Herrenhaus - Herrschaftliches Gebäude №1

Klaus A.E. Weber

 

"Das hervorstechendste Haus des Dorfes" [3]

Das "Herrn Hauß" der Schorborner Glasmanufaktur │ später "Altes Forsthaus"

Einzeldenkmal Glashüttenweg 6

In dem stattlichen Herrenhaus wohnten ab 1744 die jeweiligen staatlichen Hüttenverwalter und später die privaten Pächter.

Trotz mehrfacher Umnutzung des ehemals herrschaftlichen Gebäudes sind noch heute typische Architekturformen und Details seiner Bauzeit zur Mitte des 18. Jahrhunderts erkennbar.

So berichtete STEINACKER [8] 1907, dass neben der Glashüttenanlage „das alte Wohnhaus ihres Leiters“ aus dem 18. Jahrhundert besteht, „ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Mansardendach“.

Zudem sei „der Oberstock ist vorgekragt mit Fase an der Schwelle und gerundetem Füllholze“.

 

um 1950

Zeichnung von Curt Sauermilch [1]

 

August 2022

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Nach TACKE [2] zählten zu der 1745 erbauten Glashüttenanlage auch das Herrenhaus mit der "№1", ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude mit raumsparendem Mansardendach.

Das Herrenhaus war als erstes Gebäude in der Fluchtlinie der "Langen Reihe" errichtetet worden.

Es war der Wohnsitz des Administrators (staatlicher Verwalter) Johann Heinrich Nagel (~1709-1751), dem die erste Hüttenverwaltung über 12 Jahre - 1744 bis 1756 - oblag und dessen Namen die Glocke zierte.[4]

 

Zum Vergleich:

Herrenhaus der ehemaligen Lauensteiner Glashütte in Osterwald │ Februar 2021

errichtet 1827/1828 als Wohnhaus des Glashüttenbesitzers Franz Hampel

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Stunden- und Läutglocke auf dem Dach des Herrenhauses

Nach den Ausführungen bei BLOSS [6] befand sich auf dem Dachboden des Herrenhauses unter dem Mansardenwalmdach "eine Uhr Kammer von büchen Holtz".

In dem Uhrenkasten aus Buchenholz stand "eine große eiserne Stunde Uhr welches außer dem Dache mit einem Uhrzeiger versehen ist".

"Über der Uhr Kammer hanget außer dem Dache eine Glocke von gewöhnlichen Metal 14 Zoll hoch und unten 14 Zoll breit; ist anno 1747 gegossen ... an der einen Seite hat dieselbe die Inschrift Johann Heinrich Nagel.

Auf der anderen Seite sind ebenfalls Buchstaben eingegossen.

Weil aber sich Niemand aus dem Dache hinaus und die Inschrift aufzeichnen wollen, so hat solche auch alhier nicht vermerket werden können.

Die Glocke selbst ist vor einigen Jahren geborsten.

Auf derselben hanget ein eisener Hammer welcher die Stunden anschlägt.

Außerdem aber wird diese Glocke auch mit zum Läuten gebraucht."

Das Uhrwerk und die Glocke wurden in der Zeit der Hüttenverpachtung vom Dach des Herrenhauses auf das Dach der 1837 neu erbauten Schule verbracht.[7]

 

Die alte, aber nicht ursprüngliche Sandsteintreppe

vor der Sanierung │ Oktober 2015

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Die Sandsteintreppe nach der Sanierung │ August 2022

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Imposante Sandsteintreppe - mit Gefängnis

Wie RAULS [3] ausführt, gelangte man von dem Herrenhaus über die Treppe "durch den Terrassengarten auf geradem Wege zum oberen Eingang der Hütte".

Die ursprüngliche, gemauerte Sandsteintreppe war 9 Fuß (2,6 m) hoch und 57 Fuß (16,5 m) lang.[6]

"Unter derselben ist ein gewölbtes Gefängnis, vor welchem eine Tannen-Thür.

An der Nordseite sind 16 gehauene Tritte, an der Südseite 8.

Das davor befindliche eiserne Geländer besteht aus 9 Pfosten und 2 Geländerstangen, welche auf beiden Seiten heruntergehen.

Der Auftritt ist mit Sollinger Platten belegt."[6]

Vor und hinter dem Herrenhaus befinden sich zwei Linden.

 

Gärten beim Herrenhaus

"Ein Garten neben und ein Garten hinter dem Herrn Hause.

Ein Garten vor dem Herrenhause ... ist in 6 gemauerte Terassen eingetheilet.

In der Mitte desselben geht eine steinerne Treppe durch jede.

Dieser Garten ist von 3 Seiten mit einer Mauer und auf selbiger mit einem Stacket von Eichen Holtze umgeben".

Es werden zudem zwei Linden vor und zwei Linden hinter dem Herrenhaus erwähnt.[6]

 

Die sechs Gartenterrassen mit mittelständiger Treppe │ Mai 2019

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

"№1. Herrenhaus" │ um 1795

Auszug aus dem "Plan der Glashütte zu Schorborn 1795"

NLA WO, 50 Neu 4 Nr. 3637

 

Trotz mehrfacher Umnutzung weist das erhaltene, zwischenzeitlich als Forsthaus genutzte Gebäude, noch typische Architekturformen und Details der bürgerlich-barocken Bauzeit.

Ein Schuppen, ein Kuhstall und ein Backhaus zählten zum Bestand des Herrenhauses.

 

um 1950

Zeichnung von Curt Sauermilch [1]

 

Oktober 2018

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Das alte Forsthaus

 

Heimatkundliche Skizze │ Teilansicht des Alten Forsthauses

© Historisches Museum Hellental

 

Ehemaliges Forsthaus │ um 1980 [5]

 

August 2022

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] Zeichnung von Curt Sauermilch (Holzminden) in BLOSS 1950a, S. 34 Abb. 3.

[2] TACKE 1943, S. 139.

[3] RAULS 1983, S. 317.

[4] NÄGELER 2013, Nr. 913.

[5] Fotos aus RAULS 1983, Anhang.

[6] BLOSS 1950a, S. 16.

[7] BLOSS 1950a, S. 22.