Säkulare Wüstungen in der Region

Klaus A.E. Weber

 

Blick auf den östlichen Heukenberg

Mai 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Das späte Mittelalter war im Weserbergland von starken Wüstungserscheinungen geprägt, wobei ab etwa 1350/1400 weite Landstriche mehr oder weniger stark verödeten, die Bevölkerung erheblich abnahm und sich die Mehrzahl ländlicher Siedlungen reduzierte.[7]

Zum Wüstungsprozess und seinen Ursachen siehe KÜNTZEL [5] und STEPHAN [6].

Die markante spätmittelalterliche Wüstungsperiode kennzeichnet ein teils ungeklärter einschneidender Rückgang vor allem kleinerer Siedlungen, einhergehend mit folgenden möglichen Faktoren [3]:

  • in erheblichem Maße die Fehden

  • große Bevölkerungsverluste durch Epidemien (Seuchen) und Kriege

  • Rückgang des im Hochmittelalter stark intensivierten Ackerbaus
  • Hungersnöte infolge unzureichender Ernten bei ungünstigen Bodenverhältnissen

  • Minderung landwirtschaftlicher Erträge aufgrund anhaltender Bodenerosionen (im frühen 14. Jahrhundert)

  • Missernten durch Klimaschwankungen (Klimakrisen) und Naturkatastrophen

Die meisten mittelalterlichen Wüstungen, die das gesamte ländliche Siedlungsbild verändern sollten, ereigneten sich im Zeitraum Mitte des 14. bis Ende des 15. Jahrhunderts und betreffen vernehmlich jüngere Siedlungen.[4]

Der Ausbau der Siedlungslandschaft hatte im Braunschweigischen mit dem 13. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht.

Das Agrarland war im Zuge der verschiedenen Besiedlungsepochen am weitesten ausgedehnt, der Wald am weitesten zurückgedrängt und die Anzahl der Siedlungen auf einem Maximum angelangt.

Aber um diese Zeit setzten auch bereits Prozesse ein, welche zum Abgang von Dörfern, zu so genannten totalen Ortswüstungen führten.“[2]

Bereits im 14. Jahrhundert verödete weitgehend die Siedlungs- und Kulturlandschaft des Sollings.

So verödeten im Sollingwald während des 14./15. Jahrhundert die dort gelegenen Siedlungen Winnefeld sowie Schmeeßen (Dorfwüstungen).

Im Unterschied zu den spätmittelalterlichen Wüstungsvorgängen zwischen etwa 1350 und 1500 verliefen die hochmittelalterlichen „ohne Verlust der agrarischen Nutzflächen“ und gingen mit vergleichsweise geringen Ortswüstungen einher.[2]

Von der Wüstungsphase des ausgehenden Spätmittelalters bis zur Frühneuzeit - von ca. 1450-1600 – besteht beispielsweise im Umfeld des Hellentals eine auffallende archäologische Fundlücke im Hinblick auf historische Waldglashütten.

Bei den in der hier betrachteten Region liegenden Wüstungen handelt es sich um aufgegebene Siedlungen (Ortschaften) und Wirtschaftsflächen (Flurwüstungen).

Nordöstlich von Braak liegt in der Gemarkung Stadtoldendorf die Wüstung Holtensen.

In einem weiten Waldgebiet am „Eberbach“ (bedeutet „Oberbach“) angelegt, war Holtensen eine der größten Hägersiedlungen und zugleich ein Amlungsborner Klosterdorf.[3]

Der „Holzer Berg“, der heutige Holzberg, erhielt seinen Namen nach dem Dorf Holtensen.

Im Umfeld der Siedlung bestand ein ausgedehntes, teils heute noch sichtbares Wölbackersystem.

Keramikfunden auf Ackerland und Wiesengelände belegen die mittelalterliche Siedlung.[1]

Für die hier betrachtete Dorf:Region besonders bedeutsam sind die Wüstung

 

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[1] CASEMIR/OHAINSKI 2007, S. 117-118.

[2] JARCK/SCHILDT 2000, S. 296-299.

[3] RAULS 1974, S. 37-39.

[4] STREICH 1996, S. 29-30.

[5] KÜNTZEL 2010, S. 327-414.

[6] STEPHAN 2010.

[7] DBU 2018, S. 35.