Zu Gast bei "Vater Carl" Timmermann

Klaus A.E. Weber

 

Der vornehmlich als „Heidedichter“ bekannt gewordene, unstete und umtriebige Journalist, Naturfreund, Jäger und Schriftsteller Hermann Löns (1866-1914) hielt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrfach in der nördlichen Sollingregion und in Einbeck auf.

So kam Hermann Löns bei seinen Fahrradausflügen auch nach Hellental und besuchte den dortigen Dorfkrug von Carl Timmermann (heute: LandHotel Lönskrug)

Von dem Wirtshaus an der Straße aus durchstreifte Löns die schöne Landschaft des offenen Hellentals und deren waldreiche Umgebung im Solling.

Auch unternahm er von hieraus Wanderungen nach Einbeck und in die umliegenden Ortschaften.

 

Dorfgasthaus von Carl Timmermann

In den Jahren zwischen 1905-1914 soll sich Hermann Löns mit größeren zeitlichen Abständen bei Kurzurlauben und auch für längere Zeit in Hellental aufgehalten haben, wobei er stets das Gasthaus von Carl Timmermann, dem Gastwirt des Dorfkruges, logierte.[1][6][7]

Um Pfingsten 1914 soll Löns letztmals den „Timmermannschen Gasthof“ besucht haben.[2][7]

Er war eng mit der Familie Timmermann und der Geschichte der „Timmermannschen Gastwirtschaft“ sowie insbesondere mit der des Hellentals verbunden.

 

Kopie der von Hermann Löns aus Hannover

am 14. Januar 1914

an Carl Timmermann per Postkarte

gesendeten Neujahrsgrüße

© Historisches Museum Hellental

 

Die familiäre Verbundenheit belegt die aus Hannover am 14. Januar 1914 von Hermann Löns gesendete Postkarte an "Vater Carl":

"Carl Timmermann I. und Familie junior - in Hellenthal bei Merxhausen/Solling - die schönsten Wünsche für 1914, auch an Heinrich Mayer".[3]

Vom letzten Mollenhauer im Solling, dem hageren, hochgewachsenen Waldarbeiter, Mollenhauer „Meister“ Gehrmann aus Hellental ist bekannt, dass er mit Hermann Löns befreundet und ihm daher das Löns-Buch „Dahinten in der Heide“ mit persönlich zugedachter Widmung des Dichters die „schönste Köstlichkeit“ war.

„Meister“ Gehrmann war oft mit Hermann Löns in der grünen Waldeinsamkeit des Sollings unterwegs.

So berichtete Gehrmann auch davon, dass Löns abends „so gern auf der Bank vor irgendeinem Hause des bunten Dorfes gesessen und mit Vergnügen zugehorcht habe, wenn man sich ernste und heitere Jagd- und Wilderer-Geschichten erzählte“.[4]

Alles in allem könnte der populäre Journalist und Naturbeobachter Hermann Löns auch als „Entdecker” des Hellentals für den später folgenden Tourismus (Erholungsurlauber) angesehen werden.[5]

 

Fremdenverkehrsverzeichnis des Gasthofs

„Verräterische“ Einträge im Original erhalten gebliebenen Fremdenverkehrsverzeichnis des Gasthofes von Carl Timmermann [3]

  • 1913 weist es den Eintrag „April 1 - 4“ (1.-4. April) des 47-jährigen Hermann Löns aus Hannover auf.
  • Mit dem Eintrag „Mai 10 - 14“ (10.-14. Mai) belegt wenige Wochen später seine letzte Lebensgefährtin ihr Verweilen im Gasthof – die 23-jährige „Erna“ Sassenberg.

 

Fremdenverkehrsverzeichnis

„Timmermannscher Gasthof“ │ 1913

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] CREYDT 1988a, S. 55-58.

[2] Hermann-Löns-Blätter, Heft 2, 1988.

[3] Das im Original erhaltene Gästebuch befand sich 2005 im Privatbesitz der Familie Eckhard Prinz, Hamfelde/Hellental; seit 2000 ehemals Inhaber des traditionellen „Landgasthauses Lönskrug“ in Hellental. Als Dauerleihgabe der Fam. Prinz, >Lönskrug< befindet es sich seit 2007 im HISTORISCHEN MUSEUM HELLENTAL, Das im Original erhaltene Gästebuch befand sich 2005 im Privatbesitz der Familie Eckhard Prinz, Hamfelde/Hellental; seit 2000 ehemals Inhaber des traditionellen „Landgasthauses Lönskrug“ in Hellental.

[4] RINDFLEISCH 1938, FESSLER 1936.

[5] Anschauliche Einzelheiten zu Aufenthalten von >Hermann Löns im Solling< sind dem gleichnamigen Aufsatz von CREYDT in „Wilhelmbuschs Beziehungen zu Dassel - Hermann Löns im Solling“ [Dasseler Schriftenreihe, Heft 1, 1985; S. 31-38] zu entnehmen.

[6] LANDKREIS HOLZMINDEN 1986.

[7] KAMPA/ZÄNKER 2019, S. 83.