Angriff auf das Nebenzollamt bei Merxhausen

Klaus A.E. Weber

 

Zollplombe

Nebenzollamt Merxhausen

Rückseite/Vorderseite [7]

Umschrift:

HZ . NEB – ZOLL-AMT

[ Herzogliches Neben-Zollamt ]

20

MERX-

HAUSEN

© HGV-HHM, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Im März 1848 turbulenter Angriff auf das Nebenzollamt bei Merxhausen

Durch zunehmende Absatzprobleme war das häusliche Garnspinnen und Leinenweben fast zum Stillstand gekommen, so auch in der hiesigen Sollingregion.

Den einst „biedermeierlichen Harmoniegeist“ durchbrechend kam es im „Schandjahr“ 1848 durch örtliche Tumultuanten an der bewachten Landes- und Zollgrenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig, dem Königreich Preußen und dem Königreich Hannover [2] zu Angriffen insbesondere auf im Nahbereich befindliche Zollstationen, wie beispielsweise besonders turbulent in Wangelnstedt und Merxhausen.

Von SEELIGER wurde der Angriff auf das Nebenzollamt bei Merxhausen im März 1848 untersucht.[3]

Danach ereignete sich in der Abenddämmerung des 22. März 1848 ein besonders turbulenter Angriff auf das Braunschweiger Nebenzollamt nahe dem Grenzdorf Merxhausen, der später zu einem Prozess führte.

In einer Verteidigungsschrift wurde berichtet:[4]

"Schon einige Zeit vorher, jedenfalls aber am Morgen jenes Tages, ging in Merxhausen und der nahen Umgegend das Gerücht, daß die Heinader am Abende des Tages nach Merxhausen kommen und einen Angriff auf das dortige Nebenzollamt machen würden, welcher Angriff vornehmlich in dem ungefälligen und inhumanen Benehmen des Einnehmers Hartmann seinen Grund habe."

In Begleitung ihres Ortsvorstehers Carl Friedrich Wilhelm Reuter (1812-1868) entluden mehrere (12-15 alkoholisierte) Heinader ihren aufgestauten Zorn mit Lärm, Beleidigungen und Drohungen vor dem Gebäude des Nebenzollamts (alter „Grenzkrug“), versehen aber mit Schaufeln, Hacken und anderen Arbeitsgeräten.

Innerhalb des Dorfes Merxhausen selbst sei es offenbar zu keinen Störungen gekommen.

Einige der „Tumultuanten“ zogen zu dem nahe stehenden Zollpfahl, den sie „durch Einhacken“ beschädigten, das daran befestigte Zollschild abschlugen und den zuständigen Zollbeamten beleidigten und bedrohten.

„Durch Schläge und Steinwürfe“ sei die tumultierende Gruppe auf ihrem Rückweg nach Heinade von Dorfbewohnern von Merxhausen aus regelrecht vertrieben worden.

Gleichwohl gibt es auch Hinweise darauf, dass sich bei dem Angriff auf die staatliche Verwaltungsstelle der eine oder andere Merxhäuser Einwohner beteiligt hat, wie nachweislich die beiden Angeklagten Dempewolf [5] und Kropp.

Dieser soll im Verhör angegeben haben:[6]

"Er habe mit den meisten Einwohnern zu Merxhausen die Plagen der Zollgrenze zu tragen gehabt, und sei diese Lage durch die Ungefälligkeit des Einnehmers Hartmann noch drückender geworden."

 

_______________________________________________________________

[1] Grenze zwischen dem Zollvereins- und Steuervereinsgebiet in Norddeutschland.

[2] Grenze zwischen dem Zollvereins- und Steuervereinsgebiet in Norddeutschland.

[3] SEELIGER 1999, S. 241-243.

[4] NLA WO, 30 Neu 6 Nr. 3152 - zitiert in SEELIGER 1999, S. 241-242.

[5] möglicherweise handelt es sich um den Ölmüller August Wilhelm Dempewolf.

[6] SEELIGER 1999, S. 242.

[7] Ehemals in der Sammlung des Historischen Museums Hellental, Dauerleihgabe an die AG Merxhausen des HGV-HHM.