Glashütten im 18. Jahrhundert │ Zeitenwende

Klaus A.E. Weber

 

Im Herzogtum Braunschweig waren etwa ab 1735 alle Voraussetzungen für eine unbeschränkte Herrschaft des Merkantilismus gegeben.

Der Staat betrieb eine aktive Wirtschaftspolitik, d.h. er griff überall dort lenkend in den Produktionsprozeß ein, wo Neuerungen für die Staatskasse lohnend erschienen.

Auch in der Glasmacherei wurden ab 1740 umwälzende Neuerungen realisiert.“[12]

 

Prozess der innerbetrieblichen Neuerung [13]

Während des 18. Jahrhunderts veränderte sich das Glashüttenwesen insofern, als technologisch weiterentwickelte und auf einen größeren Glaswarenabsatz ausgelegte, ortsfeste Manufakturen errichtet und vorwiegend landesherrlich betrieben wurden.

In dieser Zeit des grundlegenden ökonomischen Wandels trat das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel unter Herzog Carl I. (1713-1780) erstmals als Wirtschaftsförderer und Unternehmer auf.

Fiskalisch bedeutende Wirtschaftszweige, wie die der Glasherstellung, wurden in die landesherrliche Eigenregie übernommen.

So entstanden um 1744/1745 - ganz im merkantilistischen Geist - neue und zudem dauerhaft angelegte Glashüttensiedlungen im alten braunschweigischen „Weserdistrikt“.

Vor diesem wirtschaftspolitischen Hintergrund widmen sich die folgenden Kapitel mit regionalem Hinblick auf den Solling als Wirtschaftswald

  • dem besonderen Werdegang und Schicksal der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts betriebenen Hellentaler Glashütte Steinbeke im staatlichen „Merxhäuser Forst“, gegründet zu Beginn des 18. Jahrhunderts von eingewanderten Mecklenburger Glasmacherfamilien; es war die letzte Glashüttenanlage im Hellental und zugleich der Nukleus der Besiedlung des unteren Hellentals: Entstehung des Sollingdorfs Hellental.

  • der Gründung und Entwicklung der Glasmanufaktur Schorborn - der Fürstlich-Braunschweigisch-Lüneburgischen Hohl- und Tafelglashütte - während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – dem 1743 initiierten staatlich-merkantilistischen "Industriebetrieb".

Als Braunschweiger Sollinghütte stellte die Schorborner Glasmanufaktur mit ihren Filialglashütten als prinzipielle Produktlinien für den "in- und ausländischen" Handel grüne und farblose ("weiße") Glaswaren her, wobei letztere kunsthistorisch einer oft schwierigen Abgrenzung bedürfen zu den Glasmanufakturen in Osterwald/Lauenstein (Kurfürstentum Hannover) │ Altmünden (Landgrafschaft Hessen) │ Emde (Bistum Paderborn).

 

"Fürstlich-Braunschweigische Glashütten" │ 1925

 

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© Zeichnung: Wolfram Grohs │ März 2021

 

Wilhelm Becker: Die Fürstlich=Braunschweigischen Glashütten. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte Braunschweigs von 1740—1840. Hamburger Dissertation vom Jahre 1925.

Karl Friedrich Wilhelm Becker: Die Fürstlich-Braunschweigischen Glashütten: Ein Beitr. z. Wirtschaftsgesch. Braunschweigs v. 1740 bis 1840. In: Niedersächsisches Jahrbuch 4 (1927), S. 1-92 (StadtA HOL, Archivbibliothek, 4/H/4120), S. 83-89.

 

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Schlussbetrachtung.

Um die Bedeutung der Fürstlich-Braunschweigischen Glashütten in ihrer Gesamtheit zu würdigen, ist es nötig, dass wir uns vor allem der Verschiedenheit der volkswirtschaftlichen Meinungen, die während der Zeit ihres Bestehens Geltung erlangten, bewusst sind. 1)

Auf der Grundlage dieser wirtschaftspolitischen Ideenkreise, die in besonderem Maße durch den Geldbedarf des Staates bedingt waren, bietet die Geschichte der Hütte ein ausgezeichnetes Bild der Entwicklung vom Staatsbetriebe zur rein kapitalistischen privaten Unternehmung, wie sie durch den Übergang zur freien Verkehrswirtschaft nötig wurde.

