Stempelziegel „Fürstenberger P. F.“ und "SAC"

Klaus A.E. Weber

 

Ofensteine aus der Zeit um 1860-1870

Wie die Baudokumentation des Jahres 2006 ausweist, wurden beim Backofenbau einst gestempelte wie auch ungestempelte feuerfeste Ziegel als Ofensteine verwendet.

Insgesamt konnten bei den Restaurierungsarbeiten am mit Holz befeuerten Backofen des Gemeinde-Backhauses Hellental 53 gestempelte Ofenziegel - feuerfestes keramisches Material mit hoher Wärmekapazität - aus der Herdplatte des vorgefundenen Backofens geborgen [1] und dem Zeitraum um 1860-1870 zugeordnet werden.

 

Ofensteine mit den beiden Variaten

der Stempelgeprägungen

"Fürstenberger Porzellanfabrik"

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

FÜRSTENBERGER PORZELLAN FABRIK

Bauhistorisch überraschte bei Sanierungsbeginn insbesondere der Fund von 39 vermauerten Ofenziegeln (74 %) mit der Prägung

FÜRSTENBERGER PORZELLAN FABRIK

FÜRSTENBERGER P. F.

Im 19. Jahrhundert - im Zeitraum 1860-1870 - war es zu einem Niedergang der Porzellanherstellung in Fürstenberg gekommen.

Demnach wurden vermutlich aus einer brenntechnischen „Nebenproduktion“ der Fürstenberger Porzellanfabrik [2] um 1860-1870 auch Ofenziegel hergestellt und regional verhandelt.

Aktenkundig [3] ist die Lieferung von Ofensteinen an die Carls-Hütte in Delligsen.[4]

 

© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Den wohl älteren Ziegelstempel „FÜRSTENBERGER P.(orzellan) F.(abrik)“ weisen insgesamt 10 Ziegel (25,6 %), den mit dem wahrscheinlich jüngeren Ziegelstempel „FÜRSTENBERGER PORZELLAN FABRIK“ insgesamt 29 Ziegel (74,4 %) auf.

Ziegelformat etwa 1 : 2 : 4

  • Länge: 25 cm

  • Breite: 12,5 cm

  • Fugenstärke: 6,5 cm

Da im Zeitraum um 1860-1910 die Porzellanmanufaktur „Fürstenberger Porzellanfabrik“ genannt wurde [5], ist es wahrscheinlich, dass diese Stempelziegel am ehesten aus der Zeit um 1870 stammen und somit eine weitere bauliche Veränderung des Backofens während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts repräsentieren.

 

S A C

Insgesamt 14 Schamottesteine (26 %) tragen die schlichte Stempelprägung

 

„S A C“ = Sollinger Abraham │ Clemens

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

mit der Zuordnung zur Glasfabrik Schorborn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Beide erwerben 1859 die Glashüttengebäude in Schorborn.[6]

  • S A: Sollinger, Abraham - Deensen, Kaufmann
  • C: Clemens, Heinrich - Schorborn

 

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[1] Im Rahmen des Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojektes der Kreisvolkshochschule Holzminden von September 2007 bis August 2008.

[2] 1747 von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gegründete Herzoglich Braunschweigische Porzellan Manufaktur; heute Porzellanmanufaktur Fürstenberg GmbH.

[3] mündliche Auskunft: Museum im Schloss der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG (Thomas Krueger ⃒ Dr. Christian Lechelt).

[4] ehemals herzogliche Eisenhütte.

[5] RÖNTGEN 2007, S. 76, 80-81.

[6] NÄGELER, W. F.: Ortsfamilienbuch Schorborn mit Schießhaus. 2013. StAWF 40 Neu 10 Fb 6 Zg 20 / 1994 Nr. 1621.