 15-24.
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[1] RAULS 1974, S. 66-67.
[2] STEPHAN 2021, S. 91-96.
[3] BERGMANN 2008, S. 27.
[4] BLÜBAUM/FISCHER 2011, S. 29.
[5] STEPHAN 2022b, S. 56.