Die Hauptlinien dieser Entwicklung seien daher zum Schluss noch einmal zusammengefasst.

Die Gründung und der Betrieb der Hütten war unter der Regierung Karls I. in erster Linie ein Mittel zur Verwirklichung der merkantilistischen Ideen, die den Fürsten und seine Ratgeber beseelten.

Die Förderung der Landeswohlfahrt, Deckung des Landesbedarfs, Verwertung zum großen Teil ungenutzter Rohstoffe, Steigerung der Ausfuhr, Vermehrung der Bevölkerung, Hebung des Produktivkraft, Erhöhung der Konsum- und Steuerkraft, Steigerung der Einnahmen des Staates, das waren Ziele, deren Verwirklichung durch die Begründung der Glashütten, wie die Darstellung ihrer Geschichte erwiesen hat, in hohem Maße erreicht wurde.

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Die Verfolgung dieser Ziele zeugt, zumal die gesamte Glasfabrikation einschließlich der Spiegelfabrikation zum Gegenstande der Unternehmung gemacht wurde, 2) von hoher volkswirtschaftlich-staatsmännischer Einsicht ihrer Gründer.

Wenn trotzdem, besonders nach dem Ausscheiden des Oberjägermeisters von Langen aus dem braunschwedischen Dienste, die Entwicklung der Werke als fürstliche Unternehmungen nicht mehr recht vorwärtsgehen wollte, so lässt sich dafür eine ganze Reihe von Gründen anführen.

Es war nicht die Art des Fürsten und des Mannes, "durch den," wie Lessing sagte, "alles und jedes, was in Braunschweig geschehen sollte, geschah," seines Ministers von Schliestedt, sich lange bei den einzelnen Gründungen aufzuhalten.

Den lebhaften Drang zu stets neuen Entwürfen vermochten weder der Herzog noch Schrader zu zügeln, 3) und so kam es, dass neue Gründungen in Angriff genommen wurden, bevor noch die alten ihre Lebensfähigkeit erwiesen hatten.

Wohl war diesen beiden Männern der Wagemut des Unternehmers eigen, doch fehlte es ihnen vor allem an dem rechnerischen Sinn, der zweiten Eigenschaft der in dem sich neu entwickelnden Wirtschaftssystem zur Führung berufenen Wirtschaftssubjekte. 4)

Den Beamten aber, denen nach dem Rücktritt v. Langens die Verwaltung der Hütten übertragen wurde, war nicht nur jede Spur kapitalistischen Geistes fremd, sondern unter ihrer Leitung machten sich auch zum Teil infolge der großen Entfernung von der Hauptstadt mangelhaftes Pflichtbewusstsein und ungenügende Sachkenntnis, unzuverlässige Berichterstattung, die Schwerfälligkeit des ganzen Verwaltungsapparates, die sich besonders im Hinblick aus den Absatz der-Ware in zu starker Bindung an die Tarife auswirkte, als Hemmungen einer gedeihlichen Entwicklung bemerkbar.

Dazu traten noch die starke Bindung der Produktion an Empirie und Tradition, das Fehlen einer geordneten Finanzverwaltung, der ewige Geldmangel des Fürsten und schließlich die Wirkungen des siebenjährigen Krieges als Ursachen hinzu, die den finanziellen Erfolg vereitelten, auf den es im letzten Jahrzehnt der Regierung Karls I. bei der katastrophalen Lage der Staatsfinanzen ankam.

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Die Verpachtung der Hütten, die im Jahre 1773/74 unter dem Einfluss des Erbprinzen vorgenommen wurde, musste gerade im Hinblick auf die einzuschlagende Sparpolitik als die beste Lösung erscheinen; denn eine ganze Reihe von industriellen Unternehmungen Karls I. stellten unzweifelhaft nur „eine besondere Form der Ausgabe“ 5 ) des Staates dar.

