OLLE KLAMOTTEN │ Zeit und Mode im Wandel
Klaus A.E. Weber
© Foto: Privatsammlung Elisabeth Dittrich, Holzminden
Dem Newsletter des Forum Schweizer Geschichte Schwyz vom 08. April 2025 ist zum Umgang unserer Wegwerfgesellschaft mit Textilien zu entnehmen, dass wir uns heute fünfmal mehr neue Kleidungsstücke als noch 1970 leisten und das Überangebot an Modetextilien dazu führt, sie oft schon nach kurzer Tragezeit in die Altkleidersammlung zu geben.
„Für unsere Vorfahren war Kleidung eine teure Anschaffung.
Darum nutzte und flickte man sie, bis sie auseinanderfiel.
Ja, selbst Lumpen wurden nicht weggeworfen, sondern für die Papierherstellung oder als Dichtungsmaterial verwendet – und zuletzt als Toilettenpapier.“
© [hmh, Foto: Mechthild Ziemer
Nichts macht Geschichte und Kultur fassbarer als Kleidungsstücke und Textilien
© Foto: Privatsammlung Familie Kuhmlehn, Merxhausen
Louise Dehne, verh. Bremer (1862-1930) [4]
Pelerine von Louise Dehne │ um 1890 │ Merxhausen
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Pelerine │ um 1890 │ Merxhausen [1]
Original-Kleidungsstück Pelerine von Louise Dehne, verh. Bremer (* 1862 Arholzen │ † 1930 Merxhausen)
Ehefrau des Halbmeiers Karl (Carl) Bremer (1886-1970) in Merxhausen
Statt eines Mantels leichter ärmelloser, weit geschnittener Umhang, auch als Cape bezeichnet
[hmh Inv.-Nr. 7023
© Foto: Privatsammlung Familie Kuhmlehn, Merxhausen
Karl Bremer (1886-1970) als Soldat im Ersten Weltkrieg [4]
Feldmantel von Karl Bremer │ Kennzeichnung: 14./J.R. 55 III
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Feldmantel aus dem Ersten Weltkrieg │ 1914-1918 [1]
Original-Militärmantel M 55 mit Seiten- und Innentaschen aus der Deutschen Kaiserzeit mit der Kennzeichnung „14./J.R. 55 III“ des Halbmeiers Karl (Carl) Bremer (* 19. April 1886 │ † 25. Oktober 1970) in Merxhausen
Mantelloden, dunkelolivgrün
[hmh Inv.-Nr. 7024
∎ Ski-Set │ 1940er Jahre
Holz, Leder, Metall, Kunststoff
Hempel, Hellental
Holzskier mit Kandahar-Bindung │ Bambus-Skistöcke
[hmh Inv.-Nr. 1166
Hochzeit
∎ Hochzeitsanzug │ 1936 │ Hellental [6]
Hochzeit am 11. Juli 1936 in Heinade von Karl August Friedrich Hempel (1905-1944/1945) und Anna Bertha Frieda Frohme (1905-1960)
Festlicher schwarzer Herrenanzug als Dreiteiler
Schneiderei in Merxhausen
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Jacke mit einreihigen Knöpfen
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Herrenweste
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Hose
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weißes Herrn- Oberhemd
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schwarzer Querbinder
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schwarzer Glanzzylinderhut
- weiße Fingerhandschuhe
[hmh Inv.-Nr. 7005
∎ Brauthäubchen │ 1935 [7]
Hochzeitsbrauch in Hellental
[hmh Inv.-Nr. 7006
Um Mitternacht wurde von der Braut der Schleier abgelegt und das Häubchen aufgesetzt.
Damit war die Braut „unter der Haube“ - sie war verheiratet.
Teilweise wurde der Schleier auch zerrissen, denn fast jeder der Hochzeitsgäste wollte ein Andenken haben.
Danach folgte der Ehrentanz des Brautpaares.
