Grünglas und Formbouteillen

Klaus A.E. Weber

 

Frühe Schorborner Getränkeflaschen │ um 1750/1760 [1]

 

(1) Hannoversche Bouteille (Weinflasche)

Glassiegel: Spiegelmonogramm MIW und Krone │ wohl Schorborn │ um 1750

(2) Hannoversche Bouteille (Getränkeflasche)

Prägung in der Wandung, steht für Herzog Carl I. │ Schorborn │ um 1750

(3) Bocksbeutel, auch "Blatte" (Getränkeflasche vorwiegend für Wein

Glassiegel mit unlesbarem Spiegelmonogramm und Prägung "SH"

in der Wandung │ Schorborn │ um 1760

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Frühe Schorborner Produktionszeit │ um 1750

Braune und grüne bocksbeutelähnliche Plattflasche mit Glasmarke

Formsammlung Städtisches Museum Braunschweig

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Schorborner Flaschentypen

schlegelförmige Flasche mit Glassiegel │ bocksbeutelähnliche Plattflasche ("Blatte")

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Wie RAULS [6] ausführt, bestanden die Glaserzeugnisse der Manufaktur "zunächst in grünem Glas für Fensterscheiben und Hohlgläser".

Nach OHLMS [3] beschränke sich Grünglas auf Flaschen, welche der Schorborner Glasmanufaktur zugeschrieben werden können.

Zunächst frei geblasen, dann ab etwa 1750 formgeblasen, wurden neben überwiegend schlegelförmigen Flaschen auch bocksbeutelähnliche Plattflaschen hergestellt.

 

Herstellung von formmarkierten Einheitsflaschen

Um die ausschließliche Nutzung einheimisch-braunschweigischer Bouteillen sicherzustellen, verfügte die landesherrliche Verordnung vom 14. Dezember 1748 im Herzogtum Braunschweig die Einführung von "einerley und gezeichneten Bouteillen" [5] - die einzig den Fürstlichen Glashütten zu Schorborn und "unterm Renneberg bey Holtensen" (Holzen am Ith [4]) oblag.

Die Bouteillen waren als "gezeichnete Flaschen" mit einem Reliefbuchstaben in der Wand gekennzeichnet (Glasmarken, Flaschensiegel).

In der Fürstlichen Glashütte zu Schorborn wurde spätestens 1749 mit der Herstellung von formmarkierten Bouteillen begonnen.

Wie deutlich sichtbare "Formnähte" auf dem Flaschenboden und an der Flaschenwand nahelegen, wurden in der Regel zur Fertigung möglichst einheitlicher (standardisierter) Formflaschen zweiteilige Metallklappformen benutzt.

Beim Einblasen in die Metallmodel wurden die eingetieften Buchstaben auf die Flaschen als Glasmarken übertragen.

Drei Formmarken (reliefierte Buchstaben) waren bei den Flaschen der Fürstlichen Schorborner Glashütte üblich [5]

  • gespiegeltes "C" - C-Monogramm des Landesherrn Herzog Carl I. (1713-1780)

  • "SH" - Schorborner Hütte - spätestens von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand (1735-1806) am 11. September 1806 angeordnete Formmarkierung

  • "Schorb. Hütte"

 

Wandmarkierte Flaschentypen

Zwei wandmarkierte Flaschentypen wurden in Schorborn hergestellt: [5]

  • schlegelförmige, eher dünnwandige Flaschen │ 1 Quartier Inhalt │ gespiegeltes C-Monogramm des Landesherrn Herzog Carl I. │Transport und Aufbewahrung von Bier und Wein
  • bocksbeutelähnliche Plattflaschen │ häufig kleiner 1 Quartier Inhalt │ häufig neben den Formmarkierungen zusätzlich aufgeprägte Schultersiegel/Hausmarke der Auftraggeber/Händler │ Transport und Aufbewahrung von Bier, Wein und Branntwein

Auch ließen Auftraggeber ergänzend zur Formmarkierung ihre Initialen und Zeichen in ein Schultersiegel prägen: Hoheitliche Siegel und Siegel des Handels.

 

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[1] aus der Sammlung von Albert Schwiezer (Hess. Oldendorf) in der Sonderausstellung "Kostbarkeiten aus Sand und Asche - entstanden im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel", Museum Schloss Wolfenbüttel, 11. März - 02. Juli 2017.

[3] OHLMS 2006, S. 52-54 Abb. 97-103.

[4] „grüne“ Hütte "unterm Renneberg bey Holtensen" (bei dem Dorf Holtensen - Holzen) am Ith │ 1744-1768 │ „Fürstliche Bouteillenmanufactur" │ Fertigung von „grünem Hohl- und Kisten-Glaß“ (Bouteillen = gezeichnete Flaschen)

[5] [32] BLOSS 1950a, S. 23; OHLMS 2006, S. 53.

[6] RAULS 1983, S. 318.