In derselben Zeit aber, als die Glashütten in erhöhtem Maße als Geldquellen des Staates betrachtet wurden, gelangten die physiokratischen Ansichten, denen der Erbprinz im Gegensatz zu seinem Vater huldigte, in der Geringschätzung der industriellen Unternehmungen zur Auswirkung.

Und zwar wurde davon besonders die Spiegelhütte betroffen.

Die Bedeutung der Sollinghütten für die Deckung des Landesbedarfs sicherte diesen eine völlig andere Stellung.

Während bislang das Interesse des Staates mit dem der Unternehmung in gleicher Richtung gelegen hatte, die Glashütten im gewissen Sinne privatwirtschaftliche Unternehmungen des absoluten Fürsten waren, gelangte jetzt in der Person des von kapitalistischem Geiste erfüllten Pächters, „der sich zutraute, seine Sachen bester zu verstehen als ein ihnen ferner stehender Staatsbeamter“ 6 ) der Gegensatz zwischen dem staatswirtschaftlich und privatwirtschaftlich Notwendigen zur Auswirkung.

Auch dieses Entwicklungsmoment trat am stärksten bei der Spiegelhütte in Erscheinung, da sie alle Möglichkeiten zur Verwirklichung der kapitalistischen Wirtschaftsprinzipien, des Erwerbsprinzips und des Prinzips des ökonomischen Rationalismus, 7) am vorzüglichsten darbot.

Die Gleichartigkeit der Produkte, auf deren Erzeugung der Betrieb der Spiegelhütte infolge einer bereits weit fortgeschrittenen Arbeitsteilung eingestellt war, enthielt einen starken Antrieb zur Mechanisierung des Arbeitsprozesses.

Diese erreichte besonders bei der Veredelung der Fabrikate schon früh einen hohen Grad.

Das Streben nach ihrer Verwirklichung, das wir besonders bei dem Pächter Amelung feststellen konnten, machte aber den Aufwand eines beträchtlichen Kapitals notwendig, der durch die weite Entfernung der Absatzmärkte und die mangelhaste Ausbildung der Verkehrseinrichtungen eine große Steigerung erfuhr.

Die Entwicklung der Betriebsform der Fabrik setzte aber auch eine Arbeiterschaft voraus, die den starken Bindungen der handwerksmäßigen Wirtschaft entwachsen war.

Auch in dieser Beziehung boten sich in Grünenplan die günstigsten Verhältnisse dar.

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In dem „neuen Dorf“ war eine nach örtlicher Herkunft und Religion sehr verschiedene, nach der Arbeitsverrichtung bereits äußerst differenzierte Gesellschaft ansässig, die fast ausschließlich auf das Einkommen aus ihrer Arbeit angewiesen war und unter der sehr bald die Zahl der angelernten Arbeiter, der Polierer und Schleifer die der gelernten Hüttenleute um das Drei- bis Vierfache überwog.

Durch Verbilligung der Produktion, Vervollkommnung der Technik, vorteilhafteren Bezug von Rohstoffen, Verwertung der Abfälle, Angliederung von Nebenbetrieben, Steigerung der Arbeitsleistungen, Beschränkung der Produktion auf die Herstellung von Spiegelglas, Sicherung des Absatzes durch den Abschluss von Verträgen suchte der Pächter diese günstigen Bedingungen kapitalistischer Produktionsweise auszuwerten. 8)

Aber trotz des Aufschwungs des Werkes stand die Kammer infolge der Verkennung der Bedeutung des Unternehmens dem starken Kapitalbedarf verständnislos gegenüber und war nur einseitig auf die Sicherung ihrer Einkünfte bedacht.

Finanzquelle, als die das Werk in der Hauptsache für die Kammer in Betracht kam, vermochte es nach der Ansicht von Hohnsteins, der sicherlich mit seiner Meinung nicht allein stand, auch ohne dieses Maß der Ausdehnung des Betriebes und des daraus sich ergebenden hohen Kapitalbedarfs zu sein.

