Zweiter Weltkrieg und seine Spuren im Hellental

Klaus A.E. Weber

 

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts

Stoff-Osterhase │ um 1939

Hellental

Die Stofffigur trat am Ostersonntag, 09. April 1939, erstmals im Garten hinter dem Stallgebäude des heutigen Museumshauses in Erscheinung – nur wenige Monate vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) als die Zivilisation erneut in Barbarei umschlug.

[hmh Inv.-Nr. 7033

 

Quittungsvordruck Gemeinde Braak

Rechnungsjahr 1941

© Historisches Museum Hellental, Archiv

 

Wehrmacht und Waffen-SS

Teilnahme von Friedrich Hempel aus Hellental am Zweiten Weltkrieg (1939-1945)

 

"Kriegsverdienstkreuz" │ 1942

Das "Im Namen des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht" am 01. Dezember 1942 verliehene „Kriegs=Verdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern“ erinnert als Kriegsauszeichnung an die frühe Beteiligung des Hellentaler Bürgers Friedrich Hempel als Gefreiter am Zweiten Weltkrieg.

[hmh Inv.-Nr. 6006

 

"Medaille Winterschlacht" │ 1942

Die am 15. August 1942 im selben Namen von einem Oberfeldarzt und Chefarzt an den gleichen Hellentaler Bürger, nunmehr Obergefreiter, verliehene "Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 (Ostmedaille)" erfolgte als „Anerkennung für Bewährung im Kampf gegen den bolschewistischen Feind und den russischen Winter 1941/1942“, bei dem Soldaten der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS im Zeitraum vom 15. November 1941 bis zum 15. April 1942 an der Ostfront eingesetzt waren (Winterschlacht im Osten 1941/42/Ostmedaille).

 

Friedrich Hempel wurde am 14. August das "Eiserne Kreuz 2. Klasse" verliehen.

 

In einem russischen Lager-Lazarett

an "Lungenentzündung"

am 05. Dezember 1944 verstorben

© Historisches Museum Hellental

 

Eingemeißelt im so genannten Hellentaler Ehrenmal sind 30 gefallene und vermisste Soldaten aufgelistet - 10 Soldaten mehr als während des Ersten Weltkriegs (1914-1918).

 

1944

Januar - Flugzeugabsturz im Solling

Im Weserbergland herrschte um 1944 ein Luftkrieg.

Infolge des heftigen Beschusses stürzt am 11. Januar 1944 ein Bomber vom Typ Boeing B-17G Flying Fortress der United States Army Air Forces in der Forstabteilung 29a der Revierförsterei Merxhausen ab und explodierte beim Aufprall um 11:29 Uhr.[1]

Von der Flugzeugbesatzung der 351. Bomber Group kamen zwei Personen zu Tode, acht Personen überlebten den Absturz.[2]

 

∎ Fragment eines US-amerikanischen Bombers

Verformtes Fragment einer eingebauten Panzerschutz-Platte des im Januar 1944 im Solling abgestürzten und explodierten US-amerikanischen Bombers

[hmh Inv.-Nr.1245

 

1945

Flucht in das versteckt liegende Hellental

Hannelore Siebers war 12 Jahre alt als das Stadtgebiet von Holzminden am 03. April 1945 durch mehrere anglo-amerikanische Flugangriffe nachmittags und frühabends bombardiert wurde.

Verwandte und Bekannte aus der Kreisstadt kamen samt Gepäck per Kleinlaster von Holzminden durch den Sollingwald in das versteckt liegende Hellental.

Der kleine Haushalt der Eltern von Hannelore Siebers wies daraufhin im Wohnhaus Ass.-№ 49 ungefähr 30 Personen auf.

Vom wesernahen Getreidespeicher in Holzminden war dort gelagerter Zucker nach der Bäckerei des Bäckermeisters Theodor Kempe transportiert worden und sollte anfangs April 1945 unter den geflüchteten Holzmindenern verteilt werden.

Die Leute standen bis auf dem Dorfplatz Schlange, um ihre Zuckerration in Empfang zu nehmen.

 

Erster Tieffliegerangriff im März

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sollte am Ostersamstag, 31. März 1945, die 25-jährige Hermine Engelbrecht im oberen Hellental beim Petersilienplacken auf einer höher im Wald gelegenen Wiese für ihren Vater Carl Engelbrecht Dünger streuen.

Er hatte die Düngesäcke mit seinem Kuhgespann dorthin gebracht und am Petersilienplacken deponiert.

Dann kamen US-amerikanische Jagdflugzeuge und schossen mit dem Bordmaschinengewehr auf die verteilten Düngesäcke - wohl in der irrigen Annahme, dass es sich dabei um deutsche Soldaten handeln würde.

Hermine Engelbrecht ist um Leib und Leben fürchtend weggerannt und versteckte sich unversehrt in dem abgelegenen Sollingtal.

 

Patronenhülsen 42 TW

Hellental im März 1945

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Patronenhülsen 42 TW │ März 1945

US-amerikanischer Hersteller

Bodenstempel: TW = Twin Cities Ordnance Plant

Messing

Zwei im oberen Hellental aufgefundene Hülsen US-amerikanischer Patronen können als „stumme Zeugen“ des im März 1945 erfolgten US-amerikanischen Tieffliegerangriffs im dortigen Areal interpretiert werden.

[hmh Inv.-Nr.1246

 

Zweiter Tieffliegerangriff im April

Die dreijährige Bärbel Kunkel spielte in einem auffällig roten, selbstgestrickten Kleidchen auf dem Dorfplatz unterhalb des alten Dorfteiches als plötzlich ein anglo-amerikanisches Jagdflugzeug aus dem langgestreckten Sollingtal anfliegend auf das kleine Mädchen mit dem Bordmaschinengewehr schoss.

Da die Maschinengewehrschüsse des Tieffliegers ihr Ziel verfehlten, blieb das heftig erschrockene Kind unverletzt.

 

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[1] CREYDT 2007, S. 445: Flugzeugabsturz am 11. Januar 1944 │ Typ: B-17 G (Boeing Fortress) │ Kennnummer: 42-3523 / MACR (Missing Air Crew Report) 1940 │ Einheit: 351. BG (Bomber Group) / 519 Sqdn. (Sqadron) │ Ziel: Oschersleben │ Absturzort: Solling/“Steinlade“ in der Revierförsterei Merxhausen, 500 m südöstlich der Siedlung Pilgrim │ Das Flugzeug explodierte beim Aufprall um 11:29 Uhr. │ 2 Tote / 8 Überlebende.

[2] CREYDT 2007, S. 176-181.