Kollektive Unschuld und kollektive Amnesie
Klaus A.E. Weber
Nach 1945 "lautes Schweigen" und Komplizenschaft
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“[2]
Leben in Zeiten "kollektiver Amnesie" [1], in der
-
nie etwas gefragt,
-
nie etwas erzählt
- und scheinbar alles vergessen wurde.
„Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.“
Zitat von Harald Biermann im museumsmagazin 1.2024:
„Zwischen Verdrängung und Beschäftigung, Betroffenheit und Gleichgültigkeit: Ambivalenzen durchziehen die deutsche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur seit knapp 80 Jahren. Trotz grausamem Völkermord, verheerendem Weltkrieg und Millionen von Toten verklärte ein beträchtlicher Teil der Deutschen den Nationalsozialismus auch nach dem Ende der Diktatur 1945.
Während Mitte der 1950er Jahre noch knapp die Hälfte der Bevölkerung angab, ohne den Zweiten Weltkrieg wäre Adolf Hitler einer der größten Staatsmänner gewesen, erlangte zugleich „Das Tagebuch der Anne Frank“ große Bekanntheit.
Dennoch entstand in dieser Zeit – personeller und ideologischer Kontinuitäten zum Trotz – eine wehrhafte Demokratie, deren 75-jähriges Bestehen wir in diesem Jahr zu Recht feiern.
Auch in den nachfolgenden Generationen verhielten sich die Menschen höchst unterschiedlich zur nationalsozialistischen Diktatur. Wie wirkmächtig etwa der lautstarke Protest der 68er-Bewegung tatsächlich war und inwiefern der staatlich propagierte „Antifaschismus“ die Menschen in der DDR persönlich prägte, beleuchten wir ab September 2024 in unserer Wechselausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ im Haus der Geschichte.“
⋙ Museothek
∎ Chronik der Gemeinde Hellental
um 1936
Leder, Papier
248 Seiten – unbeschrieben
[hmh Inv.-Nr. 3037
∎ Henkelmann
Der Blechbehälter aus Hellental stammt aus früheren Wehrmachtsbeständen und diente vermutlich Ende der 1940er Jahre als Henkelmann zum Essenholen aus einer Volksküche.
[hmh Inv.-Nr. 1152
∎ Bronzeplakette
"Heinrich Hörnlein-Preis" des Verbandes Deutscher Biologen e. V.
Preisträger des Hörlein-Wettbewerbs 1974: Klaus Weber und Kurt Vay
Freie Universität Berlin am 20. September 1974
[hmh Inv.-Nr. 6011
Bronzeplakette
Heinrich Hörnlein-Preis
Verband Deutscher Biologen e.V. │ 1974
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Philipp Heinrich Hörlein (1882-1954)
- 1909 Chemiker des wissenschaftlichen Labors Bayer, ab 1911 dessen Leitung
- Entwicklung des Schlafmittels Phenobarbital (Luminal®)
- ab 1914 stellvertretender Direktor und stellvertretendes Vorstandsmitglied bei Bayer
- Leiter der pharmazeutischen Forschung bei Bayer
- 1926 stellvertretendes, ab 1931 ordentliches Vorstandsmitglied der I.G. Farben
Direktor des I.G.-Farben-Werks in Wuppertal-Elberfeld
- Beteiligung bei der Entwicklung von Tabun, Sarin und Soman
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Aufsichtsratsvorsitzender der Behringwerke Marburg und der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung
- 1932 Honorarprofessor in Düsseldorf
1933
- 1933 der NSDAP beigetreten
1939-1945
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Oktober 1939 Teilnahme an einer Besprechung zur Giftgasproduktion im Heereswaffenamt
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ab 1939 Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- ab 1941 Wehrwirtschaftsführer
nach 1945 - 1954
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August 1945 Festnahme durch die US-Army
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Juli 1948 im I.G.-Farben-Prozess in Nürnberg Freispruch in allen Anklagepunkten
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erneut Leiter des Elberfelder Werkes
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1952 Aufsichtsratsvorsitzender der Farbenfabriken Bayer und Senator bei der Max-Planck-Gesellschaft
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1952: Ehrendoktor der TH Darmstadt
- 1954 Honorarprofessor an der Medizinischen Akademie Düsseldorf
Die 1950er Jahre - Es geht aufwärts, aber wie ...
SPD-Mitgliedschaft
Hellental │ 1952-1954
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
∎ Musikschrank │ um 1955
Hellental
[hmh Inv.-Nr. 1155
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Telefunken-Plattenspieler
- Philips-Röhrenradio „Sagitta“ - mit Emblem-Schriftzug
aus dem Privateigentum des Hellentaler Bäckermeisters Manfred Dittrich (1934-2019)
Musikschrank
Hellental │ um 1955
© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer
∎ Flasche in Form einer Laterne │ um 1960
mit Spieluhr zum Aufziehen
Schnaps-/Likörflasche mit Ausgießer
1960er Jahre
Melodie: „Man müsste noch mal zwanzig sein“
Kupfer, Glas
[hmh Inv.-Nr. 4193
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[1] Angela Janelli vom Historisches Museum Frankfurt in Einbeck am 04. November 2019.
[2] US-amerikanischer Geschichtsphilosoph GEORGE SANTAYANA (1863-1952) in JÜTTE 1997, S. 11.