Erste Betriebsanlagen der Porcellain-Fabrique
Klaus A.E. Weber
Für die europäische Porzellanherstellung zentraler historischer Gebäudekomplex
Die erste Betriebsanlage der Fürstenberger „Porcellain-Fabrique“ reiht sich ein in die ersten Porzellanmanufakturen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa entstanden.
- Beitrag zur Bauforschung von LIPPELT 2014, S. 69-91
Ensemble von überregionalem Rang
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die "Alte Mühle", in der ab 1747 die ersten Versuche der Porzellanherstellung stattfanden
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das benachbarte "Alte Brennhaus" mit den frühesten noch erhaltenen Brennöfen für Porzellan in Europa
In der leerstehenden „Alten Mühle“ entstanden 1747 ein erstes Laboratorium mit Trocken- und Brennöfen sowie eine Wohnung für den Leiter der Porzellanmanufaktur.
Der erste Leiter war der sich als Arkanist ausgebende Johann Christoph Glaser (1684 - nach 1753).
Glaser täuschte aber nur vor, Porzellan machen zu können, also um das Arkanum zu wissen - das streng gehütete Geheimnis der Porzellanherstellung.
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Von Höchst nach Fürstenberg
Erst Johann Kilian Benkgraff (1708-1753) brachte 1753 das Arkanum zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg, abgeworben von der Höchster Porzellanmanufaktur durch Johann Georg von Langen.
Die Höchster Porzellanmanufaktur war mit Privileg des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein (1689–1763) im Jahr 1746 gegründet worden und gilt somit als die zweitälteste Gründung einer Porzellanmanufaktur in Deutschland.
In Fürstenberg konnte 1753 schließlich das erste Hartporzellan gebrannt werden.
Erste Betriebsanlagen "Porcellain-Fabrique" Fürstenberg
Wirtschafts- und technikgeschichtliches Gebäudeensemble früher Porzellanherstellung
Die erhöht stehende "Alte Mühle" das tiefer eingebettete "Alte Brennhaus"
Juli 2011
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Vorgängerbauten der fürstlichen "Porcellain-Fabrique"
Die Bestrebung von Herzog Carl I., eine „ächte Porcellaine-Fabrique“ zu errichten, reicht mindestens bis in das Jahr 1744 zurück.
Wie LIPPELT [1] ausführt, wurde u. a. in Auswertung von Forstbeschreibungen die Überlegung, die fürstliche "Porcellain-Fabrique" in Fürstenberg einzurichten, erstmals 1746 in Bevern durch Johann Georg von Langen schriftlich fixiert:
"Dabei ist mit eingefallen, daß Ewl. Durchl dass alte Schloß Fürstenberg an sich, so wohl als die nahe belegenen Waldungen zu diesem Vorhaben sehr wohl und nützlich gebrauchen können, wann zuforderst die Sache vom Kleinen ins Mitlere, von Mitleren ins Große fortgesetzt wird“.
Diesem Rat seines Hofjägermeisters folgte Herzog Carl I. und bestimmte per Anweisung vom 11. Januar 1747 Fürstenberg als Produktionsstandort.
Vor 1747 gab es das Jagdschloss, die Domäne und den Krug; es konnte keine größere Siedlung nachgewiesen werden.
Bei den ab 1747 durchgeführten Baumaßnahmen zur Errichtung einer Porzellanfabrik wurde die Windmühle zum ersten Porzellanlaboratorium umgebaut und ein Brennhaus neu errichtet.
Nach Abschluss der Reparaturarbeiten am Fürstenberger Schloss und dessen Ausbau sollten die Mühle und das Brennhaus jedoch Mitte der 1750er Jahre ihre Funktionen verlieren.
Mit der Mühle und dem benachbarten Brennhaus erlangte das erste Gebäudeensemble der "Porcellein-Fabrique“ eine wirtschafts- und technikgeschichtliche Bedeutung, die weit über die regionale Wirtschaftsgeschichte hinaus reicht.
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[1] LIPPELT 2014, S. 79.