Standortfaktoren und glasökologische Aspekte

Klaus A.E. Weber

 

Beginn einer glasarchäologischen

Forschung im Kleinraum

der Hilsregion

August 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Neben dem alten Waldgewerbe der Köhler, ist auch das alte Glasmacherhandwerk typisch für ein nicht-zünftiges Gewerbe ohne festen siedlungsspezifischen, aber an Rohstoffe gebundenen Standort.

Der Bau und Betrieb einer Glashütte war abhängig von Standortfaktoren (lokale Roh- und Brennstoffe, Wasserlauf) und topografischen Rahmenbedingungen (Geländemorphologie).

Neben geländemorphologischen Aspekten waren für lange Zeit das Sand- und Wasservorkommen sowie die Brennstoffressourcen (Holz als Energieträger) für die Glasmacher die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Glashüttenstandortes.[1]

Ein weiterer Standortaspekt war, dass Glashütten in für die landwirtschaftliche Nutzung wenig geeigneten Landschaften entstanden.[2]

Noch heute besteht ganzjährig ein kontinuierliches Wasservorkommen, gespeist von vielen, das Sollingtal entwässernden Bachläufen und Hangquellen.

Die für die Glasherstellung wichtige Voraussetzung, ortsnah über quarzhaltigen Sand und Kalk für das Glasgemenge sowie für die Werköfen über feuerfeste Bausteine zu verfügen, war im Umfeld des Hellentals gegeben.

Eisenarmer weißer Tertiärsand wurde vermutlich aus Sandgruben vor Ort und/oder grenzüberschreitend aus Sandvorkommen bei Neuhaus im Hochsolling („Sandwäsche“) oder bei Lenne bezogen.

Ungeklärt bleibt die Frage nach der Herkunft des feuerfesten Tons für die Glashäfen und nach dem Ort ihrer Fertigung.[3]

Umfangreiche Tonlagerstätten und Töpfereien befinden sich bis heute im Raum Fredelsloh/Bengerode am Solling sowie im „Pottland“ rund um Duingen, einer historisch bedeutenden Töpferregion zwischen Weser und Leine.

 

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[1] FROMMER/KOTTMANN 2004, S. 33 ff.; KRUEGER 2003, S. 45; PARENT 1998, S. 54.

[2] Am 24.10.2004 konnten bei einer Geländeprospektion von Dr. Klaus A. E. Weber und Christel Schulz-Weber etwa 480 m südwestlich des Dorfausganges im oberen Bachlauf der Helle an deren östlichem Bachufer, unterhalb einer auffallenden Geländeabruchkante, eng benachbart einige wenige kleine Fragmente von Grünglasschmelzen geborgen werden, gut 200 m weiter südlich dieser Fundstelle eine einzelne mittelalterliche Keramikscherbe (graue Irdenware).

[3] STEPHAN 2003, S. 162.