Diese Anschauung in Verbindung mit der Bevorzugung der Karlshütte hinsichtlich des Holzbedarfs, mit kleinlichen Schwächen und mangelhafter Sachkenntnis der Kammerräte stellte nicht nur die stärksten Hemmungen der Entwicklung der Spiegelhütte dar, sondern lieferte in unverständlicher Kurzsichtigkeit das technisch überlegene Werk auch dem Konkurrenzunternehmen und damit seinem Niedergange, die Arbeiterschaft aber der größten Notlage aus.

Demgegenüber stellte sich uns die Entwicklung der Sollinghütten unter der Regierung des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand in völlig anderem Lichte dar.

Ihre Bedeutung für den Staat war außer in der Deckung des Landesbedarfs und der Beschäftigung der Bevölkerung vor allem in der einzigsten Möglichkeit, die großen Holzbestände der Sollngforsten verwerten zu können, begründet.

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So konnte es hier kaum zur Ausbildung des Gegensatzes zwischen staatlichem und privatem Interesse kommen, zumal die Produktion der Sollinghütten noch fast restlos an die Betriebsform der Manufaktur gebunden war.

In dem zwar auch arbeitsteilig gegliederten Arbeitsprozess bestand nur eine ganz geringe Möglichkeit der Mechanisierung bei der Veredelung der Fabrikate.

Die Konsumentenproduktion, die Vielgestaltigkeit der Produkte der weißen Hohlglashütte und selbst die Massenproduktion des Medizin-, Tafel- und grünen Hohlglases war gänzlich auf handwerksmäßige, durch Empirie gebundene Arbeit begründet, der auch die Anlage der Schorborner Hütte in einer bereits vorhandenen Siedlung und die Bodenständigkeit der Arbeiter durchaus entsprach.

War die Rentabilität der Sollinghütten im Vergleich zur Spiegelhütte nur gering, so war doch die Nahrung des Pächters vollkommen durch die Sicherung des Absatzes aus dem heimischen Markte garantiert.

Ging auch bereits sehr frühzeitig von dem eintretenden Holzmangel ein Anstoß zur Rationalisierung aus, so gelangte er doch unter der Regierung Karl Wilhelm Ferdinands nicht zur Auswirkung, weil durch eine räumliche Trennung des Produktionsprozesses der verschiedenen Fabrikate noch eine Abhilfe möglich war.

Nach der westfälischen Zeit, unter dem Einfluss der vormundschaftlichen Regierung des Prinzregenten, späteren Königs Georg IV. von England, in dessen Auftrage Graf Münster acht Jahre lang von London aus die Geschicke der Herzogtums leitete, erlangten in Braunschweig die Lehren der klassischen Schule mehr und mehr Geltung.

Bereits der Pachtvertrag von 1816 ließ diesen Wandel der volkswirtschaftlichen Anschauungen klar erkennen.

Er wurde, wie wir feststellen konnten, durch eine wesentliche Änderung des Arbeitsverhältnisses der Fabrikanten und die Aufhebung der bislang erhaltenen Privilegien dokumentiert.

Zwar wirkten sich diese Maßnahmen sehr bald in einer zunehmenden Proletarisierung der Arbeiterschaft aus, sie hatten aber gleichzeitig das immer stärkere Zurücktreten der hemmenden Einflüsse der Kammer im Gefolge, so dass der Übergang der Spiegelhütte in den Privatbesitz den notwendigen Abschluss der Entwicklung bedeutete, die schon seit Jahrzehnten auf die völlige Durchsetzung kapitalistischer Wirtschaftsweise hindrängte.

Ganz anders verlies dagegen die Entwicklung der Sollinghatten in dieser Epoche.

Hier machten die rentablere Verwertungsmöglichkeit des Holzes und die zunehmenden Absatzschwierigkeiten die durchgreifende Rationalisierung des Betriebes notwendig, der aber der ganz im Herkömmlichen befangene Pächter nicht gewachsen war.

