Erste Betriebsanlagen der Porcellain-Fabrique

Klaus A.E. Weber

 

Für die europäische Porzellanherstellung zentraler historischer Gebäudekomplex

Die erste Betriebsanlage der Fürstenberger „Porcellain-Fabrique“ reiht sich ein in die ersten Porzellanmanufakturen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa entstanden.

  • ֍ Film zur Frühzeit der „Porcellain-Fabrique“, bestehend aus der "Alten Mühle" und dem benachbarten "Alten Brennhaus" mit den frühesten noch erhaltenen Brennöfen für Porzellan in Europa.

In der leerstehenden „Alten Mühle“ entstanden 1747 ein Laboratorium für die esten Versuche der Porzellanherstellung mit Trocken- und Brennöfen sowie eine Wohnung für den Leiter der Porzellanmanufaktur.

Der erste Leiter war der sich als Arkanist ausgebende Johann Christoph Glaser (1684 - nach 1753).

Glaser täuschte aber nur vor, Porzellan machen zu können, also um das Arkanum zu wissen - das streng gehütete Geheimnis der Porzellanherstellung.

 

Das Mainzer Rad als Firmenkennzeichen

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Von Höchst nach Fürstenberg

Erst Johann Kilian Benkgraff (1708-1753) brachte 1753 das Arkanum zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg, abgeworben von der Höchster Porzellanmanufaktur durch Johann Georg von Langen.

Die Höchster Porzellanmanufaktur war mit Privileg des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein (1689–1763) im Jahr 1746 als kurfürstlich-mainzische Porzellanmanufaktur gegründet worden.[2]

Sie ist somit die zweitälteste Gründung einer Porzellanmanufaktur in Deutschland.

Das Kennzeichen der Manufaktur ist das Mainzer Rad.

In Fürstenberg konnte 1753 schließlich das erste Hartporzellan gebrannt werden.

 

Erste Betriebsanlagen "Porcellain-Fabrique" Fürstenberg

Wirtschafts- und technikgeschichtliches Gebäudeensemble früher Porzellanherstellung

Die erhöht stehende "Alte Mühle" das tiefer eingebettete "Alte Brennhaus"

Juli 2011

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Ensemble von überregionalem Rang

Vorgängerbauten der fürstlichen "Porcellain-Fabrique"

Die Bestrebung von Herzog Carl I., eine „ächte Porcellaine-Fabrique“ zu errichten, reicht mindestens bis in das Jahr 1744 zurück.

Der Beitrag zur Bauforschung "Die ersten Betriebsanlagen der Porcellain-Fabrique Fürstenberg" von LIPPELT [1] führt aus, dass u. a. in Auswertung von Forstbeschreibungen die Überlegung, die fürstliche "Porcellain-Fabrique" in Fürstenberg einzurichten, erstmals 1746 in Bevern durch Johann Georg von Langen schriftlich fixiert wurde:

"Dabei ist mit eingefallen, daß Ewl. Durchl dass alte Schloß Fürstenberg an sich, so wohl als die nahe belegenen Waldungen zu diesem Vorhaben sehr wohl und nützlich gebrauchen können, wann zuforderst die Sache vom Kleinen ins Mitlere, von Mitleren ins Große fortgesetzt wird“.

Diesem Rat seines Hofjägermeisters folgte Herzog Carl I. und bestimmte per Anweisung vom 11. Januar 1747 Fürstenberg als Produktionsstandort.

Vor 1747 gab es das Jagdschloss, den Wirtschaftshof (Domäne) und den Krug; es konnte keine größere Siedlung nachgewiesen werden.

 

Ortsplan im Museum Schloss Fürstenberg

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

Ortsplan mit

  • Jagdschloss

  • Wirtschaftshof („Amt“)

  • Gaststätte („der Krug“)

  • östlich die „Fabrique“ mit dem ersten Brennhaus und der alten Mühle, dem ersten Labor zur Porzellanherstellung

 

Bei den ab 1747 durchgeführten Baumaßnahmen zur Errichtung einer Porzellanfabrik wurde die Windmühle zum ersten Porzellanlaboratorium umgebaut und ein Brennhaus neu errichtet.

Nach Abschluss der Reparaturarbeiten am Fürstenberger Schloss und dessen Ausbau sollten die Mühle und das Brennhaus jedoch Mitte der 1750er Jahre ihre Funktionen verlieren.

Mit der Mühle und dem benachbarten Brennhaus erlangte das erste Gebäudeensemble der "Porcellein-Fabrique“ eine wirtschafts- und technikgeschichtliche Bedeutung, die weit über die regionale Wirtschaftsgeschichte hinaus reicht.

 

Schatulle │ 1757/1758

Porträts von Herzog Carl I. und seiner Gemahlin Philippine Charlotte

Johann Christof Rombrich (1731-1794), Bemalung wohl später

Museum Schloss Fürstenberg

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] LIPPELT 2014, S. 69-91.

[2] GRODENSKY 2022.