Tatort Hellental in der NS-Diktatur

Klaus A.E. Weber

 

Folgen der von der Bevölkerung mehrheitlich getragenen NS-Diktatur

2023: 90. Jahrestag der Regierungsübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933

 

Nationalsozialismus in Hellental

© Historisches Museum Hellental

 

Aufstieg der Nationalsozialisten in Hellental 1933-1945

Seit 1930 beherrschten Nationalsozialisten (NSDAP) das Land Braunschweig.

Auch die Hellentaler Dorfbevölkerung wurde mit dem sich etablierenden Nationalsozialismus und dem hieraus resultierenden staatlichen Antisemitismus mit seiner Agitation und Brutalität in ihrem Alltagserleben unmittelbar konfrontiert.

 

Parteiabzeichen der NSDAP

Ø 18 mm │ Kupfer

Umschrift:

NATIONAL-SOZIALISTISCHE-D.A.P.

Fundort: Hellental 12/2019

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

1932

1932 gab es eine Propaganda-Versammlung am Mühlenteich mit "Braunhemden" der SA und Nazigrößen - die Phase der menschenverachtenden Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus greift in Hellental um sich.

 

Am Hellentaler Mühlenteich

"Braunhemden" der SA und Nazigrößen

um 1932

© Historisches Museum Hellental

 

Am 03. April 1932 marschierten von Merxhausen aus „unter dem Vorantritt der SA-Kapelle Sievershausen (...) 160 SA- und SS-Leute sowie Angehörige der Hitlerjugend neben ebenso vielen Mitgliedern und Anhängern der Partei nach den Ortschaften Heinade und Hellental“ - möglicherweise „unter dem Vorantritt der Hakenkreuzfahne bei dem Gesange nationalsozialistischer Kampflieder“ oder „mit den üblichen Kampfliedern“.

Für Hellental ist als größere nationalsozialistische Propaganda-Veranstaltung ein "Deutscher Tag" mit politischen Reden für den 23. Oktober 1932 überliefert.

Der Parteibuchbeamte Paul Timmermann (1897-1967) aus Hellental trat im Frühjahr 1932 seinen Dienst in der "Landeserziehungsanstalt Bevern" an.

 

1933

Hausdurchsuchungen

Am 18. März 1933 führten im Zeichen des nationalsozialistischen Terrors drei Landjäger und 15 SS- und SA-Leute abends gegen 18 Uhr Hausdurchsuchungen bei SPD-Funktionären und SPD-Mitgliedern in Hellental durch - bei eher bescheidener Ausbeute.

Laut Angaben der Polizei seien neben sozialdemokratischen Schriften und Parteibüchern, eine schwarz-rot-goldene Fahne, einige Wimpel, zwei Trommeln, drei Flöten sowie ein Militärgewehr gefunden worden.

 

SA-Terrortruppe aus Bevern wütet in Hellental

Wie 1933 die so genannte Säuberungsaktion der Nazis begann, kam ein Kommando der SA (Sturmabteilung) von Bevern, wo sich ab 1933 im Schloss eine SA-Sportschule befand, nach Hellental.

Der uniformierte Schlägertrupp wollte die alten Sozialdemokraten wegholen.

Das haben sie aber nicht durchgeführt, sondern sie haben sie in die Wirtschaft geholt und haben sie misshandelt.

Es waren von Hellental auch welche dazwischen.

Ich weiß auch alle wer, aber …

Da haben sie einen Waldarbeiter so kaputt geschlagen.

In der Sängerstube auf dem Saal haben sie ihn so verdroschen … und ihn blutend im Laken gehabt.

Der war so kaputt, dass er überhaupt nichts anziehen konnte.

Der sah sich nichts mehr ähnlich.

Und einen weiteren Waldarbeiter hatten sie auch schon geholt …

Da ist einer aus dem Dorf gekommen, der ist dazwischen gegangen.

Auch ein älterer Waldarbeiter.

Der hat gesagt, das gibt es nicht mehr.

Die wollten alle, alle wollten sie schlagen.

 

∎ Bier-Humpen │ um 1936

blauer Aufdruck mit Stadtsilhouette:

„Nürnberg – die Stadt der Reichsparteitage“

Steinzeug, grau

[hmh Inv.-Nr. 5136

In Nürnberg fand 1923 der erste Reichsparteitag der Nationalsozialisten statt.

Von 1936 bis 1945 trug Nürnberg den Titel „Stadt der Reichsparteitage“.

 

Krankenpflegekurs

Hellental │ 1938

© Historisches Museum Hellental

 

Krankenpflegekurs 1938

Kriegsvorbereitender rollentypischer Pflegekurs für Frauen aus Hellental:

Minna Greinert, Frieda Bitter, Schwester Walla, Emilie Eikenberg, ? Brakmann (Hecker), Anna Hempel, Rieke Düwel, Minna Greinert, Frieda Eikenberg, Johanne Gehrmann, Lisa Schulte, Emma Bönig, Ernee Mengler (?), Berta Greinert, ? Lehmann, Auguste Zinkler, Herta Brünig, Minna Maier, Erna Brackmann, Frieda Greinert, Johanna Siebers, Edith Eikenberg, Herta Eikenberg, Erna Sturm, Mariechen Köke

 

∎ Arbeitsbuch Nr. 100 Ho/8235 │ 1936-1944

nach dem NS-Gesetz vom 26. Februar 1935

(RG Bl. I S. 311)

Arbeitsamt Alfeld/Nebenstelle Holzminden

vier „arbeitsbuchpflichtige Beschäftigungsverhältnisse“ der Inhaberin Erna Sturm, geb. Bertram (*1919)

  • ausgestellt am 24. September 1936

  • geschlossen am 03. Juni 1944

[hmh Inv.-Nr. 3027

 

⊚ Zum Anklicken

Arbeitsbuch Nr. 100 Ho/8235

Arbeitsamt Alfeld

Nebenstelle Holzminden

© Historisches Museum Hellental