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Die Kammer war es, die die Einführung von Betriebsverbesserungen erzwingen musste. Aber der mangelnde Erfolg ihrer Bemühungen, der besonders im Hinblick aus die Entstehung eines selbständigen Veredelungsgewerbes sehr zu bedauern ist, da dazu durchaus günstige Grundlagen und auch vielversprechende Ansätze vorhanden waren, 9) machte ihr die Fortführung der Hütte unmöglich.

Der Gewaltakt der Einstellung der Hütten ist allerdings als ein sehr bedenkliches Mittel anzusehen und hätte für die Erwerbsverhältnisse des braunschweigischen Wesergebietes die größten Schädigungen zur Folge haben müssen, wenn nicht die günstige Lagerung der Standortsfaktoren ein baldiges Wiederaufleben der Glasindustrie im Solling bewirkt hätte.

Bereits 1849 wurden in Neuhaus und Boffzen Neugründungen vorgenommen.

Im Jahre 1885 waren im Solling 5 Glashütten im Betriebe. 10)

Von diesen hatten die Hütten zu Schorborn und Neuhaus, die als Nachfolgerinnen der fürstlichen Hütten angesehen werden können, ihren Standort auf der Höhe des Sollings.

Die drei anderen Hütten aber, die Georgshütte bei Boffzen, die Hütten zu Brückfeld und Rottmünde waren in unmittelbarer Nähe der Weser und der Eisenbahn angelegt worden.

In allen Sollinghütten wurden zu dieser Zeit rund 300 Arbeiter mit der Fabrikation von weißem und farbigem Hohl- und von Pressglas beschäftigt.

Während die Hütte zu Brückfeld bereits für Steinkohlenfeuerung eingerichtet war, bestand das Brennmaterial der übrigen noch aus Holz, das aus den braunschweigischen und preußischen Sollingforsten bezogen wurde.

Die Gunst des Standortes, der die fürstlichen Hütten ihre Entstehung verdankten, genossen also auch diese Privatunternehmungen, die mit Ausnahme Schorborns noch heute bestehen.

Die ehemals fürstliche Spiegelhütte zu Grünenplan ging nach dem Tode Bipparts in den Alleinbesitz des Bergrats Koch über.

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Im Jahre 1873 sahen sich die beiden Söhne Kochs, vorwiegend infolge der weiten Entfernung Grünenplans von der Eisenbahn, gezwungen, ein Glaswerk in Freden an der Leine anzulegen, das mit Grünenplan zusammen in eine Aktiengesellschaft, die "Deutsche Spiegelglas-Aktiengesellschaft" umgewandelt wurde.

War vor der Gründung der Fredener Fabrik die Erhaltung der Grünenplaner Hütte nur durch die Fabrikation von Spezialitäten möglich gewesen, so wurde diese nach der Anlage einer Kleinbahn, die Grünenplan die lange entbehrte Eisenbahnverbindung brachte, die Ursache einer fortgefetzt günstigen Entwicklung.

Die Produkte der Hütte, die außer in Spiegelglas in den verschiedensten optischen Gläsern bestehen, werden gegenwärtig zum großen Teil vorwiegend nach den Vereinigten Staaten, nach Indien, China und Japan exportiert. 11)

Dieser kurze Hinweis auf den heutigen Stand der Glasindustrie im braunschweigischen Wesergebiet mag genügen, um zum Schluss darzutun, in welch' hohem Maße es durch die Anlage der fürstlichen Glashütten gelungen ist, einen Industriezweig zu begründen, der für das Land Braunschweig und damit für die deutsche Volkswirtschaft von großer Bedeutung geworden ist.

 

Quellen und Literatur

A. Akten

1. Akten aus dem Braunschweigischen Landes=Hauptarchiv in Wolfenbüttel.

In der Arbeit bezeichnet mit L. H.

  • Akten der Geheimen Ratsregistratur. (Geh. Rr.)

  • Akten der Landesverwaltung bis 1666. IV. Bergwerkssachen. (Landesverwaltung.)

  • Akten der Herzoglichen Kammer. Alte Berg= und Hüttensachen. (AHK. — ABHS.)

  • Akten der Herzoglichen Kammer. Berg- und Hüttenregistratur nach 1813 (Glashütten). (AHK. — BHR.)

