Naturschutz im Hochmoor Mecklenbruch

Klaus A.E. Weber

 

Wasser halten und Kohlendioxyd speichern

 

Aquatische Landschaft

Hochmoor Mecklenbruch

Mai 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Aquatische Landschaft zwischen Land und Wasser

Nach HEUMÜLLER [4] entwickelte sich, beginnend vor etwa 11.700 Jahren, die Moorlandschaft von Niedersachsen, welches „wie in keinem anderen deutschen Bundesland von großen Mooren geprägt“ ist.

Die letzte Kaltzeit (Weichsel-Kaltzeit/Weichsel-Glazial) mit Vergletscherung im nördlichen Mitteleuropa begann vor ca. 115.000-110.000 Jahren und endete allmählich vor etwa 15.000-10.000 Jahren.

Ein „Bodenarchiv“ dieser letzten Eiszeit ist das Hochmoor "Mecklenbruch", das vor etwa 4.300 Jahren entstand.

 

[1]

 

Naturschutzgebiet (NSG)

"Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental"

In südwestlicher Fortsetzung des Naturschutzbereichs "Hellental" im NSG "Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental" ist mit einer Kernfläche von 63 ha der Naturschutzbereich "Mecklenbruch" das größte niedersächsische Hochmoor außerhalb des Harzes und zugleich das größte naturnahe Hochmoor im Solling.

 

Das Hochmoor

Mai 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Das einzigartige Moorbiotop, bereits 1939 unter Naturschutz gestellt, liegt nordöstlich des Glasmacherdorfes Silberborn auf einem Talsattel zwischen dem Dasseler Mittelberg und dem Langenberg im Hochsolling.

Der Naturschutzbereich "Mecklenbruch" im Hochsolling - Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 - dient der Sicherung seltener hochmoortypischer Biotopkomplexe sowie dem Schutz von Lebensstätten gefährdeter Pflanzen- und Tierarten.

Nach Lage und Geländeform wird das Hochmoor als "Sattelmoor" bezeichnet.

Inmitten des Hochmoores befindet sich eine Wasserscheide mit zwei Ausflüssen.

Die beiden hier ihren Ursprung nehmenden Sollingbäche entwässern das Hochmoor natürlicherweise:[3]

  • Helle - zur Ilme hin
  • Holzminde - zur Weser hin

Das in Randbereichen mit schwachem Gefälle entwässernde Sattel-Hochmoor mit uhrglasförmiger Aufwölbung auf staunassen Windbruchflächen und wasserstauenden Gesteinsschichten als mineralischer Untergrund auf dem Buntsandstein entstand durch Torfablagerungen vor etwa 5.000-4.500 Jahren - nach dem Ende der letzten Eiszeit.

Über gekennzeichnete Wanderwege und den ausgebauten Moor-Steg ist das Hochmoor "Mecklenbruch" vom nordöstlich stark abfallenden, engen und sumpfigen Wiesental des Hellentaler Grundes aus gut erreichbar.

Die Betreuung des urtümlichen Lebensraums Hochmoor obliegt dem Naturpark Solling-Vogler.

 

Torfmoos

Sphagnum

Mai 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Stark gefährdete Torfmoose im lebensfeindlichen Milieu

Die nährstoffarme, mehr oder weniger saure Feuchtgebiete bevorzugenden Torfmoose (Sphagnum spec.) sind als wechselfeuchte Moorpflanzen die wichtigsten Torfbildner - und damit zugleich auch die charakteristischen Hochmoor-Planzen.[2]

Torfmoose haben eine enorme Wasserspeicherfähigkeit, weshalb „der Wasserspiegel eines intakten Hochmoores über dem Grundwasserspiegel“ liegt.[4]

Durch eng stehene Moospolster wächst die Torfmoosdecke im "Mecklenbruch" maximal um etwa 1 mm im Jahr in die Höhe - Stockwerk um Stockwerk.

Abgestorbene, aber Wasser speichernde Torfmoospflanzen erzeugen den Torf des Hochmoors.

Im "Mecklenbruch" beträgt die Torfschicht bis zu fünf Meter Dicke.

Zudem "versauern" abgestorbene Torfmoospflanzen das Moorwasser - es wird fast so sauer wie unverdünnter Essig (pH-Wert 3-4).

Unterhalb des Torfbildungshorizontes (Vegetation) liegt der Torferhaltungshorizont, bestehend aus Weiß- und Schwarztorf.

 

Wollgras

Eriophorum

Mai 2021

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Wollgras - Charakterpflanze der Moorränder

Das Schneidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) als Charakterpflanze von Moorrändern wächst an den etwas trockneren Arealen im Hochmoor "Mecklenbruch".

Wie die Torfmoose so ist auch das Schneidige Wollgras ein Torfbildner und bevorzugt nährstoffarme Böden sowie mehr oder weniger saure Feuchtgebiete.

Auch im mittleren Hellental ist das Wollgras noch in einem kleinen Feuchtgebiet anzutreffen.

 

Weitere spezialisierte Pflanzen im Hochmoor

  • zwergenhafte Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos)
  • giftiger Zwergstrauch Rosmarinheide (Andromeda polifolia)
  • lauernder Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)

 

 

Das "Mecklenbruch" im Kriminalroman

Am 16. November 2015 erschien der Kriminalroman "Wintervollmond" der Autorin Nete Seewald, worin auch das Hochmoor "Mecklenbruch" eine besondere Bedeutung findet ... [2]

"Eine Wandergruppe stößt auf menschliche Knochenreste zwischen dem Schutt und der Asche einer niedergebrannten Kate.

Kommissar Gerlach und sein Team beginnen zu ermitteln.

Als bei Bauarbeiten eines Windparks im Moor eine weitere Leiche entdeckt wird und zeitgleich der Fund eines toten Babys untersucht werden muss, ist zunächst unklar, ob zwischen den Toten ein Zusammenhang besteht.

Erst die Lösung des Rätsels um das Wolfskind bringt den Kommissar auf die richtige Spur …"

 

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[1] in LESSMANN 1984, S. 85-86.

[2] SEEWALD, NETE: Wintervollmond. Latos-Verlag. 2015. Romanvorstellung und Lesung beim Krimi-Dinner in 3 Gängen am 05. Dezember 2015 im Lönskrug, Hellental.

[3] LILGE 1995, S. 31-32.

[4] HEUMÜLLER 2021a/b, 2022.