Erste Betriebsanlagen der Porcellain-Fabrique

Klaus A.E. Weber

 

Für die europäische Porzellanherstellung zentraler historischer Gebäudekomplex

Die erste Betriebsanlage der Fürstenberger „Porcellain-Fabrique“ reiht sich ein in die ersten Porzellanmanufakturen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa entstanden.

 

Zeitzeugen: Gesamtensemble früher Porzellanherstellung

  • die "Alte Mühle", in der ab 1747 die ersten Versuche der Porzellanherstellung stattfanden

  • das benachbarte "Alte Brennhaus" mit den frühesten noch erhaltenen Brennöfen für Porzellan in Europa

 

Erste Betriebsanlagen

"Porcellain-Fabrique"

Fürstenberg

Juli 2011

Wirtschafts- und

technikgeschichtliches

Gebäudeensemble

früher Porzellanherstellung

Die erhöht stehende

"Alte Mühle"

das tiefer eingebettete

"Alte Brennhaus"

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Vorgängerbauten der fürstlichen "Porcellain-Fabrique"

Wie LIPPELT [8] ausführt, wurde u. a. in Auswertung von Forstbeschreibungen die Überlegung, die fürstliche "Porcellain-Fabrique" in Fürstenberg einzurichten, erstmals 1746 in Bevern durch Johann Georg von Langen schriftlich fixiert:

"Dabei ist mit eingefallen, daß Ewl. Durchl dass alte Schloß Fürstenberg an sich, so wohl als die nahe belegenen Waldungen zu diesem Vorhaben sehr wohl und nützlich gebrauchen können, wann zuforderst die Sache vom Kleinen ins Mitlere, von Mitleren ins Große fortgesetzt wird“.

Diesem Rat seines Hofjägermeisters folgte Herzog Carl I. und bestimmte per Anweisung vom 11. Januar 1747 Fürstenberg als Produktionsstandort.

Bei den ab 1747 durchgeführten Baumaßnahmen zur Errichtung einer Porzellanfabrik wurde die Windmühle zum ersten Porzellanlaboratorium umgebaut und ein Brennhaus neu errichtet.

Nach Abschluss der Reparaturarbeiten am Fürstenberger Schloss und dessen Ausbau sollten die Mühle und das Brennhaus jedoch Mitte der 1750er Jahre ihre Funktionen verlieren.

Mit der Mühle und dem benachbarten Brennhaus erlangte das erste Gebäudeensemble der "Porcellein-Fabrique“ eine wirtschafts- und technikgeschichtliche Bedeutung, die weit über die regionale Wirtschaftsgeschichte hinaus reicht.

 

Bau und Umbau der Besslerschen Windmühle 1744-1752

Das Windmühlenprojekt mit horizontalen Flügeln – die „Orffyree’schen Windmühle“ – geht auf den in Karlshafen beheimateten Erfinder Johann Ernst Elias Bessler (1681-1745), bekannt auch unter dem Namen Orffyreus, zurück.

Die Bauarbeiten an dem Mühlengebäude als „Gebäude von Stein“ oberhalb des Schlosses begann wohl Mitte des Jahres 1744.

Jedoch konnte Bessler die Vollendung seiner Mühle nicht mehr erleben, da er während der Baumaßnahmen 1745 in Fürstenberg verstarb.

Somit blieb die „Orffyree’schen Windmühle“ unvollendet.

Beginnend mit ersten Arbeiten im Jahr 1747 wurde die leer stehende Windmühle aufwändig bis 1751 als Anlage zur Porzellanfabrikation ausgebaut.

In unmittelbarer Nachbarschaft wurden in jenem Zeitraum nacheinander zudem zwei Brennhäuser angelegt.

Die „Vormahls Orphyreische Windmühle ietzo Porcellein-Fabrique “ wurde zunächst als Wohnraum für Fabrikanten und Arbeiter sowie als Laboratorium genutzt.

Hier befinden sich noch kleinere Versuchsöfen.[1]

 

Die alte

"Wind-Mühle"

Juli 2011

Vormahls Orphyreische

Windmühle ietzo

Porcellein-Fabrique

um 1749

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Bau des "Brennhaußes mit allen nötigen Ofens

Die ersten Arbeiten für den Neubau des Brennhauses beginnen 1747 und dauern bis zum Ende 1750 an.

1749 erfolgte eine Entlohnung von Arbeitern dafür, dass sie „den Berg, wo itzo das Brennhauß stehet […] durchbrochen und daraus so wohl die Mauer-Steine zum Brenn-Hauß, als auch großen theils zum Fabrique-Gebäude“ bereitstellten.[7]

Nach LIPPELT [6] und KÖNIG/KRABATH [1] haben sich baugeschichtlich und archäologisch drei Bauphasen des Brennhauses nachweisen lassen:

  • das 1749 errichtete Brennhaus (A) - ausgestattet mit fünf großen und zwei kleinen Öfen, den ältesten Brennöfen

  • das in der ersten Jahreshälfte 1751 an das bestehende Brennhaus angebaute größere Brennhaus (B), welches bis unter das Dach aus Steinen aufgeführt wurde

  • ein zweiter Ausbau (C).

 

Das alte "Brenn-Hauße"

Juli 2011

Massive Umbauten

1898

Obergeschoss im

20. Jahrhundert umgebaut

© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

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[1] KÖNIG/KRABATH 2010, S. 135-138.

[6] LIPPELT 2014, S. 69-91.

[7] LIPPELT 2014, S. 85.

[8] LIPPELT 2014, S. 79.