  • Kirchenbücher der Gemeinden Delligsen und Deensen.

2. Akten aus dem Ministerium in Braunschweig.

In der Arbeit bezeichnet mit Min.

  • Akten der Herzoglichen Kammer, Glashütten.

 

B. Druckschriften

  • Die Bau= und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Bd. 4, bearb. v. Steinacker, K.

  • [II.]: Die Bau- u. Kunstdenkmäler d. Kr. Holzminden. Wolfenb. 1907.

  • Benrath, H. (£.: Die Glasfabrikation. Braunschweig 1875.

  • Berichte der Handelskammer s. d. Herzogt. Braunschweig 1884—86 u.1921.

  • Biehringer. F.: Herzog Karl I. von Braunschweig. Wolfenb. 1920

  • Carow, E.: Die Entwicklung der Spiegelglasindustrie. Rechts- u. staats=wissenschastl. Dissert. Hamburg 1922.

  • Fredersdorfs, L. F.: Promtuarium der fürstlichen Braunschw.=Wolfenbüttelschen Landes=Verordnungen. Braunschweig 1777.

  • Friedrich, E.: Die altdeutschen Gläser. Nürnberg 1884.

  • Gothein, E.: Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes. Bd. 1. Stuttgart 1892.

  • Horn, G.: Die Geschichte der Glasindustrie und ihrer Arbeiter. Stuttgart 1903.

  • Hassel, G., und K. Bege: Geographisch=statistische Beschreibung der Fürstentümer Wolfenbüttel und Blankenburg, 2 Bde. Braunschweig 1802-03.

  • Hecht, O.: Die k. k. Spiegelfabrik zu Neuhaus in Niederösterreich 1701 bis 1844. Wien 1909.

  • Lange, Gust.: Die Glasindustrie im Hirschberger Thale. Leipzig 1889. (Staats- u. sozialwiss. Forschungen, hrsg. v. G. Schmoller, Bd. 9, H.2.).

  • Langerfeldt: Der Hofjägermeister J. G. v. Langen. Zeitschr. d. Harzverein Jhrg. 7 (1874), S. 199 ff.

  • Leng, H.: Handbuch der Glasfabrikation, 3. Aufl. Weimar 1874.

  • Loysel. Versuch einer ausführlichen Anleitung zur Glasmacherkunst, n. d. Französ. Teil 2, Frankfurt a/M. 1818.

  • Lobmehr, L.: Die Glasindustrie, ihre Geschichte und gegenwärtige Entwicklung und Statistik. Stuttgart 1874.

  • Schebek, Edm.: Böhmens Glasindustrie und Glashandel. Quellen zu ihrer Geschichte. Prag 1878.

  • Schmoller, Gust.: Das Merkantilsystem in seiner historischen Bedeutung. Schmollers Jahrbuch s. Gesetzgebung. Jhrg. 8 (1884), S. 15 ff.

  • Sievering, H.: Grundzüge der neueren Wirtschaftsgeschichte. 4. Aufl. Leipzig 1923.

  • — Wirtschaftsgeschichte. Vom Ausgang der Antike bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Leipzig 1921.

  • — Auswärtige Handelspolitik. Leipzig 1905.

  • — Geschichte der gewerbl. Betriebsformen u. der zünftigen, städtischen u. staatl. Gewerbepolitik. In: Grundriß der Sozialökonomik, Abt. VI Tübingen 1914.

  • Sombart, Wern.: Der moderne Kapitalismus, 4. Aufl. München u. Leipzig 1921.

  • — Studien z. Entwicklungsgeschichte des modernen Kapitalismus. Bd. 1. Luxus und Kapitalismus. München u. Leipzig 1913.

  • Stegmann, H.: Die Fürstlich= Braunschweigische Porzellanfabrik zu Fürstenberg. Braunschweig 1893.

  • Steinacker, K. [I]: Die Erwerbsverhältnisse des braunschweigischen Weserdistrikts. Braunschw. Magazin Bd. 46 (1833), Stück 18.

  • Stern, S.: Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Hildesheim 1921.

  • Stieda, W.: Thüringische Glashütten in der Vergangenheit. Leipzig 1909.