Dabei trug der Bräutigam eine edle weiße Zipfelmütze mit roter Bommel.
∎ Krone zur Silberhochzeit │ um 1900
Lobach
[hmh Inv.-Nr. 1113
Taufe
∎ Taufkleid │ um 1900
Odenwald
[hmh Inv.-Nr. 7007
In kirchlicher Tradition wurde dem Neugetauften für den Vorgang der Taufe das hochwertige weiße Gewand als Oberkleid angezogen.
Das Taufkleid war als Erbstück in einer Familie im Odenwald weitergegeben worden.
Konfirmation
∎ Silbernes Essbesteck │ 1929/1930 [8]
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1055
Das Essbesteck - Esslöffel, Gabel, Messer - wurde der Konfirmandin Irmgard Hempel, verh. Ohrmann (1915-2004), anlässlich der Konfirmationsfeier 1929/1930 überreicht.
Herausgeputzt - Accessoires für die Dame
∎ Pailletten-Abendtasche │ um 1920 [5]
Altkreis Einbeck
beutelartige Damenhandtasche mit Innenfutter
[hmh Inv.-Nr. 7008
∎ Schwarze Samt-Bluse │ um 1900 [5]
Oberschlesien
[hmh Inv.-Nr. 7009
vermutlich aus umgearbeitetem Kleid
∎ Spitzen-Stulpen │ um 1890 [5]
Altkreis Einbeck
Seide
[hmh Inv.-Nr. 7010
Fashion auf dem Land
Hannelore Siebers und Helga Hentschel beim Sonnenbaden im Wald
"überrascht von Alma und Ernst Strohmeier und Heppners" │ 1949
© Historisches Museum Hellental
1949 - Die Mode zieht in Hellental ein [4]
Die 17jährige Hannelore Siebers und ihre Freundin Helga Hentschel nähen gern und haben sich mutig etwas ganz Schickes selbst genäht.
Hierzu erzählt Hannelore Siebers die folgende Begebenheit:
„Nach dem Krieg gibt es nichts und so wird improvisiert".
Es sind kurze Hosen mit dazu gehöriger, kurzärmeliger Bluse – auf den Dörfern zu der Zeit vollkommen unbekannt.
„Das gibt es noch nicht“.
So gehen Hannelore und Helga heimlich in eine Waldschonung und legen sich in ihrer neuen Errungenschaft in die Sonne - "zum Sonnenbaden".
Nun kommen auch noch ganz zufällig zwei Hellentaler Herren vorbei, die bekommen große Augen.
Als Spätfolge dieser Aktion gibt es dann eine ganze Zeit im Dorf auf einmal einen Zuruf:
„Na ja, gerade Beine hast Du ja“.
Ländliche Frauenmode
Ländliche Frauenmode 1920er Jahre
Anna Frohme (1905-1960) (rechts)
Anna Frohme im November 1927 (links)
© Fotos: Privatsammlung Elisabeth Dittrich, Holzminden
Dörfliche Frauenmode um 1960
"Oma" Johanne Siebers (geb. Kiene)
sitzend vor dem Hauseingang
des "Sollinghauses"
© Historisches Museum Hellental
- Waschtag und Henkelsachen
- Zeichnen mit Glas und Licht - die Photographie
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Fotografische Apparate │ Sammlung
- Männergesangverein Einigkeit Hellental
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[1] Schenkung an das Historische Museum Hellental von Hanna und Hartmut Kumlehn, Merxhausen.
[4] Nach einer Erzählung von Hannelore Schulz (geb. Siebers,1932-2020), Hellental.
[5] Schenkung an das Historische Museum Hellental von Eva Zahradnicek, Holzminden.
[6] Schenkung an das Historische Museum Hellental von Elisabeth Dittrich, Holzminden.
[7] Schenkung an das Historische Museum Hellental von Irmgard Timmermann, Hellental.
[8] Schenkung an das Historische Museum Hellental von Dieter Schlossmacher.