Heilkunde │ Armen- und Krankenpflege auf dem Odfeld

Klaus A.E. Weber

 

Wie nicht anders zu erwarten, haben auch die „weißen Mönche" des 1135 zur ersten Blütezeit der Zisterzienser ordensrechtlich gegründeten Klosters Amelungsborn auf dem Hochplateau Odfeld bei Stadtoldendorf Heilkunde ausgeübt und klösterliche Armen- und Krankenhilfe praktiziert.[1]

Anzumerken ist dabei, dass der um 1090 bis 1153 lebende Hl. Bernhard als charismatisch und kirchenkritisch beschriebener Abt von Clairvaux einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens war.

An die Benediktinerin Hildegard von Bingen erinnernd, zeichnete sich der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux als zeittypischer hochmittelalterlicher Mystiker durch seine auf ekstatisches Erlebnis und Verkündigung eingestellte Frömmigkeit aus.

In einem überlieferten Verhör von 1234 im Kloster Amelungsborn durch den Hildesheimer Bischof Konrad II. ging es um eine der nur wenige Jahre zuvor verstorbenen Heiligen Elisabeth von Marburg zugeschriebene wundersame Heilung eines jungen Mönchs mit Namen Heinrich.

Es ist ein Zeugnis für die damals ungebremst vorherrschende Heiligenverehrung und mystische wie ekstatisch erlebte Frömmigkeit, die uns noch im Weiteren wiederholt begegnen wird.

Wie die meisten Zisterzienserklöster des Mittelalters hatte das Kloster auf dem Odfeld eine „Infirmaria“, ein klostereigenen Krankenhaus, das ein arzneikundiger Mönch leitete, der „Bruder Infirmarius“.

In diesem Klosterkrankenhaus mit Kapelle wurden schwache und kranke Mönche gepflegt.

Hierzu sei auf die anschauliche Darlegung „Hilf, Bruder Infirmarius!“ in dem 1982 von Herbert W. Göhmann verfassten Buch “Kloster Amelungsborn“.

Im Jahr 1306 „schenkten der Bürger Dietrich von Holtensen und seine Frau Osanna in Stadtoldendorf ihr Haus und ihren Hof in der Hetenstrate zu Oldendorp neben den Vorwerk des Herrn von Homburg (apud allodium domini Homborch) dem Kloster Amelungsborn für die Pflege der Kranken des Klosters (officium magistri infirmorum)“.[2]

Von dem Klosterkrankenhaus streng getrennt, bestand zudem ein Klosterhospital zur Pflege der auf der Heerstraße vorbeiziehenden Bettler, Pilger und kranke Reisenden.

Unter der Leitung eines ausgewählten Mönchs – der „Bruder Hospitalarius“ - entwickelte sich das Klosterhospital in zwei Formen der Krankenhilfe:

  • zum einen zur Anstalt für zu Fuß gehende Arme,

  • zum anderen zu einem besonderen Spital für Vornehme und Betuchte, die zu Pferde kamen.

 

Gartenkultur │ Mittelalterlicher Klostergarten

Bereits seit dem frühen Mittelalter zählten Gärten zur Grundausstattung der sich selbst versorgenden Klöster.

Den in strenger Klausur lebenden Mönchen lieferte der Klostergarten von Amelungsborn der Klosterküche Gemüse, Obst und Würzkräuter.

Zudem wuchsen in dem Klostergarten auch Arzneikräuter für die Apotheke der beiden klostereigenen Krankeneinrichtungen – für den „Bruder Infirmarius“ und den „Bruder Hospitalarius“.

 

____________________________________________

⦋1⦌ HEUTGER 1968, S. 48-50.

[2] RAULS 1974, S. 42.