  • Tenner, Fr.: Über eine alte Glashütte im Bleichetal bei Harzburg. Braunschw. Magazin Jhrg. 1922 Nr. 6/7.

  • Topographia und Eigentliche Beschreibung der Vornembsten Stäte, Schlösser auch anderer Plätze und Örter in denen Herzogthümern Braunschweig und Lüneburg, und denen dazu gehörenden Graffschafften, Herrschafften und Landen. Frankfurt, Matthaei Merians Erben 1654.

  • Ulbrich: Die Thüringer Glasindustrie. Rechts= u. staatswiss. Dissert. Hamburg 1923.

  • Vopelius, Ed.: Entwicklungsgeschichte der Glasindustrie Bayerns bis 1806, Stuttgart 1895. (Münch, volkswirtschaftl. Studien, 11. Stück.).

  • Weber, Alfred: Über den Standort der Industrien, Teil 1. Reine Theorie des Standorts. Tübingen 1909.

  • — Industrielle Standortslehre. In: Grundriß der Sozialökonomik Abt. VI. Tübingen 1914.

  • Weber, Max: Wirtschaftsgeschichte. München u. Leipzig 1924.

  • Zaugg: Die Schweizerische Glasindustrie. Rechts= u. staatswiss. Diss. Zürich 1922.

  • Ziegenmeyer: Das Ackenhauser Holz im Hilse. Braunschw. Magazin, Jhrg. 1902, S. 87 ff.

  • Zimmermann, P.: Herzog Julius zu Braunschweig und Lüneburg in volkswirtschaftl. Beziehung. Hans. Geschichtsbl., Jhrg. 1904/05, S. 45 ff.

  • Zimmermann, H. B.: v. Schliestedt. Allgem. deutsche Biographie, Bd. 32, S. 435 ff.

 

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1) Vergl. zu dem Folgenden die im Literaturverzeichnis angegebenen wirtschaftshistorischen Werke von Schmoller, Sieveking, Sombart und M. Weber.

2) Gerade in dieser Beziehung sind die fürstl.=braunschw. Glashütten eine einzig dastehende Erscheinung in der Geschichte der deutschen Glasindustrie. Dagegen finden wir Konzessionierung und Privilegierung naturgemäß überall.

3) Zimmermann, Schliestedt, ADB. Bd. 32, S. 435 ff.

4) Vergl. Sieveking, Grundzüge d. n. Wirtschaftsgeschichte, S. 7 f.

5) Sieveking, Grundzüge, S. 33.

6) Sieveking, Grundzüge, S. 41.

7) Sombart, Der moderne Kapitalismus, 4. Aust, Bd. 1, S. 330.

8) Besonders charakteristisch erscheint mir in dieser Beziehung die Auszählung der „Meliorationen" des Pächters Amelung bei feiner Auseinandersetzung mit der Kammer anlässlich der Pachtausgabe. Siehe S. 39 f.

9) Wasserläufe zum Betriebe von Schleifmühlen waren reichlich vorhanden. Schon 1817 wurde einem Glasschleifer Molz die Anlegung einer solchen bei Seesen an der Schilda gestattet. L. H. — AHK. — BHR. — Nr. 33 — Am 18.3.1841 wurde dem Glasschleifer Karl Kaufhold, einem ,,würdigen Schüler des früher hier … wohnenden, zu einiger Berühmtheit gelangten Runge“ in Deensen die Erlaubnis zur Anlage einer Glasschleife erteilt. Seebaß am 23. 11. 1840 an die Kammer. L.H. — AHK. — BHR. — Nr. 10.

10) Berichte der Handelskammer Braunschweig für die Jahre 1884 bis 1886 und 1921.

11) Die Angaben über Grünenplan verdanke ich der freundl. Mitteilung des derzeitigen Leiters der Hütte, Herrn Prokurist Mast in Grünenplan. Daneben wurden noch die Handelskammerberichte aus den Jahren 1884/86 benutzt.

[12] STREICH 1996, S. 151.

[13] LEHMANN 1996, S. 178.